6. Wettbewerb von Schattenwelt

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Herzschlag


"Wie geht es ihm, Minzfeder?" Eine schlanke braungetiegerte Kätzin schob sich durch den Ginster. Einen Moment lang, herrschte Stille, doch dann trat ein großer, weißer Kater aus den Schatten. "Sein Atem wird schwächer", antwortete er knapp, die Krallen tief in die Erde bohrend. "Das ist sein letztes Leben.", die Kätzin schluckte, ihre Stimme nun leise und weinerlich, wie die eines Jungen. "Wenn er das verliert, dann..." Minzfeder knurrte ärgerlich. "Jammere mir doch nicht die Ohren voll, Farnlied! Glaubst du etwa, dass wird ihn heilen?" Erschrocken riss die Kätzin die Augen auf. Ihr hellbraunes Fell sträubte sich, als stünde sie einer Dachsmutter gegenüber. "Entschuldige große Erscheinung des MondClans, dass ich mir Sorgen mache!", fauchte sie aufgebracht. Der Kater blinzelte. "Tut mir leid..." Ein Schnurren drang aus Farnlieds Kehle, floss von ihren Lippen so klar und freundlich, wie ein kleines Bächlein nach stundenlanger Wanderung. Sanft legte sie ihren Schwanz auf Minzfeders weiße Schulter. "Ich weiß, du gibst dein Bestes." Sie vergrub die Schnauze in seinem Brustfell und schloss die Augen. "Solange du bei mir bist, ist alles gut." Der Kater leckte sie, vorschichtig, als befürchtete er, sie könne jeden Augenblick zu Staub zerfallen. Doch plötzlich schob er sie mit der Pfote weg und wandte sich ab. Er schritt ein Stück Richtung Finsternis, dann drehte er den Kopf und betrachtete die verwirrte Gestalt hinter ihm, seine gelben Augen unlesbar. "Es tut mir leid, Farnlied.", flüsterte er in der Dunkelheit.

Die Kälte kroch in Eisnadels Pfoten. Angewidert plusterte er sein dichtes Fell noch stärker gegen den Wind auf. Es war Blattfall. Nicht warm genug um etwas zu fangen, geschweige denn durch das nächtliche Territorium zu wandern, aber zu warm um auf Schnee oder einen baldigen Temperarturwechsel zu hoffen. Oh, wie sehr er diese Zeit des Jahres doch hasste! Was würde er jetzt für sein warmes, kuscheliges Nest nicht alles geben? Der Kater schüttelte den Kopf. Nein, er war ein Krieger, er konnte es sich nicht leisten zu schlafen, nicht heute! Diese Nacht, würde eine besondere sein. Nie wieder würde er sie in seinem Leben vergessen können. Ein leichtes Schuldbewusstsein meldete sich in seinem Innerem. Sollte er das nun wirklich tun? Wäre es nicht besser für ihn wieder umzudrehen und all das zu vergessen? Kurz blitze in seinem Kopf das Bild seines Mentors auf. Breitschultrig und mit festen gelben Augen starrte er seinen Schüler an. Sein rotbraunes Fell, leuchtend wie die Glut eines glorreichen Feuers, gesträubt. Schnell schüttelte Eisnadel den Kopf um die düstere Erinnerung los zu werden. Kiefernkralle hat den FrostClan verraten! Wieso sollte ich auf ihn hören? Ein eisiger Schauer lief dem Kater über den Rücken. Ja manchmal fühlte es sich immer noch so an, als stünde er direkt hinter ihm, fixierte ihn mit seinem stechenden Blick. Würde sein Geist Eisnadel auf ewig heimsuchen? Ihn für seine Loyalität zu seinem Clan verspotten und sich für seinen Tod rächen? Trotzig hob Eisnadel sein graues Kinn. Einen Verräter wie seinen Mentoren zu töten, hatte ihm seine Stellung als Stellvertreter überhaupt erst ermöglicht! Der Clan zählte nun auf ihn, der unbedeutende Schüler Eispfote war er schon lang nicht mehr! Er war ein stolzer Krieger, kein mäusehirniges Hauskätzchen, dass sich vor ein paar Schatten fürchtete!

Die Wut und grausame Erinnerungen trieben ihn an und führten ihn geschickt an allen Hindernissen vorbei. Eisnadel wusste er durfte nicht die leicht zu begehenden Zweibeinerpfade benutzen. Zu groß war die Gefahr von seinen Gefährten gesehen zu werden. Ein Rascheln ertönte vor ihm und lies seine Bewegung erstarren. Ein Krieger? Ein Heiler? Eine feindliche Patrouille? Doch der Wald blieb verdächtig still, trug dem zitternden Kater nur den Geruch einer erbärmlichen Drossel zu. Eisnadel spannte abwartend seine Muskeln an und schritt dann, leiser als jemals zu vor in den Trainingsstunden von Kiefernkralle, weiter. Die Bäume über seinem Kopf wisperten bedrohlich, dass Rascheln ihrer verbliebenen Blätter klang wie vom Moor der Dunkelheit selbst. Weiter! Nun hatte es angefangen zu regnen, sein Fell würde in dieser Nacht so oder so nicht mehr trocken werden und graugetiegerte Pelze saugten sich bekanntlich am meisten von allen mit Wasser voll. Was machte ein kurzes Abenteuer denn da schon aus? Vieles, säuselte eine unbekannte Stimme, doch Eisnadel ignorierte sie. Was wussten wildfremde Laute über seine Gefühle?

Fire Covers | Warrior Cats Coverbook [Aufträge zur Aufarbeitung geschlossen]Where stories live. Discover now