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Taehyung

Und wieder einmal war ich alleine. Eigentlich war ich es mittlerweile bereits gewohnt, doch die Anwesenheit des Jüngeren gefiel mir irgendwie. Er füllte den Teil meines Lebens, den bisher noch niemand hatte füllen können, nicht einmal Hoseok. Das war schon irgendwie besonders und wieder kam mir die Frage in den Sinn, wieso das so war. Aber diese würde ich mir noch so oft stellen können, auf eine Antwort würde ich nicht kommen.

Falls es überhaupt eine Antwort gab.

Leise seufzend packte ich die ganzen Spraydosen zusammen und verstaute sie wieder in meiner Tasche. Meine Mutter musste viel arbeiten, einen Vater hatte ich nicht mehr, da dieser vor zwei Jahren die Scheidung eingereicht hatte und deswegen fiel meiner Mutter zum Glück nicht wirklich auf, wie oft ich hier war. Darüber war ich ziemlich erleichtert, denn sie hatte bereits genug Ärger am Hals und ich wollte ihr ungern noch mehr machen. Zwar tat ich das bereits, aber das war an dieser Stelle eher zweitrangig.

Ich war noch etwas länger hier geblieben, nachdem Jungkook ins Krankenhaus gegangen war und hatte meine Kunstwerke verziert, doch nun sollte ich langsam aufbrechen, da es bereits anfing zu dämmern. Mit meiner Tasche, die ich über meine Schulter geworfen hatte, machte ich mich auf dem Weg zurück nachhause und schaute zeitgleich auf mein Handy, dessen Hülle denselben Rotton hatte wie das Armband um mein Handgelenk. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in mir erwartete eine Nachricht von Jungkook, was eigentlich völlig absurd war, weil dieser während seinem Aufenthalt mir sicherlich keine Nachricht sendete und wie meine Vernunft mir auch sagte, fand ich tatsächlich keine Nachricht von ihm vor. Aber stattdessen hatte ich eine von Hoseok erhalten und darum begann ich leicht zu lächeln.

"Hast du heute Abend noch etwas vor oder hast du die Zeit für deinen Lieblings-Sunshine reserviert", las ich leise für mich die Nachricht vor, ehe ich amüsiert meinen Kopf schüttelte. Selbst über Nachrichten konnte mein Freund es nicht lassen, verdammt niedlich und gut gelaunt zu sein, weshalb mein Herz einen kleinen Sprung machte. Seine gute Laune konnte ich wirklich brauchen, sowie seine Küsse und das Kuscheln mit ihm. Das würde das Gefühl von Einsamkeit, welches in mir wieder aufgekeimt war, endlich verjagen.

"Klar. Ich bin in zehn Minuten daheim", murmelte ich leise vor mich her, während ich genau diese Worte in mein Handy eintippte und ihm dann schickte. Hoseok hatte heute Mittagschule gehabt und für uns war es inzwischen schon Alltag, dass ich, solange er in der Schule war, zu der alten Straße zurückkehrte und weiterhin sprühte. Auch wenn mein Freund nichts davon hielt, er akzeptierte meine Leidenschaft und versuchte mich nicht davon abzubringen. Gott sei Dank. Ich wüsste nicht, ob ich das aushalten würde, nur wegen meiner Liebe zu ihm meine liebste Tätigkeit aufzugeben. Das wäre wohl ein Albtraum für mich, da war ich mir absolut sicher.

Aber soweit würde es niemals kommen.

Ich beschleunigte meine Schritte etwas, damit ich vor Hoseok daheim ankommen würde. Normalerweise trafen wir immer ungefähr gleichzeitig ein und eigentlich fand ich das auch wirklich perfekt. Aber da ich den Mittag mit Jungkook verbracht hatte, diese Zeit sichtlich genossen hatte und beinahe keinen Gedanken an meinen festen Freund verschwendet hatte, fühlte ich mich einfach nicht ganz in der Stimmung dazu, dass auch heute unser tägliches Ritual gleich bleiben sollte. Dann würden vermutlich nur Schuldgefühle aufkommen. Zwar wusste ich, dass Hoseok nicht so schnell eifersüchtig wurde, ich jedoch wurde es und deswegen versuchte ich es stets auch für ihn zu vermeiden.

Ich wollte keinen Streit mit ihm haben.

Aber als ich Zuhause ankam und den Rothaarigen entdeckte, wie dieser gerade an der kleinen Mauer vor unserem Garten lehnte, konnte ich bereits ahnen, dass heute wohl wirklich kein normaler Tag war und mich irgendetwas - mit geringer Wahrscheinlichkeit Positives - erwarten würde.

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt