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„Finde schön, dass du gekommen bist!", murmelte Gerard und sah zu Sergio, der mit ihm auf der Bank saß. Sergio lächelte schweigend.
„Was hat dich umgestimmt?", fragte der Katalane weiter, spielte mit dem Deckel seiner Flasche.
„Nicht was, wer", korrigierte Sergio und sah dann auch zu seinem ehemaligen Freund: „Megan, Liz und Liam haben mich mehr oder minder hier hin geschleift"
„Megan scheint nett zu sein"
„Sie ist meine beste Freundin"
Stille trat zwischen die beiden, in denen sie einfach nur aufs Feld guckten und die Mannschaft beim Spiel beobachteten.
„Hast du viele Freunde, hier?", fragte Gerard dann irgendwann. Der Spanier fing an zu lachen: „Was heißt viel, ich habe meine Freunde"
„Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Einfach komplett neu anfangen", murmelte der Größere. Sergio zuckte mit den Achseln: „Es ist schwer, aber dennoch leichter als man denkt"
„Warum bist du damals gegangen?", wagte es dann doch der Verteidiger dieses Thema anzuschneiden, was alle bislang umgangen hatten. Die Miene des Spaniers verfinsterte sich, für einen kurzen Moment starrte er einfach nur auf Gerard, bevor er mit den Achseln zuckte: „Es war zu viel"
„Was?"
„Keine Ahnung, einfach alles!", seufzte Sergio: „Zu viel von der Presse, zu viel vom Training, zu viel vom Spiel, zu viel vom Fußball"
Gerard konnte bloß nicken. Was sollte man da auch antworten?
„Ich hab da nicht mehr rein gepasst", fügte Sergio leise hinzu: „Das war nicht mehr mein Leben"
„Und das hier schon?", skeptisch sah er zu Sergio. Im wollte nicht in den Kopf gehen, dass der ehemalige Fußballer den Ruhm und den Sport hinter sich gelassen hatte, nur um sich mitten in Toronto abzusetzen und in einem Café zu arbeiten. Das war nicht Sergio. So war er nicht. Zumindest nicht Sese. War Gio so?
„Ja", gab dieser nach kurzer Überlegung von sich: „Ich weiß, dass das komisch ist. Früher war ich anders. Aber Menschen ändern sich"
„Namen scheinbar auch, Gio", Gerard schob sich näher zum Kleineren, der leise lachte: „Ich hab einen Neuanfang gebraucht, ohne Erinnerungen. Und Sese wäre voller Erinnerungen"
„War es leicht uns zu vergessen?", wisperte der Fußballer. Sergio sah mit einem undefinierbaren Blick zu ihm: „Ich hab euch nie vergessen, nur unterdrückt"
„Scheint Dir aber nicht viel ausgemacht zu haben. Dein Leben scheint grandios"
Der Spanier fing an zu lachen und lehnte sich zurück: „War nicht immer so. Früher, bevor ich im Café eine Anstellung hatte, war es schwer die Miete zu zahlen"
„Wie das, du hast doch genügend Kohle aus Real!"
Sofort schüttelte Sergio den Kopf.
„Wie?", murmelte Gerard.
„Neuanfang. Neuanfang bedeutet Neuanfang. Ich hab mein Geld irgendwo gespendet, genau wie meine Sachen. Das einzige womit ich hier angereist bin, war ein Koffer und knappe zweihundert Euro"
Gerard staunte: „Echt? Also hast du nichts mehr von früher?"
„Ich hab doch gesagt, ich hab euch unterdrückt", nuschelte Sergio und blickte zum Katalanen.
„Ihr denkt wahrscheinlich, ich bin ein Arsch, der einfach geht wenn es ihm passt und immer von vorne beginnen kann. Es war aber schwer. Damals, das war eine spontane und doch nicht spontane Entscheidung. Ich habe schon monatelang mit so einem Gedanken gespielt, aber fand es dann absurd. Doch dann, es war ein Freitag und wir hatten ein Spiel. Real hat meine ich drei null verloren oder so und ich hab sowohl als Kapitän, als auch als Fußballer verkackt. Und die Presse hat sich darüber das Maul zerrissen.
Aber du weißt, ich habe mir nie was von denen sagen lassen, die wissen es doch auch nicht besser. Trotzdem, irgendeiner hat in einem Artikel geschrieben: „Vielleicht wäre er doch besser im Café untergebracht, wenn er mit seinen Mitspielern Kaffeekränzchen halten möchte"
Und das hat irgendwas mit mir gemacht. Ich weiß nicht was, aber plötzlich habe ich über Nacht meine Koffer gepackt"
„Und bist abgehauen!", brummte Gerard, doch Sergio verneinte: „Vorerst nicht. Erst mal stand der Koffer einen knappen Monat einfach nur da"
„Und warum bist du dann gegangen?"
„Weiß ich nicht. Plötzlich war der Drang größer den je und darauf hab ich gehört. Es war so plötzlich. Ich hab innerhalb eines Wochenendes alles gespendet oder verkauft und mein Ticket nach Toronto verwendet. Das waren zwei Tage, ich weiß bis heute nicht, wie ich es hin gekriegt habe", erklärte Sergio, bevor beide verstummten. Irgendwann durchbrach Gerard die Stille: „Bereust du es?"
„Nein", gab der Spanier sofort zu und fuhr sich durch die Haare, die im übrigen mittlerweile wieder braun gefärbt waren: „Ich bereue nur, nicht Tschüss gesagt zu haben"
„Wenn du nie Tschüss sagst, müssen wir nie hi sagen. Dementsprechend passt es. Immerhin habe ich vergessen dich zu grüßen.
Du vergisst dich zu verabschieden, ich vergesse dich zu grüssen. Passt doch"
Sergio fing leise an zu kichern, bevor er dann zu seinem ehemaligen Freund sah und sagte: „Ich hab dich vermisst, Geri"
Die beiden sahen sich an und Gerard konnte nicht anders, als die Augen des Spaniers zu lesen, die so viel Ruhe, Lebensfreude und Gelassenheit ausstrahlten, dass Gerard es seinem ehemaligen Mitspieler nicht eine Sekunde verüben konnte, gegangen zu sein. Er zweifelte nicht im Ansatz daran, dass es das richtige gewesen war.
Plötzlich durchkreuzte ein Ball ihr Starren, der gegen die Wand hinter ihnen prallte und beide zusammen Zucken ließ.
„Alter!", fauchte Gerard und sah wütend zu Jordi, der lachend auf sie zu gerannt kam.
„Nicht so faul sein!", lachte der Linksverteidiger und stupste den Katalanen mit dem Fuß an: „Nächste Übung!"
„Stöhnend erhob sich Gerard vom Sessel und warf Sergio einen kurzen Blick zu: „Immer diese Pflichten!"
„Du auch!", rief auf einmal Jordi und passte Sergio einen Ball zu, den dieser sofort fing.
„Ich?", quiekte er dann doch verwundert.
„Julen meint, du sollst mit machen!", erklärte Jordi.
Lachend schüttelte Sergio den Kopf: „Ich kann das nicht mehr"
„Ach Quatsch!", brummte Geri: „Du warst Profi Fußballer, das verlernt man nicht!"
Der Verteidiger wollte seinen Freund gerade am Arm hochziehen, als dieser wegzuckte und mit einem warnenden Blick zu Gerard sah.
„Ich möchte einfach nicht!", zischte er. Sofort löste Gerard seine Hand. Murmelte ein leises okay, bevor er sich mit Jordi zur Mannschaft gesellte. Zurück blieb ein etwas trauriger Sergio. Natürlich hätte er mitgehen können. Die Sache ist die, er wollte nicht noch mehr Erinnerungen auf leben lassen, als ohne hin schon. Denn, egal wie man das Blatt wendete. Würde die WM erst einmal richtig beginnen, würden die Jungs von Stadt zu Stadt reisen. Und dementsprechend würde Sergio sie auch nicht mehr sehen und alle würde wieder in alte Bahnen zurück finden.
Sergio hatte nie daran gezweifelt, dass dieses Wiedersehen nur begrenzt war und der Kontakt schon bald ein Ende finden würde.
Seine Zeit im Fußball Geschäft hatte damals einfach ein Ende gefunden.

A/N: Ich kann nicht schlafen 😂
Ich hab ein wenig gefeiert und mich dann um sieben aufs Ohr gelegt und jetzt bin ich irgendwie schon wieder wach und kann nicht schlafen.
Ich bin noch ein wenig angetrunken, weiß ned, ob das Auswirkungen auf das Schreiben hat.
Ich hoffe das Kapitel ist jedenfalls gut und über Kommentare würde ich mich wie immer riesig freuen

In case we ever meet again || Sergio Ramos (Sergio Ramos/Gerard Piqué) - ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt