I walk the line

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You've got a way to keep me on your side
You give me cause for love that I can't hide
For you I know I'd even try to turn the tide

"I walk the line", Halsey


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Als er auch schweigt und wir einige Minuten so dasitzen, halte ich es nicht mehr länger aus.

„Weißt du was ich mich die ganze Zeit frage?!", platzt es aus mir heraus.

Er sieht mich nur fragend von der Seite an. Seit dem Frühstück grüble ich schon darüber nach, und nachdem er ja am Telefon immer wieder betont hat, dass ich ihn alles fragen kann und wir über alles sprechen können, scheint jetzt der richtige Moment gekommen zu sein.

„Genau genommen bist du Joelle ja keine Rechenschaft mehr schuldig. Sie ist ausgezogen, wird vielleicht demnächst schwanger...", ich will plötzlich nicht weitersprechen, weil ich nicht weiß, ob ich nicht schon wieder zu weit gegangen bin.

So hart wollte ich das eigentlich nicht sagen; es ist einfach rausgerutscht... Er zuckt jedoch nur mit den Schultern und sieht mich weiterhin fragend an. Ich werte das als Erlaubnis, weiter zu sprechen.

„ ...und trotzdem bist du sehr darauf bedacht, sie nicht zu betrügen. Sie schert sich da wahrscheinlich überhaupt nicht drum."

Er sieht mich immer noch fragend an, vermutlich, weil er eine konkrete Frage von mir erwartet hat.


„Das lässt für mich eigentlich nur einen Rückschluss zu: Du möchtest dich vor Gott nicht schuldig fühlen, oder du hast das Gefühl, eines seiner Gebote zu brechen, wenn du Zeit mit mir verbringst. Vielleicht fürchtest du, dass du nicht mehr in den Spiegel schauen kannst, wenn du Joelle betrügst. Nicht weil sie dich anklagen würde, sondern weil du es dir selbst vorwerfen würdest."


Er hat mich während meines Monologs nicht angesehen, sondern nur vor sich hingestarrt. Jetzt blickt er zu mir rüber. Sekundenlang sagt er gar nichts, erwidert nur meinen fragenden Blick.

Dann senkt er den Kopf, und murmelt: „Gut kombiniert, Sherlock."

Ich warte darauf, dass er weiterspricht, doch als ich zu ihm rübersehe, sitzt er nur mit verschränkten Armen da und hat eine Augenbraue hochgezogen. Dann muss ich jetzt wohl zu Ende bringen, was ich begonnen habe. Immerhin hätte ich mehr Protest erwartet.

„Wenn es also wirklich darum geht, dass du Joelle nicht betrügen möchtest, weil du dir selbst und deinem Glauben treu bleiben willst...", er sieht mich jetzt neugierig an.

„...dann ist es doch sowieso schon zu spät!"

Seine Augenbrauen wandern nun noch weiter nach oben, und er will etwas sagen, aber noch bevor er den Mund öffnen kann, erkläre ich meinen Gedankengang.

„Du hast doch schon aufgehört, Joelle treu zu sein, als du nach dem Konzert in Düsseldorf zu mir gefahren bist. Du hast sie vielleicht nicht mit Taten betrogen, aber mit Gedanken und Gefühlen. Oder willst du behaupten, dass du in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht hast, ... also, dass du keine Lust hattest, dir nicht gedanklich vorgestellt hast,..."

This one lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt