Ab in die Schule (die Hölle beginnt)

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Mila hatte den Knopf wirklich drücken wollen. Wirklich. Aber ein kleiner Greifarm Roboter hatte sie abgelenkt. Was erwartet man auch bei diesem Niveau? Der kleine Roboter hieß Dummy und war emsig beim Staub wischen, als Mila ihn erblickte und den roten Knopf vergaß. Das war wahrscheinlich auch besser so, bei ihrem Glück wäre das der Selbstzerstörungs Knopf gewesen.

„Aaaaawwww, wer ist das Mr Stark?", quietschte sie begeistert. „Tony.", korrigierte dieser sie ohne aufzublicken. „Nur Tony." „Tony.", hakte Mila verwirrt nach und sah zu dem kleinen, süßen Roboter zurück. „Sie benennen einen Roboter nach sich selbst? Cool, krieg ich auch einen?" „Was? Nein! Du sollst mich Tony nennen. Das ist Dummy und er putzt das Labor. Er weiß genau warum.", erklärte Tony und Dummy senkte schuldbewusst den Greifarm, was Mila mit einem Quietschen quittierte. „Ist der süß! Kann ich den haben?" Mit einem tiefen Atemzug drehte Tony Stark sich um und sah in einen Spiegel. Verwirrt hielt er inne. Mila legte den Kopf schief und wedelte mit der Hand vor seinen Augen herum, als er sie anstarrte, was sie nervös machte, sie aber natürlich nie zugeben würde. „Mr - äh, Tony? Alles klar?", fragte sie. Tony blinzelte und schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. Mila hatte genau die selben Augen wie er, sodass er einen Moment gedacht hatte, in einen Spiegel zu schauen. „Ja, ja, alles klar, du kannst wieder gehen." Genervt rauschte Mila wieder ab. Warum musste sie runterkommen, wenn  Ende »nichts« war? Sie bemerkte nicht, wie Tony ihr hinterher starrte.

Am nächsten Morgen zu unmenschlicher Frühe standen Barton und Mila vor einem großen, langweiligem Gebäude, dem Schrecken aller Jugendlichen, auch genannt Schule, und Barton ließ sie am Eingang stehen, um Richtung Lehrerzimmer zu verschwinden. So stand Mila allein, hoffnungslos auf ihrer winzigen Insel im Ozean ohne Rettung weit und breit und - okay, okay, ich sollte nicht übertreiben. Sie stand alleine in irgendeinem Gang in irgendeinem Stockwerk und suchte das Sekretariat. Nach nicht einmal fünf Minuten hatte sie sich verlaufen, ein neuer Rekord!

Total klischeehaft rannte sie gegen jemanden und landte auf dem Boden. Jeder normale Mensch wäre jetzt aufgestanden, aber Mila war ja nicht normal. Sie legte sich erst mal hin und jammerte. „Aber warum ist der Rum weg?", ahmte sie Jack Sparrow nach, warum ist eins der Rätsel, die wohl nie gelöst werden.

„Ähm, alles in Ordnung?", fragte eine verunsicherte Jungenstimme und Mila sprang auf, als wäre nichts gewesen und strich sich die Kleidung glatt. „Ja, warum?" Der Junge, der etwa in ihrem Alter war, hatte braune, lockige Haare, einen verwirrten Hundeblick in den braunen Augen und trug den Rucksack wie jeder andere auch auf einer Schulter. Mila musterte ihn durchdringend. „Du siehst aus, als wirst du mal mit Kyra zusammen kommen.", sagte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Was?", fragte der arme Junge verwirrt. Mit einer abwehrenden Handbewegung wank Mila ab. Es gab jetzt wichtigeres. „Gibt es dieses Jahr einen neuen Lehrer?" „Ja, eine Vertretung. Für wie lang, weiß ich nicht." „Toll und welches Fach?" Ganz egal, welches, hauptsächlich nicht - „Sport, glaub ich." -... Sport. Super. Barton wird ihr das Leben schwer machen. Streicht das, es wird die Hölle. „Oh.", murmelte Mila ernüchtert. Dann seufzte sie. „Naja, wird schon. Ich bin Mila, Mila Craft. Und du?" „Peter Parker." „Super, Peter, kannst du mich ins Sekretariat bringen? Ich bin neu hier." Peter blinzelte. „Sekretariat? Das liegt am anderen Ende der Schule." „Ich bin wohl wirklich falsch abgebogen.", war alles, was Mila darauf murmelte.

Peter war sehr nett und er gewöhnte sich recht schnell an die tragische Heldin der Story oder einfach die dumme Hauptperson, die die dummen Fragen stellt, damit die Leser besser über die Hintergründe bescheid wissen. Nur, dass sie auch Fragen stellt, die selbst der vorletzte Trottel beantworten könnte. Sie ist der letzte, falls sich das wer gefragt hat. Hat niemand? Oh. Trotzdem gern geschehen.

Im Sekretariat war eine schnösselige Dame und Mila spürte sofort, dass es ihre heilige Pflicht war, sie zu nerven. „Guten Morgen. Wie kann ich euch helfen?", schnarrte Gertrude, wie Mila sie nun in Gedanken nannte. „Moin, Sis.", trällerte sie mit Berliner Akzent. Irritiert kniff Gertrude die Augen zusammen und eine hässliche Falte bildete sich auf ihrer Stirn. „Wie kann ich euch helfen?" „Du wiederholst dich, Digger. Rück mal die Papiere raus, ich hab noch wat anderes zu tun.", gab Mila ganz cool zurück. Eine Wutader in Gertrudes Gesicht begann zu pochen. „Bitte was?! So redest du nicht mit mir, junges Fräulein!", kneifte sie. „Wie respektlos, eine Unverschämtheit!", ihre Stimme war inzwischen wahrlich schon mindestens fünf Oktaven zu hoch. Ein Wunder, das die Fenster noch in Takt waren.

Peter im Hintergrund war erst starr vor Schreck, musste sich aber dann schnell das Lachen verkneifen. Niemand mochte Mrs Perline und das die Neue so mit der Respektperson umsprang, war einfach genial mit anzusehen.

Mila verdrehte die Augen. „Regel 1 auf der Straße, Frischling, Respekt muss man sich verdienen. Und jetzt gib mir Stundenplan und Bücher, du nervst mit deinem Geschreie." Um Fassung ringend atmete Gertrude durch und tippte auf ihrem Computer rum. Warum? Sie wollte sich bei ihrem Chef beschweren, aber das ging nur, wenn sie nichts tat. „Name?", presste sie heraus. „Mila Craft, Hexe, Elbin und Halbgöttin.", stellte Mila sich vor. Gertrude überging den letzten Teil und reichte ihr einen Stapel Bücher, ihren Stundenplan und einen Schlüssel. „Spind 260.", fauchte sie und warf die beiden raus.
Kaum draußen brachen sie in Gelächter aus, dass Gertrude sie hörte, war ihnen egal. Dann bot Peter, ganz Gentleman, ihr an, beim Tragen zu helfen und ihr die Schule zu zeigen. Sie nahm an, überrascht, dass er freiwillig Zeit mit ihr verbrachte.

Eine Minute nach dem Klingeln kamen sie im Klassenraum an, aber der Lehrer blieb cool und bedeutete ihr sich neben ein Mädchen namens Michelle zu setzten. Natürlich ging Peter auch in ihre Klasse.
Sie saßen keine zwanzig Minuten da, als eine Durchsage ertönte.
„Emilia Craft, bitte ins Direktorat, ich wiederhole, Emilia Craft, bitte ins Direktorat!" Sie hieß Mila, nicht Emilia! Sie wäre ja wütend geworden, war aber zu faul dafür. Schwerfällig erhob sie sich, blieb aber bei der Tür stehen. „Ich weiß nicht, wo das Direktorat ist." „Peter zeigt es dir.", gab der Lehrer zurück und Peter stand brav auf, um ein weiteres Mal Fremdenführer zu spielen.

Ein Stockwerk tiefer im Lehrerzimmer vergrub Clint Barton das Gesicht in den Händen. Nicht einmal zwanzig Minuten, nicht einmal zwanzig Minuten! Auch er erhob sich schwerfällig, um einen Schulverweis zu verhindern.

Mila derweil hörte sich einen Vortrag zum Thema »Respekt« an und »das es erst ihr erster Tag war und sie sich schon so benahm«. Eigentlich summte sie leise »Mathe ist ein Arsch«, während sie immer wieder bestätigend nickte und »Ja, das sehe ich auch so« sagte. Der Direktor lehnte sich zurück. „Ich bin froh, dass du deine Fehler einsiehst.", sagte er lächelnd und Mila kam beim Refrain an. „Da du neu bist, gibt es keinen Verweis, aber dieses Verhalten kann nicht unbestraft bleiben, deswegen hast du heute Nachsitzen.", verkündete der ältere Mann sein Urteil. In dem Moment, in dem Mila fragen wollte, welche Fehler er denn meine, klopfte es. Ohne es zu bemerken, hatte Barton ihr wohl gerade das Leben gerettet.
„Herein!", rief der Direktor und Barton steckte den Kopf durch die Tür. „Sir, ich wollte sie nur daran erinnern, dass wir Emilia Craft nicht verweisen dürfen, da sie von Tony Stark angemeldet wurde und das schlecht in der Presse für uns enden kann.", sagte er freundlich. Das Tony Mila angemeldet hatte, war unter strengem Verschluss und der Direktor hatte sogar eine Schweigepflicht unterschreiben müssen, weswegen er fast vom Stuhl kippte vor Schreck. Der Vertretungslehrer musste etwas mit Mr Stark zu tun haben und der Direktor wagte deswegen nicht zu widersprechen, sondern nickte nur.
„Ja, ich hab ihr nur einen Vortrag gehalten, aber da sie neu ist, gibt es keine Folgen.", lächelte er nervös. Mila wollte schon fragen, was jetzt mit dem Nachsitzen war, aber der Direktor entließ sie rasch und Mila verschwand, bevor er es sich noch anders überlegte. Barton warf ihr einen Darüber-reden-wir-noch-Blick hinterher und verschwand dann auch. Jetzt brauchte er Kaffee!

Crazy HerosWhere stories live. Discover now