Hinterhalt

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Larno folgte den vier Männern in gutem Abstand.

Sie gingen von den Gärten der Hofburg an der Kapelle vorbei und suchten sich im Schatten mehrerer Bäume einen Platz zum niedersetzen, welche zwischen dem Palas mit der Kemenate der Vorburg und der Ringmauer eng standen.

Der schmalgesichtige Mann mit spitzem Kinnbart, welcher unter der grauen Kutte einfacher Leute bessere Kleidung trug und auch ein Langschwert, schien sich mit seinen Kumpanen unbeobachtet zu fühlen. Gleichwohl wirkte ein Jeder der Männer für sich unruhig. Auch der Schmalgesichtige. Doch war er wohl nicht der Anführer der Gruppe, denn ein jeder war suchenden Blickes auf die Leute, welche das Tor der Hofburg passierten.

Larno hatte sich bei den Stallungen der Burg einen Platz gesucht, von wo er die vier Männer sehen konnte. Doch bedauerte er, so weit weg zu sein.

Gleichwohl war dies letztlich gut, wie sich zeigte. Zwei andere Männer, die ebenso gekleidet waren, gesellten sich kurz dazu, erfragten etwas und gingen sodann wieder ihrer Wege in der Vorburg.

Also gab es noch mehr von diesen zwielichtigen Gesellen hier. Doch wozu diese Verkleidung? Für Larno konnten es gedungene Leute sein, die für den König unter den Leuten sprechen sollten- oder jubeln, wie der Spitzbärtige. Vielleicht wollten sie auf eine Entlohnung warten? Oder hatten sie vielleicht andere Pläne? Und welche Rolle spielte der Berater und Sprecher des Königs hierbei. Hatte Heinrich II. gar seine Leute unter die Einfachen geschickt? Doch warum dann mit Waffen, wo doch hier Friede erklärt worden ist?Dies alles erschien beunruhigend genug, um zumindest aufmerksam zu bleiben- ja vielleicht sogar den polnischen Herzog Boleslaw und seine Ritter zu warnen. Doch was, wenn es nicht an dem war?Das, was Markgraf Ekkehard von Meißen wiederfahren war, sollte Herzog Boleslaw nicht erleiden müssen.Vorsichtig zog sich Larno aus den Stallungen zurück und ging wieder zu den Gärten.

Auf dem Weg dorthin nahm er wieder zwei Männer wahr, welche ebenfalls in gleicher Weise gewandet waren. Ein Zufall? Daran mochte Larno nun nicht mehr glauben.

Nahe dem Saal sah Larno Hermann von Meißen, den Sohn Ekkehard's. Ihn wollte Larno seine Bedenken wenigstens sagen.

Hermann war im Gespräch mit einem Geistlichen.

„Werter Herr Hermann. Ist es mir erlaubt, Euch kurz zu sprechen?" fragte Larno im gebührenden Abstand, um nicht zu aufdringlich zu wirken.

Hermann erkannte Larno, der lange Zeit seine Braut Reglindis zu beschützen hatte und auch – wie er selbst- derzeit im polnischen Lager mit weilte. Daher verabschiedete er sich höflich von dem Geistlichen und kam näher.

„Was gibt es zu besprechen?", fragte Hermann.

„Ich bin mir nicht sicher, dennoch möchte ich Euch und Herzog Boleslaw sowie Eure Männer zu Aufmerksamkeit gegen Dritte bitten. Nennt mich einen vorsichtigen hasen- doch ich beobachte hier seltsame Leute, die sich als Einfache ausgeben, doch unter ihren Kutten bei dieser Hitze besseres Gewand tragen. Auch habe ich einige von den Männern vorhin beim Abgesandten des Königs gesehen."

„Nun, der König wird hier seine Spitzel laufen lassen, damit er keinen Gefahren ausgesetzt ist.", mutmaßte Hermann von Meißen.

„Für Spitzel mischen sie sich nun zu wenig unter die Menschen- und es sind viele.", entgegnete Larno.

„Und? Was soll ich dagegen tun? Wir dürfen keinen Streit führen wegen des Hoffriedens zum Fürstentag. Dies wäre ein ungebührlicher verstoß und hätte Folgen! Bis zur Haft kann dies gehen- wie es dem König auch gefällt im Nachgang."

„Ich habe vier von den Männern vorhin mit dem Berater des Königs bei den Gärten kurz sprechen gesehen. Sollte dies königliche Vorsicht sein, so sollten wir uns auch vorsichtig geben." Larno zeigte sich entschlossen, seiner Besorgnis notwendigen Nachdruck geben zu wollen.

- Larno- Im Ränkespiel der MachtWhere stories live. Discover now