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Plötzlich kreuzte ein bekanntes Gesicht seinen Blick. Sofort schellte sein Kopf nach Hinten, versuchend den Radfahrer den er gerade entdeckt hatte genauer zu identifizieren. Doch leider fuhr dieser in die entgegen gesetzte Richtung als ihr Bus. Verwundert kniff er seine Augenbrauen zusammen und schüttelte anschließend seinen Kopf.
„Alles gut?", fragte Andrés, der neben ihm saß. Gerard nickte mit seinem Kopf, blickte sich allerdings noch einmal prüfend über die Schulter.
„Ja..ich...ich hab nur Geister gesehen", murmelte er und lehnte sich zurück. Andrés wandte seinen Blick zu ihm und sah ihn fragend an: „Wie Geister?"
„Es schien mir so, als würde ich das Gesicht vom Radfahrer kennen", antwortete der Verteidiger.
„Welcher Radfahrer?", murmelte Andrés und verstand bislang nicht wirklich etwas.
„Ist hier gerade vorbei gefahren, aber ich hab es mir wahrscheinlich nur eingebildet!", meinte Gerard.
„Wessen Gesicht?"
„Weiß ich nicht, ich kannte es bloß", nuschelte der Jüngere und schaute sich immer wieder über die Schulter. Auf der Straße tummelten sich die Menschen, in den Läden hingen die Fahnen zur Weltmeisterschaft aus. Es war ein normaler Alltag. Piqué musste Geister gesehen haben.

Mit diesem Hintergedanken folgte er weiter der Fahrt zu ihrem Hotel, welches ein wenig abseits der Stadt lag.
„Gehst du eigentlich nach her mit die Stadt besichtigen?", fragte Andrés, als der Bus vor einem großen Hotel hielt.
„Weiß nicht, wer kommt den mit?", fragte der Größere, unterdessen er seine sieben Sachen in den Rucksack zusammen packte.
„Iker, Nando, Marc und ich", antworte Andrés und stellte sich schon in den Gang. Schulter zuckend willigte Gerard anschließend ein, in Canada war er noch nie gewesen, da wollte er sich Toronto schon ansehen, wenn die Möglichkeit bestand.
„Super", murmelte Andrés. Lange warteten sie nun, bis sich die Mannschaft endlich in Bewegung setzte und aus dem Bus schritt.
„Oh mein Gott ist es hier warm!", kreischte Isco, worauf die gesamte Mannschaft lachte. Hatten sie dem Madrilenen doch gesagt, dass im Sommer keine Minus Temperaturen herrschten, trotzdem hatte dieser nicht hören wollen und sich in einen dicken Pullover eingemummt.
„Wir haben es dir gesagt!", lachte Fernando und schlug dem Jüngeren auf den Hinterkopf.
„Ich hab jetzt nur Wintersachen eingepackt!", murrte dieser, als er sich seinen Hinterkopf rieb.
Gerard verdrehte seine Augen: „Du kannst mit uns in die Stadt, wenn du magst!"
Freudig nickte der Mittelfeldspieler zappelig.

***

Zur frühen Abendstunde konnten die Fußballer dann los, nachdem sich alles rund um die Zimmerordnung und die Trainingspläne geklärt hatte.
„Wo soll es zuerst hingehen?", fragte Iker.
„In die Shopping Meile!", meinte Isco sofort: „Ich beginne zu schwitzen!"
„Keine Details!", unterbrach Marc sofort und gestikulierte mit der Hand einen Schlussstrich. Gerard grinste.
„Ich denke wir können mit dem Bus fahren, oder?", fragte Fernando: „Ich meine so populär ist Fußball hier jetzt auch nicht!"
Andrés zuckte mit den Achseln: „Wir können es ja ausprobieren!"
Gesagt getan. Nach einigen Minuten warten, saßen die sechs Männer im Bus, der sie nach Toronto bringen sollte.
„Zwanzig Minuten meinte er oder?", fragte Fernando, der neben Iker saß.
„Keinen Plan, du bist der mit den Englisch Kenntnissen", meinte Marc gleichgültig und erinnerte an Fernandos Zeit in England. Augen rollend streckte der Stürmer seinem Freund die Zunge raus.
„Wenn wir uns verfahren ist das nicht meine Schuld, Geri kann auch englisch!", verteidigte sich der Stürmer und lehnte Sich zurück.
„Zwanzig Minuten bis in die Stadtmitte!", hörte er plötzlich Iker sprechen.
„Woher weißt du das denn jetzt?", zischte sein Sitznachbar.
„Ich habe gefragt", gab der Torhüter zurück.
„Auf welcher Sprache?", fragte Fernando.
„Englisch, irgendwas krieg ich auch noch zusammen", Iker lachte, als sein Freund beleidigt wegschaute.
„Pfff, wenn du ja so gut Englisch kannst, kannst du dich ja um alles kümmern!", zischte er beleidigt.
„Oder Piqué!", meinte Isco, alle sahen zu eben genannten, der einem Gespräch lauschte. Er hatte gerade einen Namen gehört, der Alarm bei ihm auslöste.
„Geri?", Marc wedelte mit seiner Hand vor dessen Augen, bevor er sich kopfschüttelnd zu ihm wandte.
„Was ist?", fragte er verwirrt, dass alle ihn anblickten.
„Alles gut?", stellte Marc die nächste Frage. Sofort nickte der Verteidiger: „Ich war nur in Gedanken"
„Bei deinen Geistern?", witzelte Andrés. Gerard verdrehte seine Augen: „Ich habe gerade nur einen Namen gehört!"
„Das ist ja natürlich was ganz besonderes", lachte Iker.
„Einen spanischen!", meinte Gerard, doch noch immer lachten seine Freunde.
„Ob du es glauben magst oder nicht, hier gibt es auch Spanier!", meinte Isco. Piqué zuckte mit den Schultern. Das müsste es gewesen sein. Ein einfacher spanischer Name. Nicht sein Name.
„Kommt", rief Andrés, als die Aussage die Stadtmitte ausrief.

Aus dem Bus raus blieben die Fußballer erst einmal doch etwas verloren stehen.
„Oh man ist das groß!", murmelte Isco, als er die Menschenmassen und Wolkenkratzer um sich herum sah.
„Jap", stimmte ihm Marc zu: „Bisschen größer als Barcelona oder Madrid"
„Hier leben doch nur 5 Millionen", murmelte Fernando, überfordert damit, dass diese Stadt trotzdem so überfüllt schien.
„Wir sind hier mitten im Sommer, da ist die Stadt bestimmt mit Touristen überfüllt", erklärte Iker. Alle schienen mit dieser Möglichkeit durchaus einverstanden zu sein.
„Wo geht's jetzt zum shoppen?", fragte Isco.
„Den Frauen mit den großen Tüten nach", zeigte Marc auf einige Damen mit Einkaufstaschen, bevor die sechs in die Straße einbogen.
„In den Straßen teilt sich das schon auf", meinte Iker, als in ihrer Gasse deutlich weniger Menschen unterwegs waren.
„Wo soll es jetzt zu erst hingehen? Damit wir nich zu spät im Hotel wieder sind", mit diesen Worten orderte Andrés sie zusammen.
„Ich brauche Klamotten", wiederholte Isco.
„Du hörst dich an, wie meine Frau", kommentierte Marc lachend. Gerade wollte Isco kontern, da wurde er von einer lauten Stimme unterbrochen.
„Achtung!", schrie jemand schon aus weiter Ferne. Als sich die Männer umdrehten, schlängelte sich ein Radfahrer durch die Menschen Massen, immer wieder Achtung ausrufend.
Sofort sprangen die Fußballer an den Straßenrand.
„Man kann auch schieben!", rief ein aufgebrachter Passant. Der Fremde drehte seinen Kopf und lächelte entschuldigend. Gerard beobachtete das Geschehen, identifizierte das Fahrrad als dieses vom Morgen. Aus den zwei Metern, die ihn von dem Mann trennten versuchte er das Gesicht zu sehen, doch er erblickte lediglich die Seite, mit ein tätowierten Handgelenk. Er kannte dieses Tattoo. Sehr gut sogar. Nur woher? Er wusste nicht mit wem er es identifizierte. Konnte es keinem zuordnen.
„Was ist denn heute mit Dir los?", wurde er von Iker zurück gerufen. Er sah zu seinen Freunden: „Ich...ich...nur müde"
„Wir nehmen das mal einfach so hin", beschloss Fernando und zog sie wieder auf die Straße.

Der Rest des Tages verlief ohne sonderlich besondere Auffälligkeiten. Viel wurde gelacht, will gewitzelt. Sie hatten Spaß. Doch mit Gedanken war Gerard noch immer bei dem Fremden, der ihm nicht so fremd schien.
Woher kannte er ihn bloß?

Auch am frühen Abend lag Gerard mit offenen Augen in seinem Bett und starrte an die Wand.
Neben ihm telefonierte Andrés mit seiner Frau, scherte sich nicht um seinen Freund.
Immer wieder rief dieser sich den Fahrradfahrer vor Augen.
Wer war es?
Wer war er?
Wer bloß?
„Oh mein Gott!", schrie er auf einmal und im gleichen Moment sprang sein Oberkörper vom Bett.
Er sah zu Andrés, der ihn mit großen Augen musterte, gerade seiner Frau sagte, später erneut anrufen zu würden.
„Alles okay?", fragte er verängstigt und zog seine Beine auf dem Bett zu sich.
„Sergio! Da war Sergio!", brüllte Gerard und sprang vom Bett auf.
„Natürlich ist Busi da, er ist ja schließlich nominiert", antwortete der Ältere.
„Nicht Busquets. Ramos! Sergio Ramos!", aufgeregt hüpfte Gerard auf dem Boden: „Das ist der Geist!"

In case we ever meet again || Sergio Ramos (Sergio Ramos/Gerard Piqué) - ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt