Professor Lupins Schock

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Malfoy verließ die nächsten Tage nicht den Krankenflügel, doch an der Mimik von Arcturus konnte man erkennen, dass es ihm besser ging. Das erste Mal sehen wir ihn am Donnerstag wieder, als die Gryffindors gemeinsam mit den Slytherins Zaubertränke hatten.

Er spazierte in den Kerker, seinen Arm in einer Schlinge. Snape forderte ihn auf sich zu setzten, woraufhin ich die Augen verdrehte. Jeden Gryffindor hätte er Nachsitzen lassen, wenn sie zu spät waren.
Malfoy setzte sich, aber nicht zu seinen Slytherin-Freunden, sondern zu Harry, Ron und mir. Das Unheil nahm seinen Lauf.
Lauthals beklagte sich Malfoy, dass er seine Gänseblümchenwurzeln nicht schneiden und seine Schrumpelfeige nicht schälen konnte. Snape befahl also, dass Ron und ich Malfoy diese Arbeiten abnehmen sollten.
„Dein Arm ist vollkommen in Ordnung, Malfoy!“, zischte Ron wütend.
Malfoy widersprach nicht, er grinste nur und fragte:
„Habt ihr euren Kumpel Hagrid mal wieder gesehen? Ich vermute, er wird nicht mehr lange Lehrer bleiben. Vater ist nicht erfreut über den Unfall, wisst ihr? Es ist fraglich, ob mein Arm jemals wieder verheilt. Ihr wisst schon, bei so einer bleibenden Verletzung…“
„Sprich weiter und ich verpasse dir eine echte Verletzung!“, sagte ich wütend.
Malfoys Grinsen wurde breiter.
„Höre ich da eine Drohung? Das kann bei dir ganz schnell nach hinten losgehen, Black. Du kannst froh sein, dass ich so nett bin. Sonst landest du zum Schluss noch in Askaban. Ach nein, da bestimmt nicht. Bei dir ist die Ausbruchsgefahr zu hoch. Wäre doch aber interessant, was das Ministerium mit dir machen würde.“
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte ihn mit aller Macht zu ignorieren. Erfolglos.
„Habt ihr gehört, dass Sirius Black gesehen wurde? Nicht weit von hier. Mich wundert es ja, dass ihr keine Anstalten macht, ihn zu suchen. Aber wahrscheinlich habt ihr zu viel Angst, wo er doch der Grund dafür ist, dass ihr keine Familien mehr habt.“
„Wovon sprichst du?“, fragte ich verwirrt.
„Was, glaubst du, ist mit deiner Mutter passiert?“, stellte Malfoy eine Gegenfrage.
„Sie ist damals im Krieg  gestorben.“
Malfoy schüttelte spöttisch lächelnd den Kopf.
„Dein Vater hat herausgefunden, dass er Kinder hat. Vermutlich hat er den Brief gelesen, den sie damals dir und Arcturus geschrieben hat. Er wurde sauer. Also hat er gewartet, bis ihr aus dem Weg wart, in diesem Fall im Waisenhaus, und tötete dann eure Mutter.“
Alle am Tisch starrten Malfoy an.
„Woher weißt du von dem Brief?“, fragte ich schließlich. 
Ich bekam ein Augenverdrehen als Antwort.
„Kannst du dir dass nicht denken?“
Doch, konnte ich.
Mein Blick flog kurz zu Arcturus, der konzentriert arbeitete. Malfoy entging es nicht und in seinen Augen stand die Schadenfreude.
„Er sah nicht ein, warum dieser Brief wie ein Geheimnis behandelt werden sollte und erzählte mir alles.“
„Seht zu, dass die Tränke fertig werden!“, ertönte Snapes Stimme.
Er rauschte durch die Reihen und sah sich die Tränke an.
Bei Nevilles blieb er stehen. Vor allen Schülern stellte Snape Neville immer als völligen Versager da, diesmal, weil sein Zaubertrank die falsche Farbe hatte. Der Trank war nicht grün, sondern Orange.
Er gab ihm zehn Minuten Zeit, die Fehler zu korrigieren. Nur war das Problem, dass Neville Zaubertränke überhaupt nicht konnte. Hermine flüsterte ihm hektisch zu, was er tun sollte, um rechtzeitig fertig zu werden.
Ich verbannte jeden Gedanken an Arcturus, Malfoy und Neville aus meinem Kopf, um bei den letzten Schritten keine Fehler zu machen. 
Nach zehn Minuten hatte Nevilles Trank die vorgegebene Farbe. Als Snape sich seinen Trank ansah, sagte er kalt:
„Zehn Punkte Abzug für Gryffindor. Longbottom sollte es alleine machen, ohne Ihre Anweisungen, Granger.“
Es klingelte und wir beeilten uns, aus dem Kerker zu kommen.
„Zehn Punkte Abzug weil der Trank in Ordnung war!“, entrüstete sich Ron. „Warum hast du nicht einfach gelogen, Hermine? Du hättest sagen können, Neville hat es allein geschafft!“ Er bekam keine Antwort und drehte sich um. „Hermine?“
Sie war verschwunden. Plötzlich war Hermine am Fuß der Treppe und rannte zu uns hoch.
„Wie bist du da so schnell runtergekommen?“, fragte ich verblüfft. „Du warst eben noch hinter uns!“
„Ähm – ja, ich habe bemerkt, dass ich was vergessen habe.“ In diesem Moment riss Hermines Tasche, was vermutlich an den vielen Büchern lag. „Oh, Mist!“
„Das haben wir doch alles heute gar nicht!“, sagte Ron verblüfft, während Hermine ihre Tasche reparierte und die Bücher zurückstopfte. „Nur noch Verteidigung gegen die dunklen Künste.“
„Ach ja.“ Auch das schien Hermine fast vergessen zu haben „Himmel, ich verhungerte fast – ihr auch?“ Mit diesen Worten ging sie los, ohne auf uns zu warten. Wir starrten ihr nach und Ron sprach aus, was wir alle dachten:
„Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass Hermine uns etwas verheimlicht?“

Melania Black - Schatten der VergangenheitWhere stories live. Discover now