Tante Pat reißt erschrocken die Augen auf und legt ihre Hand über den Mund, nachdem ich ihr erzählt habe, wie ich in der Hölle gelandet bin.
"Er lässt dich einfach in der Hölle schmoren! Er ist wirklich der Teufel. Auch wenn er nicht der kleine rote Mann mit Hörnern und Schwanz ist, wie ich ihn mir vorgestellt habe. So ist er immer noch ein Monster." Tränen vor Wut und Entsetzen sammeln sich in ihren Augen.
Ich schüttle den Kopf und zwinge mir ein Lächeln auf. "So ist das nicht. Luke ist zwar der Teufel, aber er würde mir nie mit Absicht etwas antun. Würde er es können, würde er mich zurück auf die Erde schicken. Du kennst ihn nicht so wie ich. Ich vertraue ihm."
Ein wahres Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich an Luke denke. Das passiert mir im Moment immer öfter. Ständig wandern meine Gedanken zu ihm. Und ich verbringe so viel Zeit mit ihm. Wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich die Zeit mit dem Teufel so genießen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt.
Als mein Blick wieder zu Patrizia wandert, schaut diese mich schockiert an, als hätte sie einen Geist gesehen. Verwirrt setze ich mich auf und will nach ihrer Hand greifen, als sie unglaubig sagt: "Du bist dabei dich in den Teufel zu verlieben, Mia. Wach auf, Kind! Er ist nicht der, für den du ihn hälst. Glaubst du ihm wirklich, dass er dich nicht zurückschicken kann? Er..."
Doch ich wende mich ab und höre ihr nicht zu, wie sie Luke beleidigt. Denn mir wird gerade bewusst, dass sie Unrecht hat. Ich bin nicht dabei mich in den Teufel zu verlieben, ich habe es schon längst getan. Und wenn mich nicht alles täuscht, empfindet er auch etwas für mich, oder?
"Hör auf." Meine Stimme klingt erschöpft, denn ich habe es leid zu hören, wie sie Luke beleidigt.
In ihrer Rage hört sie mich gar nicht. Es ist komisch, dass gerade Tante Pat so einen Hass für jemanden empfindet. Sie war die Person, die mir als Kind immer gesagt hat, dass alle Menschen gleichwertig sind und das Recht haben akzeptiert zu werden.
"Hör auf." sage ich lauter. Länger ertrage ich ihre Worte nicht.
Sie verstummt und schaut mich verzweifelt an. "Mia, wach auf. Er ist der Teufel. Er liebt doch nur seine Hölle."
Mit verschränkten Armen stehe ich auf und gehe ein paar Schritte im Zimmer. Woher diese heftigen Gefühle plötzlich kommen, weiß ich nicht, aber Luke bedeutet mir viel. Ich wende mich Tante Pat zu, die zusammengesunken auf dem Sofa sitzt, als wüsste sie schon, dass sie verloren hat.
"Es ist mir egal, wenn ich mich in den Teufel verliebe, solange der Teufel mich so liebt wie seine Hölle." sage ich mit fester Stimme und wende mich von ihr ab, überwältigt von meinen Gefühlen. Ich habe mich wirklich in Luke verliebt.
"Ich will nicht mit dir streiten, wenn das hier unser letztes Gespräch ist." Sie schnieft hinter mir. Seufzend drehe ich mich um. Sie steht hinter mir und ich nehme sie in die Arme. Schließlich lösen wir uns wieder und lassen uns auf das weiche Sofa sinken.
Tante Pat erzählt nur wenig von meinen Eltern und meiner Schwester. Sie will mich vor noch größerer Trauer bewahren. Dass meine Familie total am Ende ist, habe ich mir schon gedacht, aber es aus sicherer Quelle zu hören, macht es noch schmerzhafter. Außerdem wurden in meinem Gedenken lauter Blumen vor der Schule niedergelegt, was mich ehrlich gesagt, sehr überrascht. Nie hätte ich gedacht, dass ich so wichtig für die Schule war. Ich dachte, es wäre den meisten Mitschülern nicht mal aufgefallen, dass ich weg bin.
Dass Tante Pats Krebs nun so unerwartet und schlimm zurück kam, hat meiner Familie noch einen zusätzlichen Tritt verpasst. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich fühlen, da ich sie alle auch schrecklich vermisse.
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Empty Hell
FantasyVerbannte Seelen sind aus der Hölle auf die Erde geflohen. Lucifer und seine Todesengel setzen alles daran sie zurückzuholen. So kommt es, dass der Teufel unter den Menschen wandert. Ob durch Zufall oder Schicksal lernt der missverstandene Lucifer d...