15.

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Pedro

Nervös warte ich am Flughafen abgeholt zu werden. Die zwei Wochen Auszeit habe ich gebraucht, es wäre sonst unerträglich in Ámbars Nähe geworden. Ich weiß, ich bin wortlos verschwunden und habe mich auch nur sporadisch bei ihr gemeldet, aber es war besser für uns beide, ich hoffe das hat sie auch gemerkt. 

"Ach hier bist du", höre ich dann eine mir bekannte Stimmung und wirble herum. Maxi steht vor mir und lächelt breit. Mit ihm habe ich die letzten vierzehn Tage durchgehend Kontakt gehabt. Wir haben geschrieben und telefoniert und uns so besser kennengelernt. Mit ihm fühlt es sich richtig an...muss es sich richtig anfühlen.

"Hey", lächle ich ihn ebenso breit an und wir umarmen uns, geben uns einen kurzen Begrüßungskuss.

"Wie war der Flug?", fragt er und schnappt sich meinen Koffer. 

"Ganz gut, ich war ziemlich nervös um ehrlich zu sein."

"Wieso?"

"Weil ich dich wiedersehe und ich mich darauf schon seit Tagen freue", erkläre ich und er gibt mir noch einen flüchtigen Kuss, während wir Richtung Ausgang laufen. 

"Ich habe mich aber auch ziemlich gefreut. Das du dich überhaupt gemeldet hast."

"Mir hat das letztens am See ziemlich gefallen und du mir natürlich auch, also warum nicht?"

"Keine Ahnung, ich bin schon immer so negativ eingestellt", schmunzelt er und führt mich zu seinem Auto. 

"Dann hoffe ich, du wirst durch mich zu einem Optimisten."

"Hoffe ich auch."

Er schließt sein Auto auf und verstaut meinen Koffer und meinen Rucksack im Kofferraum, ehe wir beide einsteigen. 

"Also ich gehe heute den ganzen Tag nicht zur Uni, worauf hast du Lust?"

"Wir könnten wieder an den See fahren, das Wetter ist schön und da heute unter der Woche ist, wird dort bestimmt nicht viel los sein", schlage ich vor und der Argentinier hinterm Steuer stimmt mir bedingungslos zu.

"Aber vorher würde ich gern noch nach Hause, meine Sachen wegbringen."

Hoffentlich ist Ámbar in der Uni, ich will ihr heute noch nicht begegnen. Trotz der Entfernung war sie die ganze Zeit in meinem Kopf, egal wie sehr ich versucht habe, mich mit Maxi oder dem Workshop abzulenken. 

Maxi fährt mich also zunächst nach Hause und dann weiter zu sich, wo er das Auto stehen lässt, damit wir beide was trinken können. Ich gehe derweil zu mir nach oben und mache mich erstmal bemerkbar, doch Ámbar scheint nicht Zuhause zu sein. Ich gehe weiter in mein Zimmer und muss unwillkürlich lächeln. 

Auf dem Bett liegt eine DVD von einem Horrorfilm, zwei Flaschen Weißwein und zwei Gläser. Auf der DVD liegt noch eine Notiz. 

Hoffe wir können deine Anreise mit einem Filmabend ausklingen lassen. 

So sehr ich auch möchte, es geht nicht. Noch nicht. Ich muss in meinem Kopf noch mehr für klare Verhältnisse sorgen. Ich hoffe nur der Tag mit Maxi hilft mir. Ich will und werde mich auf ihn konzentrieren, dann löst sich das Problem mit Ámbar von allein. 

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Der Tag am See ist ein voller Erfolg. Ich vergesse Ámbar für ein paar Stunden und fokussiere mich nur auf Maxi, von dem ich kaum die Finger lassen kann. Attraktiv, clever und hat Humor. Was will ich mehr? Richtig, nichts. 

Nicht mal drei Typen, die ebenfalls am See sind und uns missbilligende Blicke zuwerfen, stören mich. Ich bin schwul und stehe zu hundert Prozent dazu. Ich habe auch kein Problem damit, es zuzugeben oder in der Öffentlichkeit zu zeigen. Maxi genauso wenig. Im Gegenteil, wir machen uns noch lustig über die Typen, wie prüde sie doch sind. 

Zwischen zwei UferWhere stories live. Discover now