Kapitel 26

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Ryan

Wieso musste sie ausgerechnet jetzt wieder auftauchen? Ich hatte mich daran gewöhnt ohne meine Mutter zu leben. Mein Leben war gerade so perfekt gewesen. In der Schule lief es, ich hatte die besten Freunde, die ich mir wünschen konnte und ich hatte Luna. Seitdem sie in mein Leben getreten war, war es endgültig perfekt geworden.

Und jetzt saß ich hier auf der Terrasse meines Bungalows, starrte auf das Meer und weinte. Was wollte sie überhaupt hier? Sie hatte uns vor fast drei Jahren wegen ihrer neuen Liebe verlassen. Also was wollte sie auf einmal wieder hier?

Ich saß gefühlt schon eine Ewigkeit hier, als mich plötzlich jemand umarmte. Allein an der Art und Weise der Umarmung, erkannte ich, dass es Luna war. Ich zog sie auf meinen Schoss, vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und fing wieder an zu weinen. Ich wusste, dass Luna mich niemals dafür verurteilen würde, dass ich weinte und Gefühle zeigte. Genauso wusste ich, dass sie mich gerade auffing. Ich war mitten im freien Fall gewesen, bis sie mich auffing und ich wusste, dass sie bleiben würde. „Alles wird gut", flüsterte sie und fuhr mir dabei mit den Fingerspitzen durch die Haare, was eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Sie hatte recht. Solange sie an meiner Seite war, würde alles gut werden.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis ich mein Gesicht aus ihrer Halsbeuge löste. „Willst du drüber reden?", fragte sie mich. „Es gibt nicht viel zu sagen. Meine Mutter ist einfach nur nach 2 ½ Jahren Funkstille bei uns aufgetaucht." „Du weißt, wenn du irgendwann darüber reden willst bin ich da." „Ich weiß, danke."

Ich war froh, dass sie bei mir war. Sie störte es nicht, dass ich weinte und Gefühle zeigte und sie verurteilte mich nicht. Mir wurde bewusst, dass ich nicht nur in sie verlebt war, sondern sie liebte. Und ich war mir zu 100% sicher, dass sie die Richtige war. Sie war immer für mich da, in jeder Situation. Ohne wenn und aber, war sie da.

Wir saßen schon einige Zeit schweigend hier draußen. Es war aber kein unangenehmes Schweigen. Wir waren beide bloß in unsere Gedanken vertieft. Allerdings wurde es gerade kälter, da die Sonne unterging und außerdem hatte ich Hunger.

„Wollen wir reingehen und irgendwas zum Essen bestellen?", fragte ich sie. „Gerne."

***

„Kann ich ein T-Shirt von dir haben?", fragte Luna mich. „Klar, nimm dir einfach irgendeins aus dem Schrank." Mitsamt meinem T-Shirt verschwand Luna ins Bad um sich bettfertig zu machen. Ich lag bereits im Bett und dachte nach. Was waren Luna und ich eigentlich? Freunde? Irgendwie waren wir mehr als Freunde. Freunde küssen sich nicht und schlafen auch nicht miteinander.

Ryan #FirstBookAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt