23. Negative thoughts

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Jorge

"Warum darf ich nicht dort rein? Er ist mein Verlobter und ich will wissen was dort vor sich geht!"

"Chiara, sieh mich an!", nehme ich Chias Gesicht vorsichtig mein Gesicht in meine Hände, "Agus ist hier in den besten Händen. Du würdest die Arbeit nur behindern und erschweren."

"Was ist los mit ihm? Ich will doch nur wissen, was ihm fehlt", fängt sie an zu weinen und innerlich bricht es mir das Herz. Ich würde es ihr so gern sagen, aber ich will Agus keine Probleme bringen. Sein Schwächeanfall kann ein Zeichen dafür sein, das seine Medikamente nicht richtig dosiert sind oder generell nicht anschlagen. Jedoch ist noch von keiner ernsten Gefahr auszugehen. 

"Alles wird gut, okay?", nehme ich sie tröstend in den Arm, wo sie vollends zusammenbricht. Am liebsten würde ich auch weinen. Es bringt mich um, weil ich einfach nichts tun kann. Ich würde ihr so gern helfen, aber ich werde Agus' Vertrauen nicht missbrauchen. Am Ende bringe ich damit nur einen großen Stein ins rollen, der die Beziehung zerstört oder so. 

"Wann kann mir denn endlich jemand Auskunft geben?", schnieft sie nach einigen Minuten, scheinbar kann sie nicht noch mehr weinen, das würde physikalisch vermutlich nicht funktionieren. 

"Sie müssen ihn wach bekommen, Tests und Untersuchungen vornehmen, das dauert. Keine Sorge, er ist hier in besten Händen und bekommt jegliche Hilfe, die er braucht. Du musst keine Angst haben."

"Er war so blass und ich wollte ihn zum Arzt schicken, aber er meinte nur, er ruht sich aus und dann geht das auch wieder...hätte ich ihn nur dazu gedrängt zum Arzt zu gehen, dann würden wir jetzt nicht hier sitzen", beginnt sie sich selbst die Schuld zu geben. 

"Das hätte trotzdem passieren können, du hättest es wirklich nicht verhindern können, zumal ja die Ursache noch nicht bekannt ist."

"Könntest du mal nachfragen? Bitte?"

Ihr flehender Blick macht mich weich, weswegen ich aufstehe und versuche etwas herauszubekommen. Natürlich weiß ich, das man mir keine Auskunft geben wird, aber ich will es wenigstens versucht haben, für mein Gewissen. Ich habe die Tür noch nichtmal erreicht, da wird sie geöffnet und ein Arzt kommt heraus.

"Sind Sie Jorge López?", fragt er und ich nicke. 

"Mr. Bernasconi würde gern mit Ihnen sprechen."

Ich drehe mich kurz um, ob Chiara nicht hinter uns steht und folge dem Arzt dann durch die Tür und noch den Gang entlang, bis wir bei Agustín sind. Er liegt im Krankenbett, jedoch ist er wach.

"Hast du es ihr erzählt?", ist seine erste Frage, auf die ich mit einem Kopfschütteln antworte.

"Danke, das rechne ich dir hoch an. Es soll dabei bleiben, dass sie nichts davon erfährt."

"Sehe ich auch so, sie ist jetzt schon fix und fertig, weil sie nicht weiß was los ist. Ich glaube diese Nachricht würde sie umhauen."

Wir müssen die Sache mit Agus verharmlosen, denn die Aufregung könnte ihre Schwangerschaft gefährden. Das Baby muss an erster Stelle stehen. 

"Ich habe bereits mit den Ärzten gesprochen und mit viel Überredungskunst werden sie meine Lüge bestätigen. Ich habe Schmerzmittel Zuhause genommen und die waren abgelaufen. Ich war zu faul zum Arzt zu gehen um mir neue zu holen, hab die alten genommen und deswegen bin ich umgekippt."

"Klingt logisch", gebe ich meine Meinung ab. Chiara wird das sowieso nur am Rande wahrnehmen und froh sein, das nichts schlimmeres passiert ist.

"Wie ist die wahre Version?", will ich dann aber wissen was mit ihm los ist. Keine Ahnung, aber vielleicht beruhigt es mich, wenn ich die Wahrheit kenne. Eine Verschlechterung seines Zustandes würde Chiara vielleicht misstrauisch machen.

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