[dos] Breathing

75 9 15
                                    

°All my friends tell me I should move on [

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

°All my friends tell me I should move on
[...]
Loving you forever can't be wrong
Even though you're not here,
won't move on°

×× Eine Stunde zuvor ××

chelnd lehnte sich Yoongi in seinem Wohnzimmersessel zurück und beobachtete die dampfenden Teetasse in seinen Händen. Kleine, durchscheinende Wölkchen stiegen daraus hinauf, evaporierten in dem Wohnzimmer des kleinen Appartements, das er sich mit seinem langjährigen Freund Namjoon teilte.

Er ließ seinen Blick verträumt durch die Gegend schweifen und driftete ab, in Gedanken an eine Gestalt, die sein Bewusstsein zu bevölkern schien. Rabenschwarzes Haar, volle Lippen und eine Stimme, die ihn in jedweder Situation gefangen nahm.
Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss und er wurde abrupt aus seinen Tagträumen gerissen.

Doch noch bevor Namjoon verbal auf sich aufmerksam machen konnte, hörte Yoongi ein lautes Poltern aus dem schmalen Flur, gefolgt von einem unterdrückten Fluchen. In sich hinein grinsend stand er auf und begab sich zu Türe.
"Alle Beteiligten noch am Leben?", ließ er verlauten und lehnte sich an den Türrahmen. Statt einer Antwort traf ihn nur der vernichtende Blick Namjoons, der resigniert versuchte, sein Gleichgewicht auf einem Bein zu halten. Für einen Moment waren alle seine Erschwernisse vergessen und Yoongi konnte sich - zum ersten Mal an diesem Tag- auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Einige Minuten später fanden sich beide in der Küche wieder, in der sein Mitbewohner die neusten Besorgungen verstaute.
Namjoons tiefe Stimme unterbrach die angenehme Stille, die sich zwischen den beiden ausgebreitet hatte.
"Was hälst du eigentlich davon, wenn wir mal wieder die anderen einladen. Also, natürlich nur, wenn es dir nicht zu viel ist." Er warf einen unsicheren Blick in Yoongis Richtung, konnte aber keinerlei Emotionen in dessen prosaischen Ausdruck erkennen.
"Wir könnten gemeinsam kochen, weißt du, oder einfach nur zocken? Also, ich dachte... Weißt du, nach der Sache kommst du ja kaum noch unter Leute, Yoongi, ich dachte ein vertrautes Umfeld würde dir vielleicht gut tun."

Langsam senkte Yoongi seinen Blick auf die Teetasse, die er immer noch in der Hand hielt. Andächtig verfolgte er die heißen Dampfwolken, versuchte, sie zu lähmen, zu konservieren, den Moment irgendwie einzufrieren, aber es gelang ihm nicht.
Er wollte nicht länger daran erinnert werden, an den vereisten Bahnsteig, an seine heiseren Schreie und die Verzweiflung, die sich bis auf die Knochen in seinen Körper gefressen hatte. Es war heute genau ein Jahr her.

"Yoongi, hey?", Namjoon kniete sich vor ihn und suchte nach einer Regung in Yoongis fast schon apathischen Gesichtszügen. "Hab ich was falsches gesagt? Weißt du, wir müssen nicht-"
"Nein, nein.", wurde er vom Yoongi unterbrochen. "Ich musste nur gerade an ihn denken."
Er spürte Namjoons wachen Blick auf sich und suchte verzweifelt nach einer anderen Konstante im Raum, auf die er seinen Blick heften konnte, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen.

"Das ist jetzt fast ein Jahr her, Yoongi. Du hast die Therapie gemacht und er beherrscht dich nicht länger. Du bist frei, Yoongi. Du darfst ohne Jimin leben."
Jimin. Yoongis Herz machte einen Hüpfer. Er meinte schon fast sein Lachen hören zu können, seine Bewegungen im Augenwinkel zu erhaschen.

"Ich-", begann er stockend, doch stoppte sich dann wieder. Sollte, durfte er Namjoon überhaupt davon erzählen? Er schwieg. Norah Jones Stimme drang leise aus dem Lautsprecher im angrenzend Wohnzimmer und füllte den Moment mit einer eindrücklichen Melodie, kämpfte gegen die Stille an, die sich wie eine zähe Masse in dem kleinen Appartement auszubreiten schien.

"Yoongi?"
Innerlich verfluchte Yoongi seinen besten Freund für seine verdammte Menschenkenntnis und seine alles durchdringende Empathie, der sich niemand entziehen konnte.

"Yoongz, rede mit mir, bitte!"

Für einen Moment schloss Yoongi resigniert die Augen und drehte dann seinen Kopf zu Namjoon. In dessen Augen spiegelte sich Verständnislosigkeit, Angst und Sorge zu gleichen Teilen und Yoongi merkte erst jetzt, dass er den Atem angehalten hatte.

"Ich träume von ihm, jede verdammte Nacht, Joon." Obwohl er leise gesprochen hatte, schien seine Äußerung in dem spärlich eingerichteten Raum zu hängen, klang wie der Schlag einer Trommel nach und hinterließ ein alles durchdringendes Echo.
Aus Namjoons Gesicht war jegliche Farbe gewichen und für einige Atemzüge war nur das gleichmäßige Ticken der Küchenuhr zu hören.

"Seit wann geht das wieder so? Es war ausgemacht, dass du mit mir redest, wenn sowas wieder vorkommt. Jedes Mal wenn ich dich frage wie es dir geht, tust du als wäre alles in Ordnung und denkst ich würde es nicht merken." Er klang verletzt. "Warum vertraust du mir nicht, Yoongi?"

"Ich... ich vertraue dir, Joon. Es ist nur..."

"Was, Yoongi? Was ist es, dass du vor mir versteckst und hütest, als wäre es alles was dir wichtig ist. Ach, schau mich doch nicht so an. Du bist seit 7 Jahren mein bester Freund, ich kenne dich in und auswendig. Ich merke, dass du mir etwas verschweigst."

Während Namjoon redete, hatten sich Yoongis Augen panisch geweitet und in seinem Kopf ratterte es. War er so unvorsichtig gewesen? Er hatte sich solche Mühe gegeben, Himmel, es war das einzige, das seinem Leben noch einen Sinn gab. Wie sollte es jetzt weiter gehen?

"Können... wir vielleicht ein andermal darüber reden?", brachte er mit dünner Stimme heraus.

"Nein, verdammt!", Namjoon schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und Yoongi zuckte erschrocken zusammen.
"Es, ach fuck, tut mir leid, Yoongz. Aber ich mache mir Sorgen um dich, versteh das doch. Nach dem letzten Winter ziehst du dich vor allen zurück. Wäre ich nicht dein Mitbewohner, würde ich dich wahrscheinlich genauso wenig zu Gesicht bekommen, wie alle anderen. Ich will einfach nur meinen besten Freund zurück, das ist alles."

Resigniert sah er Yoongi an. "Bitte, Yoongz, sei jetzt ehrlich zu mir. Seit wann ist dieser... dieser Jimin wieder da?"

Yoongi spürte, wie ein unfreiwilliges Zucken durch seinen Körper ging und sich ein fauler Geschmack auf seiner Zunge ausbreitete. "Red nicht so über ihn", presste er zwischen geschlossenen Lippen hervor. "Das verdient er nicht."
Aus Namjoons Haltung blitzte ihm Unverständnis entgegen.

Hilflos schloss Yoongi für einen Moment die Augen, bis er Namjoons flehenden Ausdruck nachgab.
"Er ist nicht wieder da, Joon, er ist immer noch da. Wir treffen uns... regelmäßig." Er wagte es kaum, seinem Freund wieder ins Gesicht zu blicken.
"Yoongi..." Namjoons Stimme hatte etwas weinerliches. "Das kann doch nicht dein Ernst sein."

××

××

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Feather  [Yoonmin | Short Story] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt