t h i r t y - s i x

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,,I swear to god, you'll be mine"

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,,Es ist wirklich sie, sie ist unser Mädchen", sprach der Amerikaner in den Hörer. Am anderen Ende der Leitung saß seine Frau, die vor Freude in Tränen ausgebrochen war und nunmehr nicht anderes konnte, als zu schluchzen.

,,Und du bist dir wirklich sicher?", fragte die zarte und dünne Stimme der Frau nach, die schon zu lange gelitten hatte, viel zu lange, als es ein menschliches Herz eigentlich ertragen könnte.

,,Das bin ich, ich bin mir sehr sicher. Und ich werde Alles daran setzen, sie zu uns zu holen."

Er legte kurz darauf auf und schob sein Handy in seine Hosentasche. Das Versprechen würde er halten, wenn alles nach Plan liefe. Sie sollten zu Anfang seine Möglichkeiten ruhig unterschätzen. Am Ende würde er sie untergehen lassen. Das Ganze fing ja bereits damit an, dass der Amerikaner ein nicht ganz akzentfreies, aber schon noch sehr gut verständliches Koreanisch drauf hatte. Es war ein Teil seiner Fassade, als aggressiver, strenger Typ rüber zu kommen und sprachlich ebenfalls eingeschränkt zu wirken.

Ob es ihm etwas nützen würde, wird sich dann ergeben. Vielleicht hört er ja etwas mit, was nicht für ihn gedacht wäre oder kann dann vor dem Gericht die ganze Bande noch schlechte dastehen lassen, dass sie so ein außerordentlich falsches Bild von ihm hätten. Er wusste es ja selber nicht. So viele, so unendlich viele Wege, um seine Tochter zurück zu bekommen und welcher als nächstes folgen würde, wusste er nicht. Irgendeinen musste er einschlagen, und wenn er sich den Pfad mit seinen bloßen Händen frei schlagen müsste.

Er straffte seine Schultern. Er müsste mit dem wundesten Punkt anfangen, mit dem Zentrum, auf dem alles aufbaute. Er musste diesen Jimin erreichen und ihn etwas provozieren. Oder vielmehr die Stimme in ihm, die Gefühle, gegen die sich kein Mensch wehren könnte.

Teuflisch fing er an zu grinsen. In der Öffentlichkeit wäre ein toller Schauplatz. Ihn auf frischer Tat ertappen, mit Naeun in der Nähe. Das würde nicht nur seine Chancen maximieren, zu gewinnen, sondern vielleicht auch den gesamten Prozess beschleunigen. Aber es würde auch reichen, wenn seine Freunde ihm nicht mehr vertrauen würden; das wäre der beste erste Schritt, seinen ,,Rivalen" auszuschalten. Owen war sich sicher, dass er das Mädchen irgendwie zurück bekommen würde. Das Mädchen, welches ihnen versprochen war.

,,Warten sie schon lange, Sir?", fragte ihn die vertraute, zugleich auch monotone Stimme, die er bereits von den informativen Anrufen kannte. Seine Kontaktperson, ein Mann mittleren Alters, dessen Augen so klein und Haare so lang waren, dass man ihm nicht einmal vernünftig ins Gesicht schauen konnte.

Owen schüttelte den Kopf und der Informant setzte sich kurz zu ihm an den Tisch in dem wenig besuchten Café, schob ihm einen kleinen Stick zu.

,,Darauf finden sie das neueste Fotomaterial. Außerdem habe ich von meiner Quelle erfahren, dass Jimin öfters vor oder nach dem Training kurz in die naheliegende Innenstadt geht und dort Getränke kauft, meist für den Rest der Band. Sie wechselnd sich meistens ab und gehen in kleinen Gruppen. Ich könnte gleich morgen auf sie warten. Wenn wir darauf setzten, dass dann Jimin in dem Grüppchen ist, dass kurz nach draußen geht.."

,,Perfekt", lobte der Amerikaner den Koreaner und schob eine schwarze Einkaufstasche unter dem Tisch zu seinem Gegenüber: ,,Und hier ist ihre Bezahlung und Geld für ...die kommenden Umstände."

,,Haben sie an ein bestimmtes Medikament gedacht? Eine gewisse Droge?", räusperte sich der Asiate leise und wusste genau wovon sein Auftraggeber sprach. Er war in seine Gedanken und Vorhaben eingeweiht und wusste von dem Plan, Jimin etwas unter zu schmuggeln, um in seinem engsten Kreis für Unruhen zu sorgen. 

,,Nein, da lasse ich dir die freie Wahl. Hauptsache, er wird sich selbst isolieren und an der Situation verzweifeln."

,,In Ordnung, wie sie wünschen Sir. Ich gehe dann, schönen Abend ihnen noch", raunte der Mann und griff nach der Tasche, verschwand dann so unauffällig und flink wie ein Schatten den kleinen Laden, den er genauso unscheinbar betreten hatte.

Owen lehnte sich zufrieden zurück und starrte auf seinen Kaffee und sein Handy direkt daneben.  Dann ließ er seinen Blick durch das Café schweifen. Die wenigen Gäste verhielten sich ruhig, redeten mit gemäßigten Stimmen. Als ihm eine junge Familie ins Auge sprang, kam er nicht drum herum, sie etwas länger zu mustern, als es nötig war.

Ein kleiner Junge, vielleicht drei, vielleicht vier Jahre alt, der von seinem jungen Vater und der scheinbar noch jüngeren Mutter umworben und umsorgt wurde. Auch wenn sie so jung schienen, so naiv und dumm, dass man direkt davon ausgehen könnte, dass das Kind eigentlich nicht geplant war - so spürte er die Liebe und das Glück der drei Menschen bis in die hinterste Ecke, in welcher er seinen Kaffee trank. So zärtlich, liebevoll wie die Frau ihrem Sohn die Hände sauber wischte, seine Wangen und Lippen von der klebrigen Creme des Kuchens befreite.. und wie stolz der Blick des Vaters war, während er seine Hand durch das Haar seines Jungen gleiten ließ und ihm kurz über die Wange streichelte, ehe er seine Frau flüchtig küsste und dankbar, dankbar für das Kind ansah - Owen riss sich los und starrte auf seine Hände.

Wie es sich anfühlte, dem eigenen Kind über den Kopf zu fahren? Das eigene Kind zu lieben, in den Arm zu nehmen und auf ewig zu beschützen, wie es die Pflicht eines jeden Elternteiles war? 

Zu gerne würde er es wissen, wie es war. Zu gerne hätte er schon viel viel früher erfahren wollen, wie es war, sein eigen Fleisch und Blut aufatmen, lachen und leben zu sehen. Umso zermürbender war die Tatsache, dass es ihnen nie vergönnt gewesen war, ein eigenes Kind in die Welt zu setzen. Er schielte zu der Familie, die bezahlte und dann Hand in Hand das kleine Café verließ.

Seit er denken konnte, waren es nur seine Frau und er gewesen. Er liebte sie wirklich, mehr als alles andere auf dieser Welt und wollte sie deswegen auch glücklich machen. Ein Kind.. würde ihr Glück abrunden und vollenden. Also wieso machte der liebe Gott es ihnen immer noch so unheimlich kompliziert und schwer?

Owen legte etwas Geld neben die Rechnung und schnappte sich seinen Mantel, stand auf und machte sich auf den Rückweg. Ihm war es eigentlich egal, wer sich ihm in den Weg stellte. Jimin, das Schicksal, die Gesetze oder gar der Allmächtige. Nicht, rein gar nicht würde ihn davon abhalten, seine Familie zu beschützen und sein Kind nach Hause zu bringen. Er würde nicht zulassen, dass sich jemand seinem Glück in den Weg stellte. Er schwor es sich, der gesamten Welt.

Denn er wollte doch nur wissen, wie es sich anfühlte.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt