Erkenntnis dauert eben

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Um punkt acht Uhr steht Dallas Clark am Eingang und wartet auf mich. Er sieht gut aus, der leichte Bartschatten steht ihm noch besser und die kurze Hose sowie das grüne Hawaiihemd geben ihm einen individuellen Touch.

„Pünktlich, wie ein schweizer Uhrwerk", begrüße ich ihn. Er tippt sich an seine Pilotenbrille und grinst mich schief an.

„Und das obwohl ich noch nie dort war", witzelt er. Ich erwidere nichts darauf, denn ich war schon ein paar Mal dort. 

Es könnte ein so schöner Ort sein, wären da nicht immer wieder diese schrecklichen Kühe. Ich mag Tiere, aber mit diesen großen Vierbeinern kann ich nicht viel anfangen. Zumal ich mich sogar ein wenig vor ihnen fürchte, aber das weiß niemand und es wird auch nie jemand erfahren. Wir verlassen das Hotel und laufen auf einen alten Sportwagen in einer leuchtend roten Farbe zu.

„Was ist?", fragt er, als ich stehen bleibe und das Auto kritisch begutachte.

„Damit können wir nicht fahren, außer Sie wollen, dass wir entdeckt werden", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Dallas runzelt die Stirn und sein schelmischer Zug um den Mund verschwindet.

„Sie wollten mir nicht verraten wohin die Reise hingehen soll", meint er und bringt mich damit zur Weißglut.

„Jetzt bin ich Schuld, dass Sie mit einem Spinnerauto herumfahren und das, als Sergeant?" Meine Stimme klingt genauso aufgebracht, wie ich mich innerlich fühle.

„Von Schuld hat hier niemand gesprochen. Außerdem würde ich immer noch gerne wissen, wohin es Ihrer Meinung nach so dringend gehen muss", erwidert er wütend. In seinen dunklen Augen blitzt Verärgerung auf, was mich noch mehr anstachelt. Ich gehe auf ihn zu und baue mich vor ihm auf, sodass ihm sein dämliches Lachen im Hals stecken bleibt.

„Ich war beim MI6, schon vergessen?", zische ich und schaue ihn überheblich an, weil er es verdient hat und, weil ich nicht anders kann. Dieser Mann stellt lauter Dinge mit mir an, die ich nicht an mir gewohnt bin und die ich auch nicht besonders schön finde.

„Meine Recherche hat eine neue Spur ergeben und bis jetzt hatte ich jedes Mal Recht, was heute genauso sein wird. Entweder Sie besorgen uns einen neuen Wagen oder Sie tappen weiterhin im Dunkeln. Oder haben Ihre Ermittlungen schon etwas ergeben, von dem ich nichts weiß?" Er sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an und verzieht das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

„Mein Kollege wird uns seinen Wagen leihen", meint er kleinlaut. Lächelnd lasse ich die Arme wieder sinken und meine Mimik hellt sich ebenfalls auf.

„Sehr schön." Keine zwanzig Minuten später sind wir in einem silbrigen Ford unterwegs und haben während der ganzen Fahrt kein einziges Wort miteinander gesprochen. Ich schaue ihn an und studiere sein Profil wieder und wieder und jedes Mal frage ich mich, wie es in ihm drin aussieht. 

Was hat er noch so alles erlebt und wie ist er damit umgegangen. 

Ist er einsam, oder gefällt ihm sein Leben, wie es ist?

„Haben Sie etwas auf dem Herzen, das ich wissen müsste?", reißt er mich aus meinen Gedanken. Blinzelnd schaue ich ihn an atme tief durch.

„Bei meiner Recherche habe ich das mit Ihrem Partner erfahren. Was mir sehr leid tut", sage ich hastig und merke, dass er damit am wenigsten gerechnet hat. Denn seine Augen werden leer und der Zug um seinen Mund hart, wie Stein.

„Wieso haben Sie mir nachgeschnüffelt?", funkelt er mich barsch an und kühlt damit das Innere des Wagens auf unter Null Grad Celsius ab. Ich schlucke und weiß nicht, wie ich das ganze kitten kann. Am besten mit der Wahrheit.

Paradis Kill Töten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt