11. Kapitel

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Brooklyn Hayes lief unruhig auf und ab. „Es war Absicht von Blake?"

Ryan, der auf einem Stuhl saß und die Polizistin beobachtete, nickte. „Er hat gesagt, er wollte testen, inwiefern ich zur Gruppe stehe."

Die Gruppe, so nannte Blake seine Leute. Wer dazugehören wollte, musste sich beweisen, das hatte Ryan jetzt begriffen. Es brachte nicht viel, früher schon einmal dabei gewesen zu sein.
Blake war ein zu tiefst misstrauischer Mensch, und hätte er die Situation mit Josh gestern während Ryans Flucht vor der Polizei mitbekommen, hätte er ihn garantiert als Spitzel enttarnt.

„Verstehe ich das richtig, er hat dich zu einer Übergabe geschickt, einen anonymen Tipp bei der Polizei abgegeben und wollte damit sehen, wie du dich vor der Polizei verhalten würdest?"

„Ungefähr so."

„Unfassbar." Brooklyn fuhr sich durch die Haare.

Zu ihrem wöchentlichen Treffen am Donnerstagnachmittag hatten sie sich bei den Bradshaws verabredet, um keine Aufmerksamkeit zu erwecken. Brooklyns und Kayden Bradshaws äußerliche Ähnlichkeit kam ihnen entgegen, sodass Ryan, falls er gefragt werden sollte, die beiden als Cousinen ausgeben könnte.

Gerade befanden Ryan und Brooklyn sich im Gästezimmer der Bradshaws, um ungestört reden zu können.

„Denkst du Blake hatte einen Verdacht?", wollte die Polizistin wissen.

„Es wird immer Verdacht geschöpft, wenn jemand zu früh aus dem Gefängnis entlassen wird und gleich wieder einsteigen will."

Brooklyn nickte. „Hätten wir etwas anders machen sollen? Muss ich dich da raus holen?"

Ryan schüttelte den Kopf. „Ich war vorhin bei Blake. Er hat mich nicht rausgeworfen, also muss ich wohl bestanden haben. Ich soll mich um die Befreiung von Ash Cooper kümmern und nächste Woche runter nach Houston, um Kontakte nach Mexiko herzustellen."

„Mexiko?" Brooklyn kniff die Augen zusammen. „Das ist gut, das ist sogar ziemlich gut. Ich werde mich deswegen mit dem FBI in Verbindung setzen."

Ryan zuckte die Schultern. Eigentlich war ihm das ziemlich egal. Sobald er seine Seite der Abmachung erfüllt hätte, würde er abhauen und nie wieder nach Texas zurückkehren.

Ryan war heute recht spät zu den Bradshaws gekommen und dachte deswegen hauptsächlich an das bevorstehende Abendessen. Blakes Gruppe konnte man nicht gerade als Meisterköche bezeichnen, Kayden Bradshaw dagegen schon.

„Und was war mit Ash Cooper?"

„Ich soll einen Befreiungsplan entwerfen." Ihm war selbst nicht ganz wohl dabei. Jemanden aus dem Shadow Isle zu befreien war nicht weniger schwer, als alleine auszubrechen. Kein Ding der Unmöglichkeit, aber eben schwer. „Werden Sie mich verhaften, wenn ich das tue?", wollte er wissen.

Brooklyn schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn du uns dafür die ganze Bande lieferst. Denkst du, das wird einfacher, wenn Cooper wieder draußen ist?"

Ryan schnaubte. „Im Gegenteil. Ash hasst mich. Sobald er frei ist, bin ich tot."

Die Polizistin stemmte die Hände in die Seiten. „Und warum bitte hast du dann zugesagt, den Plan zu seiner Befreiung zu entwickeln?"

„Ich habe mehr oder weniger sogar den Vorschlag eingebracht", gestand er.

„Dir ist klar, dass du so oder so verloren hast? Entweder, die Flucht gelingt und Ash kommt frei, bringt dich aber dafür um, oder es gelingt nicht und Blake macht dich dafür verantwortlich. Wie willst du so für mich arbeiten?"

Never Too FarWhere stories live. Discover now