33. Nothing but the truth

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Schlaflos drehe ich mich im Bett hin und her. Ich bin allein. Von Valentinas Schwester weiß ich, das sie dort schläft. Sicherlich weiß ihre ganze Familie schon Bescheid, das wir uns gestritten haben.

Vor nichtmal zehn Minuten habe ich Agus gefüttert und gewickelt, nachdem er hysterisch geschrien hat. Er ist die beste Ablenkung, die ich haben kann.

Als es an der Tür klopft, bin ich kurz verwirrt. Agus kann ja noch nichtmal sitzen, wie kommt er zur Tür? Ich bin so auf Schlafentzug, das es einen Moment dauert, bis mir einfällt, das Chiara ja auch da ist.

"Ja", murmle ich und dann steht die Blondine auch schon im Türrahmen.

Verheult. Vollkommen fertig.

Sofort bin ich in Alarmbereitschaft, setze mich auf.

"Komm her", ziehe ich die Bettdecke zurück und sie kriecht neben mich. Ich lege mich wieder hin, ziehe sie fest in meine Arme.

"Ich hab ihn gesehen in meinem Traum, das erste mal seit seinem Tod", flüstert sie, klammert sich an mich.

"War es ein guter Traum?"

"Ich- ich denke schon."

"Willst du ihn mir erzählen, oder lieber für dich behalten?", frage ich zaghaft heran.

"Es war, als wäre er am Leben. Der Kleine war geboren und wir waren zu dritt im Urlaub", beginnt sie und jetzt muss ich mich zurückhalten, nicht loszuweinen.

Ich weiß nicht, wie schwer es für Chiara sein muss, aber selbst ich fühle mich schlecht, dabei waren Agus und ich höchstens Freunde, wohl eher gezwungenermaßen.

Aufmerksam höre ich zu, wie sie von ihrem Traum erzählt. Die drei, zusammen in Argentinien im Urlaub. Chia zeigt ihm alle Orte von früher, auch den, an dem wir uns kennengelernt haben.

Kein Wunder das sie geheult hat, ich wäre sicherlich schon zusammengebrochen.

Ich würde ihr so gern helfen, aber ich weiß nicht wie.

Ob jemand im Internet schon mal gefragt hat, wie man Menschen tröstet, deren Mann oder Frau gestorben ist? Ich hoffe nicht, aber andererseits will ich auch nicht der erste sein. Bevor ich allerdings Freund Google befragen kann, müssen wir die Nacht überstehen.

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Nicht immer fragen, wie es der betroffenen Person geht.

Mit ihr über den Tod sprechen.

Ablenken mit verschiedenen Aktivitäten.

Kümmern, als sei er oder sie ein Kind oder krank.

Okay, das reicht. Kopfschüttelnd schließe ich meinen Browser. Jeder sagt was anderes, es ist immer das Gegenteil. Wie soll ich da etwas logisch schlussfolgern?

Die Nacht war kurz, vom Schlaf will ich gar nicht erst anfangen. Ich hoffe Chiara konnte nach ihrer Erzählung noch halbwegs gut schlafen, auch wenn ich oft aufstehen musste wegen Agustín.

Ich bereite gerade Frühstück vor, als die Tür aufgeschlossen wird und Valentina reinkommt, halb an mir und der Küche vorbeiläuft.

"Ich geh nur schnell duschen und mich umziehen, dann bin ich weg", murmelt sie und geht an mir vorbei.

"Bitte mach leise im Zimmer, Chiara schläft bestimmt nach", rufe ich hinterher und abrupt bleibt sie stehen, dreht sich um und kommt zu mir in die Küche zurück.

"Sie hat in unserem Bett geschlafen? Mit dir?"

"Sie hat von Agus geträumt und war danach vollkommen fertig. Was hätte ich machen sollen?"

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