Kapitel 5 ~ Betrachtung

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Ich wachte auf und sofort kamen mir Bilder von gestern Abend in den Sinn.
Eigentlich war ich total schüchtern und zurückhaltend und gestern Abend hatte ich gleich zwei Männer geküsst und - Oh mein Gott - mich von einem Unbekannten fingern lassen.
Es war zwar Vieles lückenhaft, wie ich ins Bett gekommen bin zum Beispiel, aber das Wichtige war mir in Erinnerung geblieben. Wie hatte ich mich denn bitte aufgeführt? Ein Gefühl von Scham durchflutete mich.

Mein Handy meldete sich zu Wort.
Ich griff danach und stöhnte auf.
Sina hatte zwar geschrieben, aber von Daddy war auch eine Nachricht drauf.

Sina: Hey Süße, magst du heute mit mir und Benny Spazieren gehen?

Daddy: Geht es dir besser?

Sina antwortete ich und sagte zu. Bei Daddy wusste ich nicht recht was ich antworten sollte, da es mir so unangenehm war an gestern zu denken.
Ich antwortete kurz und knapp mit ‚Ja'.

Daddy: Schämt sich Daddys Mädchen etwa?

Darauf würde ich nicht antworten, auf keinen Fall. Am besten ich schrieb ihm nie wieder.
Na klar, Süße.. Spätestens in einer Stunde würdest du ihn anbetteln, dass er mit dir schlafen soll..
Der kleine Teufel in mir hatte gesprochen. Ich werde durchhalten!

Das tat ich tatsächlich und schrieb nicht zurück bis ich mich am Nachmittag mit Sina traf. Da ihre Reisebüros am Montag immer geschlossen hatten, trafen wir uns manchmal zum Essen, Shoppen oder Spazieren gehen.
Ich fuhr zu ihr und stieg aus meinem kleinen Auto, nachdem ich kurz über das Lenkrad streichelte. Meinen Polo musste man gut zuflüstern, dass er ja immer ansprang. Mittlerweile hatte er auch einige Macken. Auf der Einfahrt stand ein schöner, schwarzer BMW und ich wunderte mich noch, weil Matthew eigentlich nur Porsche oder Audi fuhr. Hätte ich nur mehr Geld, dann würde ich mir auch ein zuverlässiges Auto leisten.

Die Tür wurde geöffnet, als ich klingelte und Sina kam zum Vorschein.
„Hey du.", grüßte sie und umarmte mich. „Komm rein. Benny ist etwas unpässlich und will heute nicht spazieren gehen."
„Tja. Benny ist halt auch nur ein Mops. Vielleicht bin ich innerlich auch ein einer.", kicherte ich.
„Wir können mit den Männern mitgehen und denen beim Boxen zuschauen. Was denkst du?"
Männer? Sag jetzt nicht, dass dieser Blödmann da war, dachte ich, während ich meine Schuhe auszog und hinter Sina in die Küche ging.
Als ich Männerlachen hörte, wusste ich, dass er da war.. Och nö..
„Komm schon. Das wird lustig.", meinte Sina und stupste mich an.
„Ja gut.", sagte ich und ließ mich wieder einmal viel zu schnell überreden.

Matt und Nathaniel saßen auf der Couch und zockten auf der Konsole irgendein Autorennspiel.
Beide schauten zu mir und erhoben sich, nachdem sie das Spiel pausierten.
Nathaniel sah zum Anbeißen aus und ich merkte, dass ich ihn wieder angaffte. Er hatte ein schwarzes enges Shirt an und eine kurze Trainingshose. Seine Waden waren komplett tätowiert.

Erde an Lyana, du sabberst fast!
Ich drehte mich zu Matt, aber natürlich bekam ich mit, dass Nathaniel grinste, als hätte er mich wieder ertappt. Wieder wurden meine Wangen heiß.
„Hey Ly. Ich hab gerade Nath fertig gemacht." sagte Matthew und kam auf mich zu. Er umarmte mich und ich antwortete: „Hey du. Lang nich gesehen. Ich bin natürlich auf deiner Seite, wenn du ihm fertig machst." Grinsend löste sich Matt von mir.
„Hast du gehört Nath. Sie ist auf meiner Seite und Sina auch. Stimmt's Schatz?" rief er Sina zu.
Die beiden lachten wie zwei frisch Verliebte und küssten sich.

Ich aber schaute zu Herrn Blödmann.
„Hey Kleine.", sagte er und mir stockte kurz der Atem.
Er klang wie Daddy gestern.

Bilder kamen hoch und mir wurde heiß. Meine Wangen glühten sicherlich feuerrot. Ich riss die Augen auf.
Bist du blöd? Das ist doch nicht Daddy!
Nathaniel kam auf mich zu und umarmte mich ebenfalls. Verdammt, er roch sogar wie Daddy. Sofort wurde ich feucht, als seine Hände meinen Rücken entlang strichen. Waren es seine Finger, die mich gestern berührt hatten?
Das konnte nicht sein. Das war nur Einbildung. Gestern hatte ich Alkohol getrunken und vielleicht war das alles Wunschdenken, dass ich seine Stimme gehört hatte. Pure Einbildung.

Nathaniel - deep waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt