Lucas:
Vor ein paar Minuten saß Cas noch neben mir und wirkte relativ entspannt, doch jetzt hat er die Beine angezogen und klammert sich verängstigt an meinen Bizeps, während er das Gesicht in meine Schulter drückt.
Trotzdem schaut er auf die Leinwand, was mich zum Lachen bringt.
Wenn er Angst hat, soll er halt nicht hinschauen. Außerdem muss er nicht so übertreiben wegen den paar Kindern, die gerade ihre Eltern gegessen haben und dadurch zu seltsamen Wesen mutiert sind.Bei einer Stelle erschrecke sogar ich leicht, doch er schreit fast und sitzt im nächsten Moment auf meinem Schoß. Ich kann nicht anders als darüber zu lachen, aber als ich bemerke, dass er sich zitternd an mich klammert, ist er Spaß vorbei.
Ich trage ihn aus dem Saal und setze ihn auf dem Sofa in der Lobby ab, mich selbst daneben. „Du kannst die Augen wieder aufmachen", sage ich ruhig.
Vorsichtig öffnet er zuerst das eine Auge, dann das andere, ehe er sich umsieht und entspannt.„Das war die schlimmste halbe Stunde meines Lebens", meint er erschöpft.
Mein Grinsen entgeht ihm nicht. „Wehe du lachst mich jetzt aus! Was für Psychos gehen bitteschön zu einem Date in einen Horrorfilm?!" Er wirkt sichtlich empört.
Ich muss lachen, er sieht mich dafür böse an. „Tut mir leid, aber du bist echt süß, wenn du dich so aufregst. Colly und Cody können nichts dafür, dass du so ein Schisser bist."
Er schnaubt und murmelt: „Ich bin kein Schisser"Schmunzelnd lasse ich ihn schmollen und gehe an die Kasse.
Als ich wieder zu ihm zurückkomme, nehme ich seine Hand und ziehe ihn auf die Beine. „Komm mit."
Widerwillig folgt er mir in einen anderen Kinosaal.
Dort hat der Film vor zehn Minuten angefangen. Es handelt sich um ein Liebesdrama, also perfekt für ihn.Als er es erkennt, lächelt er mich glücklich an, während wir uns hinsetzen. „Das hättest du nicht machen müssen.", meint er, wirkt aber eher so, als wolle er sich bedanken.
Ich drücke seine Hand leicht. „Schon gut. Ich mochte den Film auch nicht wirklich. War zu langweilig"
Er verdreht genervt die Augen, schmunzelt aber deutlich, sieht dann zum Bildschirm.
In der Mitte platziere ich unser neues Popcorn, sodass wir sie uns gönnen können.Dabei bedenke ich aber natürlich nicht, dass wir kurz vor dem Ende gespannt auf den Bildschirm sehen und dann beide gleichzeitig in die Tüten fassen, wobei sich unsere Finger berühren.
Wir sehen uns im selben Moment an.Es ist so kitschig, wie im Hintergrund die romantische Musik des Filmes weiterläuft, während der Typ der Tussi seine Liebe gesteht.
Als seine Augen für einen Moment zu meinen Lippen huschen, schluckt er hart und beißt sich auf die Lippe, was ich nur erkenne, weil ich selbst darauf sehe.
Heute trägt er keinen der beiden Piercings, doch wenn es nach mir ginge, bräuchte er gar keinen Schmuck, um seine Lippen zu verschönern.Ich fühle mich gerade wie nach einem Fußballspiel, wenn ich 90 Minuten durchgespielt habe, weil mein ganzer Körper zu schwitzen beginnt aufgrund meines schnellen Herzschlages.
Zittrig atme ich durch, als sein Kopf näher kommt.
Sein Blick springt zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her.Ich weiß natürlich, was das bedeutet, doch ich bewege mich kein Stück.
Cas bemerkt, was das heißen soll, er überwindet den Abstand und legt die Lippen auf meine Wange.
Ich bin froh, dass er es dabei belässt und lächle ihn an, während in seinen Augen ein Funke aufblitzt, den ich nicht richtig deuten kann, doch ich bilde mir ein, es sei Enttäuschung.Nachdem der Film dann aus ist, verlassen wir den Kinosaal ohne zu sprechen.
Als wir in der Lobby stehen, will ich die Stille unterbrechen, doch so weit kommt es gar nicht, weil ich jemanden meinen Namen rufen höre.
Verwirrt sehe ich mich um und erkenne Marinette, die im nächsten Moment vor mir steht und meine Wangen küsst, während sie mich umarmt.
„Hättest du gesagt, dass du keine Freundin hast, weil du auf Jungs stehst, hätte ich mir keine Hoffnungen gemacht", meint sie lachend.
Meine Augenbrauen schießen nach oben, meine Augen öffnen sich weit. „Was? Ich... Ich stehe nicht auf Jungs"
Daraufhin wirkt sie verwirrt, während sie einen Blick hinter mich wirft, wo Cas steht, der Marinette kritisch mustert.
Kurz daraufhin, schiebt er mich rücksichtslos zur Seite und hält ihr seine Hand hin. „Ich bin Cas, der beste Freund von dem zukünftigen Ehemann seiner Schwester. Und du bist?"
Sie schlägt ein. „Marinette. Ich habe ihn letztens beim Joggen im Park umgerannt"
Cas nickt und lässt dann wieder los. „Na hoffentlich hast du ihn richtig erwischt"
Sie kichert. „Sozusagen."Ich kann nicht fassen, dass das folgende dann passiert.
Ungeniert fasst Cas nämlich zwischen Marinettes freigelegte Brüste und nimmt ihre Halskette in die Hand. „Oh mein Gott, ist die von Luis Vuitton?"
Marinette nickt stolz. „Hat mein Bruder mir zum 20ten geschenkt"
Ich sehe Cas Blick. „Jetzt sag mir noch, dass er gut aussieht, kochen kann und mich toppt wie ein Stier, dann heirate ich ihn"„Wow, wow das geht schon etwas schnell, meinst du nicht?" Ich schiebe mich zwischen ihn und Marinette, bevor Cas auf mehr dumme Ideen kommt.
Marinette kichert. „Kann ich mir den mal ausleihen?", fragt sie in Bezug auf Cas.
Er schiebt sich wieder vor mich. „Da musst du nicht ihn fragen, Süße. Sag mir, in welcher Boutique du am liebsten Shoppen gehst"
Etwas verwundert nennt sie einen Namen, woraufhin Cas ihr den Arm um die Schultern legt. „Du bist meine neue beste Freundin", meint er glücklich.
Marinette kichert. „Du bist echt knuffig."
Dann wendet sie sich an mich. „Schick ihm doch meine Nummer"
Komplett überfordert nicke ich einfach nur.
Er ist doch einfach unfassbar.Marinette verabschiedet sich von Cas, als würde sie ihn schon ewig kennen und von mir nur mit einer kurzen Umarmung, ehe sie mit einer Horde Mädchen verschwindet.
Cas sieht ihr grinsend hinterher.
„Meinst du das ernst?", frage ich ihn.
Sein Blick wandert zu mir. „Was denn?"
„Dass du ihren Bruder heiraten würdest. Du weißt doch nicht mal, wie alt er ist oder ob er Charakter hat. Sich auf ihn einzulassen nur weil er reich ist, ist schon ziemlich billig"
Cas schnaubt daraufhin und schüttelt den Kopf. „Natürlich hab ich das nicht ernst gemeint. Allerdings stellt sich mir die Frage, was es dich interessiert. Im Gegensatz zu dir stehe ich nämlich auf Jungs und ich suche mir die auch selbst aus. Nach meinen Kriterien" Er kneift die Augen zusammen und verschränkt die Arme.
Dass er dadurch einfach nur süß aussieht, merkt er wohl nicht.„Bist du sauer?", frage ich ihn.
Er verdreht die Augen. „Nimm dich nicht so wichtig, Lucas. Du bist auch nur einer von vielen weiteren Homos, der sich nicht eingestehen will, dass er ist wie er ist und dann als unglückliche Pseudo-Hete sterben wird."
Jetzt bin ich es, der schnaubt. „Ich bin keine Pseudo-Hete, aber ich bin auch nicht schwul"
„Was bist du dann?" Herausfordernd sieht er mich an.
Ich hasse es, definieren zu müssen, was ich fühle. Es sind immerhin meine Emotionen und ich muss damit klarkommen.
Ich bilde doch auch nicht meine Gedanken auf einem Banner ab und laufe dann damit durch die Stadt.
„Ich bin ich und wenn dir das nicht reicht, dann frage ich mich, warum wir jemals befreundet waren"Kurz ist sein Blick kalt und trotzig, während er mich ansieht, aber die Maske sinkt schnell. „Sorry. Es geht mich ja auch gar nichts an", meint er niedergeschlagen, versucht es aber zu überspielen.
Ich nicke nur.Genau das meine ich. Sobald Gefühle im Spiel sind und man sie zulässt, wird alles kompliziert. Würde ich mir und ihm eingestehen, dass ich mehr von ihm will, müsste ich für mich und ihn herausfinden, wieso das so ist. Das kann und will ich nicht.
Ich weiß nur, dass ich ihn nicht wieder verlieren kann, doch jetzt gerade stehe ich kurz davor.
„Wollen wir auf das Hochhaus?", frage ich ihn aus dem Nichts.
Überrascht sieht er mich an, ehe er leicht nickt und auf den Ausgang zugeht.
Ich folge ihm an den Platz, den wir als Kinder für unseren auserkoren haben und der uns immer an unsere Freundschaft erinnern wird.
DU LIEST GERADE
Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)
Teen FictionAchtung! Dies ist nicht die Geschichte einer Liebe wie sie beginnt, sondern wie sie endet. Aber vielleicht sollten wir doch erstmal von vorne anfangen: Es waren einmal zwei Jungs, beste Freunde, die unzertrennlich waren. Sie wuchsen zusammen auf un...