Prolog

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Es war Nacht und Dunkelheit lag über der Stadt, noch nicht einmal der Mond erhellte die Straßen, trotzdem bewegten sich die drei Männer sehr zielstrebig durch die dunklen Gassen eines Viertels, indem sie sich für gewöhnlich nicht aufhielten. Die Häuser hier schienen alle dringend einer Aufbesserung nötig, ebenso wie die Bewohner, welche sich jedoch beides nicht leisten konnten. Jede Hausecke stank ausgesprochen unangenehm und viele verstohlene Gestalten bewegten sich durch die Schatten, manche hielten von Zeit zu Zeit an, um sich etwas auf dem Boden näher anzusehen, das womöglich wertvoll war, nur um kurz darauf enttäuscht weiterzuziehen.

"Sind wir bald da?", fragte der kleinste und dickste Man der drei, mit deutlich gereizter Stimme, ihm gefiel die Umgebung überhaupt nicht.

"Ja Sir, da vorne sollte es sein." Antwortete ihm einer der anderen beiden, wobei für den kleineren aufgrund der undurchdringbaren Dunkelheit nicht auszumachen war, welcher gesprochen hatte.

Nach kurzer Zeit erreichten sie eines der stärker verfallenen Häuser, bei dem man sich nicht sicher sein konnte ob es nicht doch bei der nächsten Windböe kollabieren könnte.

"Pfah, in sowas wohnt der? Seid ihr euch sicher?" fragte der kleine Mann ungläubig.

"Das ist laut dem Informanten lediglich ein Treffpunkt, in dem er sich mit Kunden trifft, dieser Ort sei angeblich sehr sicher vor irgendwelchen spionierenden Ohren" antwortete ihm wiederum einer der anderen beiden Männer.

"Nun gut, hier würde sich wirklich keiner reintrauen, dass muss man ihm lassen. Los, gehen wir ich will das endlich hinter mir haben."

Das geschäftliche Trio trat durch die quietschende Tür ein und sahen sich voller Ekel in dem dreckigen und faulig riechenden Flur um. Überall lagen kaputte Möbelteile herum, viele zerschlissen, als hätte sich jemand einen Spaß daraus gemacht, sie mit verschiedenen Messern zu bearbeiten, andere hingegen wiesen deutliche Dellen auf, als wäre der Übeltäter hier mit Fäusten und Tritten auf das brüchige Mobiliar losgegangen. Unter den vielen lädierten Möbeln jedoch verbargen sich vereinzelte Menschengestalten die dort zusammengekauert schliefen und sich mit kleinen Stofffetzen zudeckten. Trotz der vielen Menschen, die alle nicht sehr groß schienen und von denen vermutlich keiner älter als 14 war, gibt es kein Anzeichen von bewohnbarem Raum, auch nicht von Nahrung oder wenigstens Wasser, es schien undenkbar, warum sich Menschen und vor allem Kinder hier niederlassen sollte, wenn sie hier doch keine Möglichkeit hatte, zu überleben. Schnell hielt sich der Kleinste ein Taschentuch vor die Nase, während die anderen beiden sich prüfend in der Dunkelheit umsahen.

"Laut dem Informanten müssen wir in den ersten Stock und dann durch die erste Tür links." informierte einer der größeren Männer den kleinen.

"Gut dann los, gehen wir!"

Vorsichtig bahnten die drei sich einen Weg durch das ganze Chaos zur Treppe hinüber, die Strecke war zwar im Grunde genommen nicht weit, aber gnadenlos überfüllt mit allem möglichen Krempel, was das vorankommen deutlich erschwerte. Nachdem sie die Treppe dann doch endlich erreichten, stiegen sie diese dann ebenso mühselig empor, da auch die Stufen nicht vor Verfall und Unordnung verschont geblieben sind.

Oben endlich angekommen wandten sich die drei nach links und fanden mit ihren Augen schnell die gesuchte Tür.

"Na los!" blaffte der kleinste die anderen beiden an, woraufhin diese die Tür unsanft aufstießen und schützend vor dem kleinen Mann eintraten.

Ein dämmriges Licht floss aus dem Zimmer und erfüllte den Flur beim Öffnen der Tür, das Licht hatte eine gewisse Gleichmäßigkeit, es musste also eine Art Lampe in dem Raum angeschaltet sein, was die Männer verwunderte, da sie nicht mit elektronischem Strom in diesem Haus gerechnet hatten. Dies war wohl wahrhaftig der einzige Raum im ganzen Haus, der nicht in Schutt und Asche lag, genauso wie der Mann in dem Raum wohl der einzige war, der nicht völlig ausgehungert schlief, sondern aufrecht und selbstbewusst am Fenster stand, wartend auf seinen neuen Auftragsgeber. Tatsächlich wirkt der Mann trotz seiner unverkennbar dünnen Statur recht wohlgenährt und als er sich zu den eintretenden umdrehte stach seine bleiche Haut deutlich hervor, als hätte er nur selten die Sonne zu Gesicht bekommen, wobei der Eindruck durch seine verbleichten Mintfarbenen Haare nur verstärkt wird.

Den Neuankömmlingen lief allen ein Schauer über den Rücken als sie den Mann den sie suchten vor sich stehen hatten, nicht jedoch weil er deutlich dünner, bleicher und kleiner war, als sie sich vorgestellt hatten, sondern wegen seines kalten Blickes und seiner Angst einflößenden Aura die er verstrahlte. Er machte den Eindruck auf die drei gewartet zu haben, aber abgesehen davon, dass er sich zu Beginn zu den Neuankömmlingen umgedreht hatte, gab er überhaupt keine Regung von sich, noch nicht einmal ein Erkennen der Drei schien bei dem jungen Mann statt zu finden. Ja, dies war eindeutig der Mann den die drei suchten und nach dessen Dienste der Kleinste verlangte!

Wortlos starrte der Dünne die drei Eindringlinge an, es wunderte ihn nicht das die drei sich erst einmal sammeln mussten, diese Wirkung hatte er nun mal auf andere Menschen, vor allem auf die, die von seiner Profession wussten, es schien sie irgendwie zu ängstigen, auch wenn er dies nicht so ganz nachvollziehen konnte. Vielmehr belustigte es ihn jedes Mal aufs Neue.

Nach einiger Zeit schien sich der dickste dann wieder in den Griff zu kriegen, er räusperte sich und begann zu sprechen:

" Wie ich höre sind sie der richtige Mann für... gewisse Jobs."

Er wartete auf eine Antwort seines Gegenübers, die er jedoch nicht bekam. Stattdessen starrte ihn der Dünne nur unaufhörlich an, stets ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und wartete auf das Angebot, das ihm der Dicke gleich machen würde.

Nach ein paar Minuten des Schweigens räusperte sich dieser erneut deutlich nervöser. Der Andere stand ihm nun schon die ganze Zeit sehr starr und bewegungslos gegenüber, das war doch nicht mehr normal! Er hatte ja bereits gewusst das dieser Mann nicht sehr gesprächig ist, was ihn wahrlich optimal macht für den Job, aber dass er wirklich keine einzige menschliche Regung zeigen würde, damit hatte er dann doch nicht gerechnet.

"Nun, ich bin mir sicher, sie wissen bereits warum ich hier bin" setzte der Dicke an und erntete erneut nur starre und unheimliche Blicke. So langsam kam der Kleine dann auch ins schwitzen, er hatte die Situation ja schon von Anfang an nicht gemocht, erst dieses entsetzliche Viertel, dann das verfallende Haus und jetzt dieser von der Welt wirkende Mann. Aber er hatte keine andere Wahl, wenn seine Firma die nächsten Monate überleben sollte, also entschloss er sich, den Smalltalk doch zu überspringen und einfach direkt zur Sache zu kommen.

"Ich möchte das du jemanden für mich aus dem Verkehr ziehst."


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Hellu 😊

Forever we are young - RunWhere stories live. Discover now