42: Der Schlag

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Lucas:

In der Klink können wir sofort die Tests machen und die Ärzte klären Cas über die Prep auf.
Ich bin froh, dass er das ernst nimmt und überlegt, sie zu nehmen, ich will ihm nämlich auf keinen Fall schaden.

Nach unserem Aufenthalt fahren wir wieder nachhause und legen dabei einen Stopp bei McD ein.

Als ich dann in seiner Auffahrt parke, lasse ich seine Hand nicht los, damit er sitzen bleibt.
„Was los?", will er wissen und lehnt sich mehr zu mir, während er mich mustert.
„Kann ich dich für ein paar Stunden alleine lassen? Ich muss mit meinen Eltern reden"
„Ich kann mitkommen", bietet er sofort an.
Ich sehe ihn an, mein Blick macht ihm wohl schon deutlich, dass das keine gute Idee ist, doch ich muss es ihm noch durch Worte deutlich machen. „Meine Eltern sind nicht sehr begeistert von dir und deinem Ruf. Es ist besser, wenn sie nichts wissen, zumindest bis ich das Ergebnis habe."

Ich weiß, es ist nicht die Ideallösung, vor allem weil ich am liebsten in die Welt hinausschreien will, wie sehr ich ihn liebe, aber ich will auf Nummer sicher gehen.
Er versteht es aber falsch, denn er schnaubt wütend. „Soll ich jetzt deine Affäre abgeben oder was?"
Die Frage ist bissig gestellt, doch ich weiß, dass es ihn verletzt.

Ich beuge mich zu ihm, um ihm meine Hand auf die Wange zu legen. „Nein, sollst du nicht. Du sollst mein Freund sein, aber ich will nicht, dass meine Eltern gleich am Anfang unserer Beziehung versuchen, uns auseinander zu bringen. Außerdem ist es doch aufregend so ein Geheimnis zu haben, wenn ich das andere schon verraten habe" Ich grinse verschmitzt und er muss ebenfalls grinsen, als er die Augen verdreht. „Na schön. Aber nur, weil ich das Versteckspiel für interessant halte"
Zufrieden drücke ich ihm einen Kuss auf die Lippen.
Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich das ab jetzt immer machen kann, wenn ich will, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, da er nicht alles weiß.
Er küsst leidenschaftlich zurück, doch als es zu einem Zungenkuss ausarten lassen will, beende ich das geknutschte und öffne seine Autotür.

„Das heben wir uns für wann anders auf, okay?"
Genervt stöhnend steigt er aus und schlägt die Tür zu. Er geht um das Auto herum, aber ich lasse nochmal die Scheibe runter und ziehe ihn an dem Shirt zu mir, als ich hindurch greife.
Er beugt sich runter um mich zu küssen.

„Ich liebe dich", murmelt er.
„Ich dich auch, Cassy. Über alles"
Er berührt meine Lippen nochmal kurz mit seinen, ehe er mich nochmal anlächelt. „Viel Glück in der Hölle" und dann in sein Haus verschwindet.
Lächelnd sehe ich auf die Tür, durch die er eben getreten ist, doch als ich dann daran denke, dass er ziemlich Recht hat, vergeht mir das Lächeln.

Auf der Fahrt nachhause muss ich gut überlegen, wie ich meinen Eltern erkläre, dass ich 2 Wochen nicht zuhause war und ihnen nur eine Nachricht geschrieben habe.

Als ich dann zuhause ankomme, ist aber nur mein Vater da.
Er liegt auf dem Sofa, sein Sakko hängt über der Lehne, er schenkt sich aus einer halb vollen Scotchflasche ein.
Oh nein. Seit wann trinkt er wieder? Was ist passiert?

Schnell gehe ich zu ihm und setze mich neben ihn. „Hei dad"
Er mustert mich. „Ich will keine Erklärungen mehr von dir, Lucas. Geh einfach auf dein Zimmer oder verschwinde wieder." Er wirkt erschöpft. Und Betrunken.
„Was ist passiert?"
Er schnaubt. „Das fragst du wohl besser deine Mutter und ihren Liebhaber"
Meine Augenbrauen wandern nach oben. „Mum hat dich betrogen?" Naja, viel Mitleid kann ich nicht mit ihm haben, immerhin hat er sie vor ein paar Wochen auch betrogen.
Deshalb habe ich mich damals auf der Party so betrunken.
Meine Eltern haben seit meiner HIV-Diagnose Eheprobleme und geben sich gegenseitig die Schuld daran, dass ich so schlecht erzogen war und überhaupt auf den Urlaub in Argentinien gegangen bin.
Mein Dad gibt meiner Mutter die Schuld, weil sie Cas immer gemocht hat und den Urlaub unterstützt hat, meine Mum gibt Dad die Schuld, weil er mich angeblich besser hätte aufklären müssen.
Eigentlich wissen sie, dass nur ich die Verantwortung dafür trage, was passiert ist, aber sie wissen auch, dass es mich kaputt machen würde, das von ihnen zu hören.
Schlimmer ist es aber die Ehe meiner einst glücklichen Eltern zerbrechen zu sehen.

„Soll doch dieser Wichser ihr all die scheiß Sachen bezahlen, die sie immer haben will! Soll er sich um sie kümmern, wenn sie zu erschöpft von der Arbeit ist! Soll er doch alles für sie tun, ich will nicht mehr!" Mein Vater fängt an zu schreien.
„Dad", versuche ihn zu beruhigen bleiben nutzlos, solange, bis ich einen Schlag auf meiner Wange spüre und ihn geschockt ansehe.
Er hält sofort inne, als habe er erst jetzt bemerkt, was er getan hat. „Lucas...", haucht er geschockt und entschuldigend zugleich.
Ich starre ihn einfach nur an, meine Hand wandert zu meiner Wange. Womit hab ich mir die denn jetzt verdient?

„Das war nicht meine Absicht, Lucas", beteuert er, sieht sich meine Wange an und streicht darüber.
Ich schiebe ihn weg. „Ist okay Dad." Ich erhebe mich, um den Raum zu verlassen, er torkelt mir hinterher. „Lucas bitte, ich wollte dich nicht schlagen"
Ich glaube ihm, doch getan hat er es trotzdem. „Du solltest ins Bett und ausnüchtern, Dad." Meine ich nur.
Er nickt, kommt aber die Stufen nicht hoch.
Seufzend helfe ich ihm.

Als ich in auf seinem Bett absetze, frage ich: „Brauchst du noch was?"
Er schüttelt den Kopf. „Es tut mir wirklich leid. Ich liebe dich, mein Junge"
Ich muss lächeln. Das hat er seit meiner Diagnose nicht mehr gesagt. „Ich weiß Dad. Ich liebe dich auch"
Dann schließe ich die Tür und atme tief durch.

Meinen Vater scheint es nicht zu interessieren, wo ich war und wo meine Mutter ist, interessiert mich nicht.
Ich meine, ich hatte immer ein besseres Verhältnis zu ihr als zu Dad, aber dass er mich schlägt, hätte ich nicht gedacht.
Meine Mutter kann mir aber trotzdem gestohlen bleiben. Vor ein paar Wochen noch einen Aufstand machen, von wegen Betrug ist das aller letzte und es dann selbst durchziehen.

Ich will jetzt einfach allein sein.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt