40.Zu oft

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Zombie - Capital Bra & Samra
"Sie geben mir nicht mehr auf Kombi
24/7 wie ein Zombie
Mama, dein Sohn ist ein Junkie (Junkie, Junkie)
Erst Shem-Shem und dann Darby"

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Ich lasse den Brief fallen. Angewidert schaue ich runter und erhebe mich vom kalten Boden. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Unser Glück schien geradezu perfekt und dann platzt etwas aus dem Nichts rein und könnte eine totale Katastrophe auslösen.

Vielleicht reagiere ich über. Vielleicht ist das auch nur ein schlechter Scherz. An Feinden mangelt es uns nicht. Trotzdem bereue ich für einen kurzen Moment Vladislav jemals kennengelernt zu haben. Wenn ich an dem Abend nicht mit Leyla gegangen wäre dann hätte ich ihn nie gesehen und all das hier wäre nie passiert.
Wir würden in Frieden leben.

Mir ist weinen zumute aber ich reiße mich zusammen und lese jedes einzelne Wort des Briefes noch einmal. So ganz verstehe ich nicht wieso jeder uns schaden möchte. Die Frage die ich mir hier stelle: Wer ist hier wir? Wer erlaubt sich als wir, sich einzumischen?

Bevor ich irgendeine dumme Entscheidung treffe, rufe ich Vladislav an um ihm Bescheid zu geben, dass wir noch ein großes Problem haben aber daran haben wir uns schon gewöhnt.
Während ich dem Piep-Ton lausche und auf seine Stimme warte, lese ich mir diesen Brief zum zehnten Mal durch und das Wort "anzeigen" und "Unrecht angetan" ergeben für mich überhaupt keinen Sinn.

"Wo bleibst du?", ertönt Vladislavs kratzige Stimme.
Ich habe komplett verdrängt, dass ein wir noch wegfliegen.
"Wir haben ein Problem.", beichte ich vorsichtig.
Der Urlaub ist gelaufen also beeile ich mich nicht einmal.
"Findest du dein Handy nicht?", fragt er aufgebracht.

"Sei nicht albern! Du hast Post bekommen und das wird uns so einiges kosten.", erkläre ich.
"Was meinst du?"
"Die drohen mit Anzeige wegen mir!", platzt es aus mir heraus. Es ist alles wegen mir.
Ich höre ein tiefes Seufzen.
"Wie kannst du-", fange ich an aber halte mich selber davon ab weiter zu reden.

Mir ist etwas aufgefallen: Während Vladislav versucht hat mich zu verstehen, habe ich all unsere momentane Feinde aufgezählt. Max kommt dabei in Frage und der Satz "Eine Überraschung wartet auf dich" klingt zu verdächtig.
"Wenn Max nichts damit zutun hat dann weiß ich auch nicht mehr!", sage ich eher zu mir selber.

"Mit was zutun?", stottert Vladislav.
"Er hat dich angezeigt!", versuche ich es ihm zu erklären.
"Wieso angezeigt?"
"Nicht wichtig. Er kann dich doch gar nicht einfach so anzeigen.", stelle ich fest und schüttle mit dem Kopf.
"Ich komme sofort zu dir!", sagt er.
"Nein, ich komme!"
"Bleib wo du bist! Damit ist nicht zu spaßen!", schimpft er und legt auf.

Wild schmeiße ich mein Handy auf den Boden und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Ich gehe alle möglichen Lösungen durch und alle möglichen Enden dieser Geschichte. Mir ist bewusst, dass damit wirklich nicht zu spaßen ist aber auf eine Zeit nur mit ihm habe ich mich so lange gefreut.

Ich hebe mein Handy auf und erkenne kleine Risse über dem Display, die ich mit den Fingerspitzen nach fahre. Kann es eigentlich noch schlimmer werden? Ich höre wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wird und kurz danach öffnet sich die Tür.

Capi stürmt hinein mit den Koffer und den Taschen.
"Wie bist du hier angekommen?", frage ich.
"Taxi.", zischt er und räumt die Taschen weg.
Er seufzt tief während ich ihm den Brief in die Hand drücke.
"Unrecht angetan?", fragt er ungläubig nach dem er den Brief gelesen hat.
Er sieht so aus als würde er gleich explodieren.

"Das reicht, Aleyna! Ich kann das nicht mehr. Wieso müssen immer Probleme auftauchen wenn du in meiner Nähe bist!", schreit er.
Bis ich realisiert habe, was er mir gesagt hat, habe ich vor Angst die Augen zusammen gekniffen und halte meine Hand vor das Gesicht. Ich hatte aus unerklärlichen Gründen das Gefühl, er würde mich gleich schlagen.
,,Red nicht so eine Scheiße, Vladislav!"
,,Wenn du noch einmal-", fängt er an doch ich stoße die offen gelassene Haustür zu damit keiner von unserem Streit mitbekommt.
Vladislavs beobachtet wie die Tür fast zufällt doch etwas oder eher jemand stoppt den Vorgang.
"Haben sie das gehört? Das kommt zu oft vor.", höre ich eine hohe Stimme sagen.
Die Tür geht auf und eine ganze Schar von Menschen steht im Flur.

Darunter ein Polizist, meine Eltern, mein Bruder und Melek, ein unbekannter Mann, Leyla und Max.
Sofort ziehe ich Vladislav hinter mich denn er kann das nicht selber regeln.
"Sie haben auch diese Schreie gehört. Nicht wahr?", fragt plötzlich Max den Polizisten.

Wie kann man so viel Pech haben wie ich und Vladislav? Wie?!
Es fühlt sich so an als wäre ich im falschen Film und am liebsten würde ich losschreien. Aber Emre scheint es nicht anders zu gehen.
Die Tatsache, dass Vladislav mich berührt lässt meinen Bruder vor Wut zittern und mein Vater siehst so aus wie auf der Hochzeit. Sie halten sich nur wegen dem Polizisten zurück.

Diese mir so bekannten Gesichter sind für mich woe fremde Menschen. Keine von denen waren wirklich für mich da als ich sie brauchte. Keiner.
Also warum sollte ich auch nur ansatzweise Vertrauen oder Liebe gegenüber solchen Menschen empfinden.

In dem Gesicht von Max sieht man nur ein ekelhaftes Grinsen. Meine Hand fängt an schrecklich zu zittern doch damit der Polizist keine falsche Vorstellung hat, hält Vladislav sie fest.
"Was wollen sie hier?", fragt Vladislav.
Der Polizist tretet in die Wohnung ein.

"Tut mir leid für die Störung Herr Balovatsky und Frau Yildiz aber es steht hier ein Verdacht von Hausgewalt.", erklärt er uns.
Mein Mund klappt vor Schock auf.
Vladislav drückt mich immer näher zu sich.
"Das geht zu weit, Max! Das kannst du nicht tun!", schreie ich und versuche mich von Vladislavs Griff zu befreien.

"Ich will nur das beste für dich.", sagt Max.
"Gib es zu, Aleyna. Er fasst dich manchmal an wenn du es nicht willst. Er tut dir weh.", erwidert Leyla.
"Was redest du da?!", brüllt Vladislav und geht auf sie zu aber diesmal halte ich ihn auf.
"Sehen sie! Er ist aggressiv!", schreit Leyla zu dem Polizisten.

"Wir sprechen hier schon von sexueller Belästigung?", fragt der Polizist.
"NEIN.", brülle ich schluchzend.
Ich spüre die heißen Tränen mein Gesicht runterfließen.

"Du brauchst nicht zu lügen, mein Schatz.", flüstert Max.
"Nenn mich nie wieder Schatz, du Miststück.", drohe ich und spucke ihm vor die Füße.

,,Aleyna?"
Mein Atem stockt als ich in das Gesicht von ihm blicke. Wie kann er es nur wagen sich hier nach all der Zeit blicken zu lassen? Und jetzt fällt es mir auf. Es fühlt sich so an als würde jemand meine Fehler zurückspulen.
Und dieser Mann ist einer meiner größten Fehler.

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Ich habe gesagt, ich werde regelmäßiger etwas hochladen doch was habe ich gemacht?
Ich muss aber leider sagen, dass ich erst wenn ich wieder in Deutschland bin, regelmäßig etwas hochladen kann.
Als Entschuldigung habe ich mir Zeit heraus gesucht und habe mir Internet verschafft um ein Kapitel zu veröffentlichen.
Die Geschichte neigt sich dem Ende und obwohl ich mit dem Ablauf nicht ganz zufrieden bin, werde ich warscheinlich diese Geschichte nicht löschen.

Sollte so sein || Capital BraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt