🥀Kapitel 27

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JIMIN

„Diese Knochen...", murmelte ich leise, als er auf sie zu sprechen kam und meine Aufmerksamkeit dadurch schon fast mechanisch auf sich und eben diese zog, weshalb sich ein für mich ziemlich unangenehmer Schauer ankündigte und mir eisig über den Rücken rieselte. Ich bekam Gänsehaut, wie ich sie noch nie verspürt hatte; der Geruch von Blut lag in der Luft und das Knarren seiner Reißzähne war bis hierhin vernehmbar.

Als hätte er seine Beute im Visier und wartete ihren nächsten, aus Verzweiflung hervorgerufenen Akt abwarten, um entsprechend darauf reagieren zu können. Furcht und Panik waren zwei äquivalente Ausdrücke und trotzdem konnte ich in diesem Moment differenzieren, als wäre die Bedeutung der beiden Worte ferner denn je.

Doch zu wissen, dass mein Gegenüber mich gerade am liebsten in Stücke reißen wollte, ließ mein Herz zum einen höher schlagen und zum anderen erfüllte mich dieser Gedanke mit einer nicht in Worte zu fassenden Adrenalinmenge, die mich aus meinen Gedanken aufschrecken ließ und meine Sinne mit einem Mal enorm schärften.

„Wegen dir muss ich hungern, wegen dir leide ich! Deinem Leben soll Einhalt geboten werden, zerfetzt sollst du werden und dann... als ein weiteres Andenken für mich enden!" Mit einem vorfreudigen Grinsen betrachtete er mich wie ein Wahnsinniger, seiner Aussage war zu entnehmen, dass er mich wohl gerne als Teil seiner Knochensammlung sehen würde und der erschreckende Gedanke dabei war, dass mir hier niemand helfen konnte.

Ich war alleine und den Gefahren der Unterwelt ausgesetzt und auch, wenn meine Hand sich zur Hand ballte, als er den ersten Schritt auf mich zuging, kam ich nicht um ein schweres Schlucken umher, denn seine Präsenz war erschreckend und angsteinflößend, gefährlich, aber vor allem auch mordlustig.

Und noch ehe ich mich versehen konnte, stand er vor mir und grinste mich verächtlich und lustvoll zugleich an, die Gedanken dieses Typs zu lesen, war ein gar Unmögliches für mich und ich konnte mich nur rein intuitiv verhalten, schließlich war keine seiner Aktionen vorausschaubar. Aber als sich dann schlagartig der Ausdruck in seinen Augen veränderte, wurde mir klar, dass es ernst wurde.

Er holte aus und wollte mir mit seiner Pranke ins Gesicht schlagen, allerdings konnte ich mich noch rechtzeitig ducken und aus dieser Position nach hinten springen, um wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Kurz blickte er mich an, seine Augen färbten sich blutrot und seine Miene wurde finster, ich spürte das Zittern an meiner Hand und biss mir deshalb fest auf die Unterlippe, um diese Angst zu regulieren.

„Blut... Blut... Blut!", hörte ich ihn dann rufen und machte mich wieder gefasst. Er holte mit seiner Klaue nach mir aus und wieder konnte ich nur knapp zur Seite ausweichen, allerdings verlagerte ich zack mein Gewicht anders und versuchte ebenso einen Treffer zu landen. Ich durfte mich davon nicht treffen lassen, das würde mein sicheres Ende bedeuten.

Aber obwohl meine Faust mit aller Kraft bei seinem Brustbereich landete, machte er nicht einmal irgendwelche Anstalten und verzog auch seine Miene keineswegs. Es war, als hätte er meinen Angriff noch nicht einmal bemerkt und genau deshalb wurde mir erschreckend bewusst, wie gewaltig der Unterschied zwischen unseren Kräften war. Dieser Typ war ein skrupelloser Mörder seinesgleichen und würde sich nicht scheuen, auch mein Leben hier zu vernichten. Ich verstand es nicht; das hier war die Unterwelt und trotzdem konnten sie sterben.

Wie war das möglich?

Seine Hand packte mein Handgelenk unsanft und ich versuchte mit aller Kraft da wieder wegzubekommen, versuchte zu springen und ihm gegen den Oberkörper zu treten. Ich wollte Druck auf diesem auslösen, damit er wieder von mir ablassen würde, doch er drückte nur fester zu und ich spürte, wie sich langsam etwas in mein Fleisch bohrte, weshalb ich schmerzerfüllt meine Miene verzog und keuchte.

Ich konnte mich nicht mehr länger in dieser Position halten und deshalb landeten meine beiden Beine wieder auf dem Boden, allerdings schaffte er es, meinen gesamten Körper mit seinem einen Arm anzuheben und ich spürte langsam, wie mich all meine Kraft verließ. Ich wollte Widerstand leisten und mich losreißen, doch gegen seine Kraft kam ich nicht an.

Mit seiner Klaue kam er meinem Gesicht gewaltig nahe und ich sah schon vor meinem geistlichen Auge, wie er mir mit dieser tigerscharfe Klaue nun den gesamten Körper aufreißen wollte. Aber anders als erwartet, platzierte er sie unter meinem Kinn, woraufhin ich meinen Kopf reflexartig wegzog, um seinen Blick nicht ertragen zu müssen.

Mir war bewusst, es gab keinen Ausgang aus dieser Situation und ich hoffte nicht auf Rettung; sollte ich wirklich hier sterben, sollte es zumindest ein schneller Tod sein.

„Kein Widerstand? Gar nichts?", entwich es gespielt traurig seinen Lippen, doch ich begann ihn nur anzugrinsen. „Wenn du mir mein Leben nehmen willst, nur zu, töte mich. Du wirst damit nicht das erreichen, was du sehen willst." Meine Stimme klang felsenfest und überzeugt, allerdings konnte er sich kein Lachen nehmen lassen – er nahm meine Aussage nicht los.

„Na, wenn das so ist..."

Mit seiner Klaue kam er mir wieder gefährlich nahe.

„... wird es mir eine Freude sein, dich das Fürchten und die wahre Verzweiflung zu lehren!"

Und ab da wurde alles um mich herum auf einmal schwarz, ich konnte spüren, wie meine Sinne mich langsam verließen und ich in einen Zustand der Wehrlosigkeit verfiel.

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Auch hier darf mal wieder ein Update kommen 😁

Soul Hunter メ JihopeOnde histórias criam vida. Descubra agora