Here goes Friedrich

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Das ist wieder mal eines dieser Kapitel, dass ich bei einer Zugfahrt schreibe. Ich war die letzte Woche bei einer Kammermusikwoche und bevor ihr das jetzt verurteilt, es ist wundervoll und ich LIEBE das Klavierspielen. So und jetzt fahre ich nach Wien. Lebensgeschichte Ende. Kapitel Anfang.

In meinem Kopf herrscht Chaos. Das reine, totale Chaos. Niemand könnte bei meinen Gedanken jemals ein Konzept finden. Niemand könnte je eine Ordnung schaffen.

Unmöglich.

Als ich nach Hause komme, klitschnass, mit blutigen Fingern, vertränten Augen mit Augenringen bis nach Mexico und einer Laune, die man nicht einmal mit 100000 Euro aufheitern könnte, steht er dort.

Und mit 'er' meine ich nicht eine erfreuliche Person, oder einen scharfen Briten.

Ich meine meinen Idioten von Vater, der uns wegen seiner Schlampen-Sekretärin verlassen hat und denkt er ist unser Gebieter. Der Vater, der Mark nach seinem Unfall keines Blickes mehr gewürdigt hat und meine Mutter wie Dreck behandelt hat. Der mich bei unserem letzen Treffen geschlagen hat.

So gesehen ist er die letzte Person, die ich in dieser Laune sehen wollte. Und auch die letzte Person mit der ich mich jetzt befassen will.

Das ist auch der Grund, wieso ich an ihm vorbeigehe, das Essen ignoriere, dass er gekocht hat, die Treppen rauf stampfe und mich auf mein Bett haue.

Wütend schreie ich ins Kissen und schlage den Polster mit meinen Fäusten.

Wieso ich?

Ich habe mich nie für sowas angemeldet.

Ich war ok damit, die hässliche, unschuldige Neue in der letzten Reihe zu sein.

Zuerst in meinem alten Dorf und jetzt auch noch hier in Sternat.

Es klopft leise an der Tür.

"Junia, alles ok?"

Ich antworte nicht. Ich verwandle mich in ein Wrack, das nur genug funktioniert, um noch aufs Klo gehen und den Laptop öffnen zu können. Und den Mund mit Schokolade voll zu stopfen.

Ja, das ist mein Leben gerade. Wen interessiert Geschichte? Wen interessieren heiße Briten. Wen interessiert die Klimawandlung?

Ich habe meinen Laptop, der übrigens Friedrich heißt, Schokolade und meine zusammengestopften, wild-herumschwenkenden und total unverständlichen Gedanken in meinem Kopf.

-
So verbringe ich die nächsten Tage. Ich, mein Laptop und mein trauriges Leben. Das wäre ein guter Buchtitel.

Wäre es nicht, Junia.

Mark erzählt mir manchmal davon, dass der Idiot im unteren Stock, kurz IIUS, auch Vater genannt, regelmäßig kocht und putzt und nach mir fragt.

"Ich sage nichts, frage ihn nur wann er endlich geht und fahre zu Emily.", hat Macho gemeint, als er mir eines Abends das Abendessen gebracht hat.

"Wie gehts ihr?"

"Gut, sie fragt auch wie es dir geht. Du solltest echt wieder in die Schule gehen Junia. Du hast schon zwei Tage verpasst und ich finde du übertreibst."

"Aber mit fehlen noch 5 Folgen 'My mad fat diary'." (Schaut das es ist wundervoll)

"Hast du nicht gerade erst Teen Wolf zum zweiten Mal durchgeschaut?"

"Ja."

Mark schaut mich nur an.

"Das reicht, du gehst morgen in die Schule.", meint er und klappt Friedrich zu.

Die NeueWhere stories live. Discover now