Zahnbürstenvorrat

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P.O.V Jonah.

"DEAL" sie streckte mir die Hand entgegen.

Hatte sie gerade das Glas geext weil sie so nervös war? Wenn sie nur wüsste wie sehr sie mich aus dem Konzept brachte. Sie war irgendwie total anders. Nicht nur anders als früher, anders als jede Frau die ich je kennen gelernt hatte und ich war überrascht und begeistert, das es so viele Dinge gab, die ich ihr nicht zutraute.

Sie war faszinierend und ich war mir sicher, dass es noch einige Dinge mehr gab, die ich noch nicht von ihr wusste.

"Ok." Sagte sie knapp und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem nun wieder vollen Glas. "Also ich habe noch zwei weitere Tattoos. Eins habe ich mir mit Lisa stechen lassen, als sie zu Besuch bei mir in Californien war. Wir haben uns eine kleine Welle stechen lassen weil wir die drei Wochen in denen Sie da war, jeden Tag am Meer waren und ich ihr das Surfen beigebracht habe. Wir sind schon seit dem Kindergarten unzertrennlich. Und so wie nichts ohne Wasser überleben kann, glaube ich, dass wir beide nicht ohne einander leben könnten." Sie zog ihr Top hoch und legte ihre rechte Seite frei. Direkt unter dem Rand ihres BHs war eine kleine sehr minimalistische Welle zu sehen. Ich fand das Tattoo sehr cool.

"Ich mag die Bedeutung dahinter. Ich wusste nicht das Lisa ein Tattoo hat. Und ich wusste nicht das zu Surfen kannst!" Diese Frau war wirklich eine rieisges Geheimnis. Sie hatte sich in den letzten Jahren zu einem komplett anderen Menschene entwickelt, aber ihre liebevolle, witzige und fürsorgliche Art war die gleiche geblieben. Ich hatte ihr nur damals nie zugetraut, dass sie auch abenteuerlustig und so mutig sein konnte.

"Jonah es gibt einiges, dass du nicht von mir weißt!" sagt sie keck.

"Ok dann erzähl mir von deinem dritten Tattoo!" Sie nahm einen weitern Schluck Wein und ich beobachtete sie dabei.

"Na gut. Also ich hab noch eine kleine Rose!" sagte sie knapp und wendete sich dann wieder ihrem Wein zu.

"Willst du es mir nicht zeigen? Ist es nicht gut geworden?" fragte ich sie verwundert. Sie schluckte und ich sah, dass ihr irgendetwas unangenehm war. "Ebby du musst es mir nicht zeigen, wenn du nicht möchtest ich dränge dich nicht dazu!" versuchte ich sie zu beruhigen. Ich sah, dass ihre Augen glasig waren und ich fragte mich ob sie traurig war.

"Nein nein. Ich zeig es dir." Unterbrach sie die Stille.

"Ich habe ja gesagt, dass es sehr intim ist. Die Stelle und auch die Bedeutung. In Californien habe ich mich an der Uni sehr schnell mit jemandem angefreundet. Sein Name war Chase. Er war der Erste den ich dort kennen lernte. Er zeigte mir den Campus, stellte mir seine Freunde vor und wir wurden sehr schnell auch sehr enge Freunde. Er war wie ein Ersatzbruder für mich. Irgendwann ist er nicht mehr aufgetaucht in der Uni. Kurze Zeit später habe ich durch eine Freundin erfahren, dass Chase sehr krank war. Er hatte Leukämie. Das Zweite mal in seinem Leben und er wollte niemandem damit belasten. Ich bin zu ihm, hab ihn angeschrien und gesagt, dass er uns da nicht raus halten kann und das wir für ihn da sein würden. " ich merkte, dass sie mit den Tränen rang, deshalb rückte ich etwas näher zu ihr und legte meine Hand auf ihr Knie. Sie artmete scharf ein und ich konnte sehen, dass sie Gänsehaut bekam.

"Ich habe ihn fast jeden Tag besucht. Mit ihm gelernt. Ihm den Eimer gehalten wenn er wegen der scheiß Chemo kotzen musste und ich habe ihm die Haare abrasiert als sie ihm irgendwann büschelweise ausgefallen sind. Ich war bei allem dabei und das hat uns noch näher zusammen gebracht. Viele seiner Freunde haben sich in der Zeit von ihm abgewendet. Ich war sauer darüber, aber er hatte absolutes Verständnis. Er hat mir immer gesagt, dass liege daran, dass manche Menschen so eine große Angst vor dem Verlust eines Menschen hätten, dass sie sich einfach fern hielten und damit versuchten den Schmerz später im Rahmen zu halten. Ich konnte das nicht verstehen. Ich habe die Anderen dafür gehasst. Naja. Als Dankeschön für meine Unterstützung hat er mir jedes mal wenn ich in sein Zimmer kam eine Rose auf den Tisch gelegt. Das war eben seine Art danke zu sagen. Mit hunderten von Rosen. Und dann starb er."

Der TrauzeugeWhere stories live. Discover now