Chapter 4

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Jimin PoV

Zum Glück hörte Tae auf mich und rannte sofort nach oben. Ich konnte ihn noch seine Zimmertür zuschlagen hören und hoffte inständig, dass er abgeschlossen hatte, da unsere Mutter wirklich unglaublich wütend war.

Sie hatte versucht Tae noch zu erwischen, aber nachdem er die Treppe hoch verschwunden war, wandte sie sich zu mir. Ohne mich zu wehren, wurde ich von ihr am Kragen ins Haus gezerrt und fing mir eine äußerst harte Ohrfeige. Zum Glück traf sie jedoch nicht mein Ohr, sondern nur meine Wange. Trotzdem war die Wucht hinter dem Schlag so stark, dass ich ächzend zu Boden flog.

Meine Wange glühte, aber ich unterdrückte den Impuls mit meiner Hand mein Gesicht abzutasten. Ich durfte keine Schwäche zeigen.

Hoffentlich denkt Tae daran sich Musik anzumachen! Ich hatte ihn angewiesen dies zu tun, mit der Begründung das er dann etwas zu tun hätte. Aber ich hatte schon mit der Wut unserer Mutter gerechnet und wusste das sie nicht aufhören würde, bis ich nicht schreiend am Boden läge. Und diese Schreie darf Tae auf keinen Fall hören!

Ich behielt leider recht.

Dank dieser einen Ohrfeige, schmeckte ich Blut.
Dank dieser einen Ohrfeige lag ich jetzg schon jammernd am Boden.
Aber diese eine Ohrfeige wird nicht die einzigste bleiben.

Kurz darauf folgten mehrere, gezielte Tritte in meine Magengrube. Irgendetwas schien sie auch zu schreien, aber das konnte ich beim besten willen nicht mehr verstehen. Ich wollte es auch gar nicht hören. Es war sowieso immer dasselbe.

Ich sei undankbar, ich sei hässlich, ich sei eine Last, ich solle froh sein überhaupt geboren worden zu sein, ich koste zu viel Geld, ich würde die Familie schlecht dastehen lassen, ich hätte es nicht verdient zu leben, ich mache alles falsch.

Nein, ich wollte das wirklich nicht mehr hören.

Ich lag nur noch schreiend am Boden mit den Armen schützend über meinem Kopf um mehr oder weniger doch noch das schlimmste zu verhindern. Während sie weiter brutalst auf mich ein trat.
Zunächst nur auf meinen Oberkörper, schnell versuchte sie aber auch meinen Kopf zu erreichen.

Ich weiß nicht wie lange sie so auf mich ein prügelt, es ist mir eigentlich auch egal, denn es macht für mich keinen Unterschied, ob sie mich nur einmal oder tausendmal schlägt. Ob sie mich nur einmal anschreit, oder ständig beleidigt. Es war egal, alles führte unwiderruflich dazu, dass ich mich dreckig fühle.

Schließlich mache ich alles falsch, ansonsten würde mich doch meine eigene Mutter nicht einfach so schlagen! Also habe ich das alles doch verdient! ...Oder?

Und selbst wenn sie im Unrecht ist, so wie alle das doch immer von häuslicher Gewalt behaupten, bin doch trotzdem ich derjenige, der alles falsch macht. Denn Mutter schlägt mich nie grundlos, immer nur dann, wenn ich einen Fehler begehe. Und diese Fehler begehe ich oft, wirklich sehr oft, fast täglich gibt es etwas das ich falsch mache, etwas das gegen ihre Regeln verstößt.

Gäbe es Tae nicht, weiß ich nicht, wie ich die letzten Jahre durchgestanden hätte, wahrscheinlich gar nicht und deswegen bedeutet mein kleiner Bruder mir auch die Welt. Solange ihm nichts geschieht, ist es mir egal wie viele Fehler ich mache, egal wie oft ich dafür geschlagen werde, egal wie abscheulich ich bin.

So langsam schwanden mir sogar meine Sinne, geschrien habe ich auch schon lange nicht mehr, dafür ist meine Kraft schon zu sehr geschwunden, auch die Tränen die ich zu Beginn der Prügel noch hervorgebracht hatte waren mittlerweile versiegt. Ich lag nur noch wimmernd und ächzend auf dem Boden, auf das Ende wartend, dass nach einer Ewigkeit dann endlich auch kam.

Forever we are young - RunWhere stories live. Discover now