Kapitel 7

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[Die Zeichnung in von jade4255 (auf Instagram) und wir haben keinerlei Rechte dran]
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Ich zeichnete immer noch auf meinem Block, als Stefan sagte, dass wir die Aufgabe besprechen. Mir war das eigentlich egal, weil er mich so gut wie nie aufrief, aus welchem Grund auch immer. Da sich fast alle meldeten, war es noch unwahrscheinlicher, dass ich aufgerufen werden würde. "Lukas, willst du nicht vorkommen und die Lösung vorstellen?", fragte Stefan, woraufhin sich die ganze Klasse zu mir umdrehte. "Ich kann Ihnen ein leeres Blatt anbieten. Aber ich glaube das bringt Sie in Ihrem Unterricht nicht weiter.", antwortete ich frech. Stefan sah mich etwas wütend an, kam auf mich zu und erwiderte: "Dann dürfte es dir ja auch nichts ausmachen, wenn ich das Blatt, mit dem du dich gerade beschäftigt hast, an mich nehme." Ich sah ihn entsetzt an und wollte das Blatt wegziehen, doch da hatte er es schon in der Hand und lief wieder nach vorne. Er durfte das Bild nicht sehen! Ich hatte weiter an den Augen von Stefan gezeichnet, sodass man sie jetzt unglaublich gut erkennen konnte.
In diesem Moment hasste ich, dass ich so gut zeichnen konnte...
Während Ida die Aufgabe vorstellte, beobachtete ich Stefan die ganze Zeit. Er hatte sich die Zeichnung noch nicht genau angeschaut. Als Ida sich wieder auf ihren Platz setzte, gab Stefan uns eine weitere Aufgabe, da er merkte, dass es nicht allen so leicht fiel. Nach einer Weile nahm er das Blatt und schaute es sich an. Man sah an seinem Gesicht, dass er angestrengt nachdachte, warum ihm die Augen so bekannt vor kamen. Doch dann fiel es ihm anscheinend wie Schuppen von den Augen. Er sah mich entgeistert und verwirrt an und schaute immer wieder zwischen dem Bild und mir hin und her. Plötzlich stand er auf, kam auf mich zu und sagte, während er auf meinen Tisch tippte: "Nachsitzen, heute zehnte Stunde Raum 302!" Bevor er zurück zum Pult ging, wo er meine Zeichnung zusammen faltete und sie in seine Hosentasche steckte, schlug er auf den Tisch, woraufhin Max, der mal wieder eingeschlafen war, zusammen zuckte und sich verwirrt im Klassenzimmer umsah. Na das kann ja was werden...

Nach der neunten Stunde ging ich zum Raum 302 und wartete dort auf Stefan, da der Raum abgeschlossen war. Etwa fünf Minuten später kam Stefan gehetzt die Treppe hoch und schloss, mit einem kurzen Blick zu mir, die Tür auf. Ich wollte gerade zur hinteren Tischreihe laufen, als er sagte: "Du setzt dich hier nach vorne. Oder glaubst du, du bist hier zum Spaß?" Genervt ging ich wieder nach vorne und setzte mich an den Tisch vor den Pult. Stefan kramte in seinen Unterlagen und zog ein vollgeschriebenes Blatt hervor, was er vor mir auf den Tisch legte und sagte: "Du gehst hier erst raus, wenn du alle Aufgaben bearbeitet hast. Ach und noch ein Hinweis, es gibt eine Rückseite." Man kann auch echt übertreiben, so große Scheiße hab ich nun auch nicht gebaut. Ich sah ihn genervt an, doch er beachtete mich gar nicht und begann irgendwelche Tests zu korrigieren. Ich sah mir die Aufgaben an und wusste sofort, dass ich hier noch sehr lange sitzen würde. Ich zog ein Blatt und mein Mäppchen aus meinem Rucksack und versucht mich auf die Aufgaben zu konzentrieren, was sich aber als äußerst schwer herausstellte, da Stefan so nah bei mir saß und während er nachdachte auf einem Stift herumkaute, was übertrieben heiß aussah. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte und den Aufgaben keine Beachtung schenkte. Allerdings machte das keinen sonderlich großen Unterschied, denn alles was dort auf dem Blatt von mir verlangt wurde, hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Gut, ich musste zugeben, ich hatte die letzten Wochen kein einziges Mal zugehört, wenn er etwas erklärte, da ich zu sehr von ihm selbst abgelenkt worden war.

LukanWhere stories live. Discover now