97. Kapitel

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„Was tun sie da?" Mark ließ sein Fernglas sinken und blickte seinen besten Freund an, der einige hundert Meter hinter der Brücke neben ihm im Gras lag.

Josh rollte sich auf die Seite. „Sich küssen."

„Das kann doch nicht wahr sein", murmelte Mark. Ryan und Kendra? Als die beiden aus Brendshire geflohen waren, hatte er gehofft, dass sie sich nicht gegenseitig den Kopf abreißen würden... und jetzt das? „Ist das vielleicht nur Tarnung?"

„Wozu denn? Sie müssen sich nicht tarnen, sie müssen Ash anlocken! Und das da ist keins von beidem." Josh klang gereizt.

„Da haben wir wohl den Grund, warum Ryan meinte, dass Ash es besonders auf Kendra abgesehen haben wird", murmelte Mark.

„Er bringt sie dadurch nur noch mehr in Gefahr!"

„Ich glaube nicht, dass das jetzt noch was ändern wird. Ash wird es schon wissen", mutmaßte Mark.

Josh zuckte die Schultern. „Können wir bitte einfach den Ton ausmachen?", bat er missmutig.

Kein Wunder, wenn man bedachte, dass sein Bruder gerade das Mädchen küsste, das er seit über einem Jahr liebte. „Hey Mann, das tut mir echt leid." Mark verzog das Gesicht und drehte an dem Funkgerät, das neben ihm im Gras lag, den Ton leise. Sie hatten einen Tonüberträger unter dem Brückengeländer angebracht, auf der rechten Seite und etwa in der Mitte. Genau da, wo Ryan gemäß Joshs Aufforderung stand – und Kendra küsste.

„Ich geh mal meine Flasche auffüllen. Melde dich, wenn was passiert." Josh sah sich um, ob irgendwo etwas Unauffälliges zu sehen war, was auf Ashs Anwesenheit hindeuten könnte, dann richtete er sich auf.

„In Ordnung." Mark nickte und wandte seinen Blick wieder der Brücke zu. Polizisten in Zivil waren überall am Stadteingang postiert und Josh und er waren gemeinsam mit zahlreichen FBI-Agenten direkt vor Ort, die bei der Verhaftung des Mannes helfen wollten, der einen ihrer Kollegen getötet hatte..

Es fehlte nur noch Ash, dann konnte die Falle zuschnappen.

Mark griff nach der Schusswaffe, die neben ihm Gras lag und überprüfte zum wiederholten Mal, ob er genügend Munition hatte.

Nervlich war er ein Wrack, immerhin ging es hier um seine Schwester und womöglich seinen zukünftigen Schwager.

Mark verzog das Gesicht. Ryan und Kendra hätten ihm einiges zu erklären, sobald das hier vorbei war.

Als Ryan und Kendra sich voneinander lösten und wieder zu reden begannen, war Mark versucht, den Ton an seinem Funkgerät wieder anzudrehen, aber er ließ es bleiben. Er wollte den beiden ihre Privatsphäre lassen, auch wenn er vermutete, dass das die Agents Greene und Teasly nicht taten, die außer Sichtweite in ihrem Laster saßen und alles koordinierten. Bei ihnen waren auch Henry und Rebekka geblieben, aber Neela hatte sich nicht davon abhalten lassen, ebenfalls auf einen Posten zu gehen.

Mark wünschte, sie wäre bei ihm, damit er auf sie aufpassen könnte, obwohl er wusste, dass sie das nicht brauchen würde. Sie war intelligent, schnell und konnte sich mehr als gut wehren. Außerdem war sie bei ihrem Cousin Jalen, der es tatsächlich geschafft hatte zu kommen und noch Alec Taylor, einen guten Freund von Mark und Josh, als Unterstützung mitgebracht hatte.

Mark brauchte sich also keine Sorgen um Neela zu machen, aber er tat es trotzdem. Natürlich.

„Irgendwas Neues?" Josh ließ sich mit seiner aufgefüllten Wasserflasche wieder neben ihn fallen.

Mark nahm sein Fernglas wieder auf und suchte die Umgebung ab. „Immer noch kein Auto oder sonst was in Sicht."

„Wieso lässt sich Ash so viel Zeit?"

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt