ZWEI

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6 Stunden später

„Verdammt.", murmel ich, als ich ihn erkenne.

Ausgerechnet unser Stammkunde Jay. Wieso ist mir das nicht vorher eingefallen? Warum zur Hölle habe ich seine Stimme nicht erkannt?

Meine Augen wandern wieder zu dem Typen mit der Clownmaske und ich frage mich was er mit Mr. Keen zutun hat.

„Oh je.", höre ich den Typen sagen, als er Mr. Keen erkennt.

„Tiana.", begrüßt er mich und schenkt mir ein leichtes Lächeln, bevor er wütend zu dem Clowntyp guckt. „Ich hoffe er hat dir nichts unanständiges angetan."

„Hallo, Jay.", sage ich und schaue zwischen den beiden hin und her. „Und nein, er ist ganz nett gewesen.", daraufhin bekomme ich einen ungläubigen Blick ab.

„Das kann ich mir kaum vorstellen, aber gut."

„Er hat mir nichts getan.", wiederhole ich mich nochmal, doch er hört mir nicht mehr zu.

Jay beugt sich zu ihm herunter. „Steh auf."

„Junge, was schreist du so herum?", der Typ scheint nicht gerade begeistert zu sein. „Ich trinke noch."

„Ich schwöre dir bei Gott, wenn du nicht gleich aufstehst werde ich dich Umbringen.", Jay entreißt ihm die Flasche und schmeißt sie gegen die Wand.

Erschrocken zucke ich zusammen und frage mich inständig warum ich noch hier stehe.

„Du bist lustig.", lacht der Typ ihn gerade ernsthaft aus?

„Steh auf!", Er packt ihm an den Arm und zieht ihn hoch.

„Hey, die Kleine wollte mir eigentlich noch einen blasen.", kommt es beleidigt von dem Clowntyp, während ich am liebsten im Erdboden versinken möchte.

„Tiana, ich glaube du solltest reingehen. Es tut mir sehr leid, dass du das sehen musstest.", entschuldigt sich Jay aufrichtig bei mir.

„Ehm - kein Problem. Ich schmeiße noch die Mülltüte weg und dann werde ich Feierabend machen. Ich hoffe ihr kommt gut Zuhause an.", erwidere ich kurz.

„Das wars also mit dem blasen oder?", kommt es schmollend von dem Typen.

„Was soll das? Warum benimmst du dich so respektlos?", faucht Jay ihn an.

Ich frage mich warum Mr. Keen ihn nicht beim Namen nennt, dann müsste ich ihn nicht die ganze Zeit als Clowntypen bezeichnen.

„Respektlos? Kann man das etwa Essen?", er lacht nicht gerade über seinen eigenen Witz oder?

Ich versuche nicht zu lachen, weil es mich irgendwie auf einer komischen Art und Weise amüsiert. Aber das sollte es nicht.

„Tiana ich wünsche dir noch eine angenehme Nacht.", er nickt mir zu und schleppt den - noch immer - Unbekannten Typ aus der Gasse.

Ich schüttel meinen Kopf, um das was gerade passiert ist zu verarbeiten und schnappe mir nebenbei die Mülltüte, die ich liegen gelassen hatte und schmeiße sie weg. Jetzt kann ich wenigstens schnell abschließen und dann nach Hause flitzen. Nachdem ich meine Sachen geholt habe, schließe ich die Tür ab und bekomme dabei den nächsten Schreck.

Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Beiden noch immer hier sind. Aber anscheinend bekommt Mr. Keen ihn wohl nicht ins Auto.

„Was hast du dir dabei gedacht? Du wusstest ganz genau was heute auf dem Spiel stand und du bist abgehauen."

Ich drehe mich langsam um und lasse die Schlüssel in meiner Tasche fallen, um nicht aufzufallen. Dabei versuche ich nicht zu lauschen, doch wie kann man das ignorieren?

„Was juckt mich was mein Vater denkt? Er kann mich mal und du mich auch.", auf einmal klingt der Typ nicht mehr so betrunken sondern eher aggressiv.

Ob er wirklich betrunken ist oder nur so getan hat? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir was vorgespielt hat außer das Thema ist ein Knackpunkt für ihn.

„Dich sollte das Jucken, weil du alles übernehmen wirst. Du musst verdammt nochmal Verantwortung tragen!", mit großen Augen sehe ich zu wie Jay ihn an den Hals packt.

Ich glaube das sollte ich nicht sehen, noch dazu bekomme ich die Erkenntnis das Jay nicht der Mann ist für den er sich ausgibt.

„Soll mich das jetzt einschüchtern?", kommt es lachend zurück.

Dieser Typ ist entweder mutig oder dumm. Oder beides?

„Scheiße, Tiana. Hau ab, dass geht dich nichts an.", murmel ich mir lautlos zu und schaffe es meine Beine dazu zu bringen wegzulaufen.

Ich höre noch wie die Beiden miteinander diskutieren und ignoriere es. Als ich außer Sichtweite bin, atme ich erleichtert aus und hole meine Schlüssel aus der Tasche.

In dem Moment klingelt mein Handy. „Wo bist du?", ertönt die Stimme meiner besten Freundin.

„Ich bin jetzt gleich auf dem Parkplatz und komme dann. Ich wurde aufgehalten.", erkläre ich entschuldigend.

„Ich habe mir schon Sorgen gemacht, du solltest vor einer Stunde hier sein.", tadelt sie mich, was mich zum Schmunzeln bringt. „Und von wem wurdest du aufgehalten?", fragt sie nach.

„Ach so ein Typ lag betrunken vor der Mülltonne und dann habe ich jemanden angerufen von sein Handy aus, damit er abgeholt wird.", schildere ich die Situation und lasse den Teil das es sich um Jay handelt weg.

„Er hat dir aber nichts getan oder?"

„Nein, alles in Ordnung. Ich fahre jetzt los, bis gleich.", verabschiede ich mich und warte noch auf ein Tschüss bevor ich auflege und ins Auto steige.

Was für ein Tag.

Tiana and the creepy clownWhere stories live. Discover now