Kapitel 38

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Als ich aufwache sehe ich direkt in zwei blaue Augen und muss unvermittelt lächeln, da sie mich daran erinnern, dass Luke und ich nun zusammen sind. Dass er nun mein Freund ist. Nicht ein Freund, sondern tatsächlich mein Freund. Er, Luke, mein Freund, streicht mit seinem Daumen über meine Wange und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Guten Morgen, Schlafmütze.“ Ich brumme und lege die Hände über meine Augen, als die Sonne mich blendet. „Lass mich in Ruhe.“

Er grummelt beleidigt, löst unsere Hände voneinander und rollt sich auf mich. Die Luft entweicht aus meinen Lungen, was mich unvermittelt keuchen lässt. Sein Gesicht ist direkt über meinem und so nah, so nah, dass es mir schon fast nicht mehr geheuer ist, aber dann denke ich wieder daran, dass wir uns bereits geküsst haben und uns dabei noch näher waren. Und ich ihm gerne wieder so nahe sein, ihn wieder küssen möchte. Dennoch funkle ich ihn böse an. „Was soll das? Beweg deinen fetten Arsch von mir runter!“

Seit wann bin ich so selbstbewusst?

„Beleidigst du gerade wirklich meinen prachtvollen Hintern? Na, na, na, so geht das aber nicht. Ich habe dich zärtlich geweckt und das habe ich jetzt davon. Na Dankeschön.“ Beleidigt zieht er eine Schnute, während ich kichernd versuche ihn von mir weg zu drücken oder unter ihm weg zu rollen, doch bevor ich es schaffen kann, zwickt er mich in die Seite.

„Luke, geh runter von mir“, lache ich verzweifelt auf, versuche weiter ihn von mir zu schieben, allerdings bewegt er sich keinen einzigen Zentimeter. Er fängt an mich zu kitzeln und ich versuche nach seinen Händen zu greifen, doch ich bleibe erfolglos.

Ich wurde noch nie gekitzelt, es –
weg mit dem Gedanken. Es fühlt sich gut an.

„Also, wessen Hintern ist hier fett?“, fragt er nach, doch ich kann ihm nicht antworten, da ich verzweifelt damit beschäftigt bin zu atmen. „Luke“, japse ich und will gerade fortfahren als er mich einfach unterbricht.

„Was? Mein Hintern ist fett?“ Teuflisch blitzen seine Augen auf und er macht eine kleine Pause in der er mich einfach dabei beobachtet wie ich verzweifelt versuche mich zu befreien und nicht zu lachen. Als ich mich wieder einigermaßen gesammelt habe, sehe ich ihn wieder wütend an.

„Kannst du mich vielleicht auch mal ausreden lassen, bevor du mich zu Tode kitzelst? Ich wäre fast erstickt und dich interessiert das gar nicht erst. Außerdem schlafen meine Beine ein, wenn du noch länger auf ihnen sitzt und mal was anderes – KANNST DU AUFHÖREN SO BLÖD ZU GRINSEN?“, frustriert starre ich an, doch sein Grinsen wird nur breiter.

„Wieso, Prinzesschen? Ist es so umwerfend, dass es dich aus der Bahn wirft?“ Er zwinkert. Er zwinkert. Ist das sein Ernst? Ich versuche ihm gegen die Brust zu schlagen, doch er bemerkt es und bekommt meine Hand zu greifen. „Wir wollen doch nicht meinen schönen Körper mit einem blauen Fleck verunstalten. Keine voreiligen Entscheidungen treffen, Prinzesschen.“

Mit Mühe halte ich mein Grinsen zurück und hätte ich nicht gewusst, dass er das alles nur spielt, würde ich es ihm abkaufen. Aber ich bin ja sauer auf ihn, deswegen darf ich nicht grinsen. „Nein, aber vielleicht würde dir ein Schlag ins Gesicht gut tun. Dann würden endlich mal deine Gehirnzellen einen Gang herunter fahren und gebrochene Nasen werden in Deutschland immerhin so gerichtet, wie der Betroffene es haben will“, fauche ich, woraufhin er theatralisch seine Hand auf sein Herz legt.

„Oh, Babe, das hat mich tief getroffen.“ Als er sich letztendlich auch noch eine imaginäre Träne von der Wange wischt, kann ich mein Lachen nicht mehr zurückhalten. „Idiot“, murmle ich, doch er zieht nur eine Augenbraue nach oben und beugt sich zu mir hinunter. Lange sehen wir uns einfach nur an, bis unsere Köpfe sich einander nähern, unsere Lippen sich berühren. Wie gut sich das anfühlt. So kann es öfter sein.

Gerade als ich mich dem Kuss gänzlich hingeben will, wird die Tür aufgerissen und Sam trällert durch das gesamte Zimmer. Wir fahren sofort auseinander. „So, ihr Turteltäubchen. Ich bin ja wirklich froh, dass ihr das endlich auf die Reihe bekommen habt, aber es gibt gleich Frühstück, die Jungs liegen mir in den Ohren, weil sie endlich wissen wollen, ob ihr nun zusammen seid und man hört euch bis in den Gang. Also macht euch bitte so schnell wie möglich fertig, damit ich etwas essen kann – ich hab Hunger.“

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