61: Freiheit

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Castor:

Als ich aus der Tür trete und sehe wie Lucas von weiter hinten auf mich zuläuft, quietsche ich auf und renne zu ihm.
Er fängt mich auf, hält mich oben, während ich mich wie ein Äffchen an ihn klammere.

„Ich hab dich so vermisst", sage ich schmerzerfüllt.
Er lacht. „Es waren doch nur zwei Tage"
„Trotzdem", schmolle ich.

Ich bin erleichtert, dass ich wieder frei bin, weil weder auf der Waffe noch auf den Verpackungen der Drogen meine Fingerabdrücke waren, sondern nur Seths, die von ein paar anderen Typen und? Von Marinette.
Sie muss uns die Drogen bei dieser behinderten Umarmung zugeschoben haben und Seth ist wahrscheinlich in der Nacht ins Haus eingebrochen und hat da meine Tasche ein wenig umgepackt.

Lucas und ich sind noch nicht komplett entlastet, aber wenigstens muss ich nicht mehr und U-Haft sitzen.
Ich bin so froh, dass ich mich endlich wieder in seine Arme werfen kann.

Der Knast war die Hölle.
1. Habe ich die ganze Zeit hungrige Blicke auf mir gespürt und 2. War mir totlangweilig.

Ich dachte, ich müsste da drin verrotten und könnte Lucas nie wieder sehen und er würde sich dann einen neuen Lover suchen oder eine. Wie auch immer. Ich bin jedenfalls froh, dass ich wieder draußen bin und ihn umarmen kann.

„Schatz, ich hab dich auch sehr vermisst, aber ich kann dich nicht für immer halten und die Leute gucken schon ganz doof, weil sie denken, du bist eine neue Affenart"

Seufzend löse eine meinen Beine von ihm und stelle mich hin, doch meinen Arme bleiben da, wo sie waren. „Versprich mir, dass du niemals etwas zwischen uns kommen lässt" Ich drücke ihn fester, um zu bewiesen, wie ernst ich das meine. Ich bin fast verzweifelt ohne ihn, obwohl es nur zwei Tage waren.

„Ich verspreche es. Hoch und heilig", versichert er mir.
Vorsichtig lasse ich ihn wieder los, sodass meine Hände auf seine Schultern liegen bleiben.
„Tut mir leid, dass Seth uns das Leben so schwer macht", murmele ich.
Er legt die Hände an meine Hüften und stupst mit der Nase gegen meine. „Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Du kannst ja nichts dafür, dass er so krank ist. Ich bin mir sicher, ab jetzt wird alles besser. Vor allem, weil wir jetzt deine Freilassung feiern werden"
Er nimmt mich an der Hand und zieht mich mit sich.

„Echt jetzt? Ich komme aus dem Knast und das erste woran du denkst ist Sex?" Empört sehe ich ihn an, ignoriere, dass ich es wohl etwas zu laut gesagt habe, da ich seltsame Blicke zugeworfen bekomme.
Aber an die habe ich mich schon lange gewöhnt.

„Nein, eigentlich wollte ich schick mit dir essen gehen.", lacht Lucas über seine Schulter.
„Ich muss mich erstmal frisch machen, Lulu" Das muss ich wirklich. Ich hab mich einfach nicht getraut dort zu duschen, weil ich Angst um meinen süßen Arsch hatte.

„Ich weiß, deshalb gehen wir jetzt ins Hotel. Dein Vater und meine Mutter haben heute Abend übrigens ein Date. Dein Dad meinte, du willst wahrscheinlich deine Freilassung sowieso lieber mit mir feiern und, dass du schuldig bist, hat er eh nie geglaubt"
Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch. „Und du hast nichts dagegen, dass die zwei sich daten?"
Er zuckt mit den Schultern. „Mein Dad liebt meine Mum zwar, aber wenn ich Mum wäre, würde ich sein Verhalten auch nicht aushalten. Und sie sind immerhin alt genug ihr Ding selbst durchzuziehen"
Ich nicke verstehend.

Mein Dad hat wohl also bald eine Neue. Naja, wenigstens hatte es eine gute Sache, dass ich im Knast war.

Irgendwie fühle ich mich so heftig, seit ich wieder raus bin.
Ich meine, wer kann denn schon von sich behaupten im Knast gesessen zu haben? Ich! Muss ja keiner wissen, dass es nur zweiweinhalb Tage waren. Aber ich würde trotzdem nicht nochmal freiwillig rein gehen.

„Sag mal, Luki, macht mich diese Knastbrudersache jetzt zu einem Top?", frage ich ihn nachdenklich.
Er läuft mittlerweile wieder neben mir und hält meine Hand, während er mich angrinst.
Er schüttelt den Kopf. „Willst du denn einer sein?"
Ich muss gar nicht lange nachdenken, ehe ich den Kopf schüttele. „Ich lass mich lieber bearbeiten", meine ich achselzuckend, was er mit einem Lachen quittiert.
Er löst seine Hand aus meiner, um mir den Arm um die Schultern zu legen. „Dann trifft es sich ja gut, dass ich dich gerne bearbeite", haucht er mir zu. Wir grinsen uns an, sehen uns direkt in die Augen. Und da ist er wieder-einer dieser Momente, die man einfach nicht beschrieben kann.

Obwohl wir zusammen sind und von unserer Liebe wissen, gibt es diese Momente noch immer, die einfach alles andere ausblenden. Mein Herz schlägt noch immer bis zum Anschlag in seiner Nähe, mein Magen macht Luftsprünge, wenn er mich küsst. Ich bin einfach unbeschreiblich glücklich, solange er an meiner Seite ist.

Ich schmiege mich beim Laufen an ihn, was er gerne zulässt.
Während wir zum Hotel gehen, genieße ich die frische Luft.Ich

Doch irgendwann wird Lucas ziemlich ernst. „Sag mal, Baby, wie gings dir eigentlich da drin?"
Ich seufze schwer. „Ich bin fast verhungert, weil das Essen aussah wie frisch aus dem Darm von irgendeinem undefinierbaren Wesen und langweilig war mir auch. Die wollten mir nicht mal einen Flummi geben ey" Missbilligend schüttele ich den Kopf, doch als er mein Gesicht zu sich drückt und mich ernst ansieht, weiß ich, er hat nicht davon gesprochen. „Ich meine die anderen. Waren die alle nett zu dir?"
Ich muss schmunzeln und streiche über seine Wange. „Mir ist nichts passiert, Schatz. Und wenn, dann hätte ich dir das schon längst gesagt, damit ich zusehen kann, wie du die Person dann fertig machst"
Nun lächelt er ebenfalls und küsst dann meine Stirn.

Wir schlendern zusammen in das Hotel und direkt in sein Zimmer.
Mein ernster Gang ist in das Bad.
Ich stinke, meine Haare sehen nicht mehr geil aus und außerdem muss ich mich rasieren. Ich sehe so männlich aus, das ist schon fast ekelhaft.

Ich stehe gerade unter der Dusche und halte mein Gesicht in den Strahl, als ich plötzlich höre wie die Tür aufgeht.
„Kommst du mit rein?", frage ich, ohne hinzusehen.
Ich höre Lucas lachen. „So verführerisch das Angebot auch ist, ich muss leider ablehnen. Ich hab dir einen Rasierer besorgt, weil in deinem Gesicht ein Busch wächst. Und du solltest dich beeilen, weil ich einen Tisch reserviert habe und zwar in einer halben Stunde"
Geschockt sehe ich zu ihm. „In einer halben Stunde? Wie soll ich denn bis dahin fertig werden?" Vorwurfsvoll sehe ich ihn an.
Er grinst nur. „Du musst eben dein Bestes geben" Dann zwinkert er mir zu und ist schon wieder verschwunden.
Ich verdrehe die Augen.
Es gibt Momente, in denen ich ihm ins Gesicht schlagen will.

Schnell mache ich meine Dusche fertig, ehe ich mir ein Handtuch umwickle und mich vor den Spiegel stelle, um die ungewünschten Stoppel loszuwerden.
Das funktioniert aber nicht, weil er Raiser gelinde gesagt scheiße ist. „Wo hat du diesen unterirdisch schlechten Rasierer her?", rufe ich ihm aggressiv zu.
Jetzt fehlt nur noch, dass ich mich schneide und er kann vergessen, dass ich heute noch das Zimmer verlasse.

„Wieso?" Er öffnet die Tür und sieht mich an. Dann lacht er. „Kann es sein, dass du normalerweise einen elektrischen hast?"
Ich sehe ihn an, als sei er verblödet. Ist er ja auch. „Natürlich. In welchem Jahrhundert lebst du denn?"
Er kichert, kommt auf mich zu und nimmt mir den Rasierer ab, als er mich zu sich dreht. „Wenn man es altmodisch macht, muss man gegen den Strich rasieren, Schatz"

Ich beobachte ihn, wie mich konzentriert rasiert und dabei die Augen zusammenkneifet.
Als er fertig ist, wasche ich mein Gesicht ab und er übernimmt das Trocknen. Dann lächelt er mich an. „Jetzt musst du nur noch die Haare trocknen und dann siehst du wieder aus wie mein Baby" Er drückt seine Lippen auf mein Kinn und verschwindet dann, lässt mich ihm mit einen Lächeln hinterher sehen.

Werde ich jemals begreifen können, dass unser Himmel auf Erden real ist?

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt