Kapitel 11: Wie konntest du nur?

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Ich könnte nicht mehr sagen, wie lange wir uns küssten, ob es Sekunden, Minuten oder Stunden waren. Aber ich erinnere mich noch genau daran, wie wir unterbrochen wurden.
Das erste, was ich hörte war ein seltsames, zischendes Geräusch, dass ich schon seit meiner Kindheit kannte, in diesem Moment aber nicht ganz unterordnen konnte. Scorpius schien es auch gehört zu haben, denn er löste sich von mir und wir drehten uns zur Tür um.
In der Tür stand zu meinem Schrecken niemand anderes als meine Cousine Lucy, die uns anklagend anfunkelte. Jetzt fiel mir auch wieder ein, was das zischende Geräusch war. Lucy hatte schon immer die Angewohnheit gehabt, scharf Luft durch die Zähne einzuatmen, wenn sie über alle Maße wütend oder empört war. Und jetzt war einerndieser Momente.
"Was denkt ihr eigentlich, was ihr da tut?", zischte sie. Ich wollte mich  verteidigen, aber mir fiel nichts ein. Es stimmte, ich hatte gerade den Freund meiner Cousine geküsst. Also stand ich einfach nur da ud sagte nichts. Lucy starrte erst Scorpius an und wendete dann den Kopf zu mir, so aprupt, dass ihre roten Haare durch die Luft peitschten. "Was hast du getan? Ich hätte so einiges widerwärtiges von dir erwartet, aber sicher nicht das! Wie glaubst du wird Rose reagieren, wenn sie das herausfindet? Was glaubst du wird die Familie von dir denken?" Ich zuckte zusammen. In ihren Blick lag soviel Abscheu, dass es wehtat, sie anzusehen. Scorpius neben mir holte Luft. "Lucy, das ist zu größten Teil meine Schuld. Ich bin derjenige, der eigentlich in einer Beziehung ist, ich hätte nicht-" War es das, was er dachte? Er hätte nicht...? Bereute er unseren Kuss? Lucy lachte freudlos. "Du hast doch keine Ahnung, was mit dir passiert! Sie ist eine Veela, und sie-" Ich presste die Hände auf die Ohren, ich hatte genug gehört. Ich rannte aus dem Zimmer, weg von den Kerkern, weg von Lucy, Scorpius oder Rose. Ich rannte durch die ganze Schule und blieb nicht einmal stehen, als ich auf einer Treppe stolperte und mir den Fuß verknacktste. Wenn ich zu Hause wäre, wäre ich jetzt zu den Kilppen gegangen um nachzudenken, und jetzt brauchte ich einen Ersatz.

Ich war schon oft nachts auf dem Astronomieturm gewesen, aber noch nie alleine. Er war in gewisserweise ein ziemlich guter ersatz für meine Klippen, er war hoch, bestand aus grauen Steinen und man konnte den schwarzen See ansehen und sich vorstellen, er wäre das Meer. Es war nicht dasselbe, aber es war das bestmögliche. Ich sah eine Eule vorbeifliegen und dann am Horizont verschwinden. Noch nie wollte ich so sehlichst fliegen können, wie in diesem Moment. Wenn ich fliegen könnte, würde ich jetzt einfach wegfliegen und in einem halben Jahr wiederkommen, wenn alle schon fast ergessen hätten, was ich getan habe. So aber muss ich bleiben und mich aller Kritik stellen. Ich hasste mich ja selber für das, was ich getan hatte. Ich hasste mich dafür, dass ich Lysander das Herz gebrochen hatte, dass ich Roses erste große Liebe geküsst hatte und am allermeisten dafür, dass ich danach einfach weggerannt war. Alex hatte Recht. Ich war eine Schlampe.

"Du hoffentlich nicht hier um zu springen", hörte ich eine Stimme hinter mir, die ich in zwischen schon zu gut kannte. Ich schüttelte den Kopf und sagte nichts, ließ aber zu, dass Scorpius sich neben mich setzte. Wir starrten einen Moment lang einfach nur in die Nacht. "Tut mir leid", meinte Scorpius dann. "Was?", fragte ich monoton ohne ihn anzusehen. Ich spürte, wie er mich von der Seite ansah. "Dass ich wieder was mit Rose angefangen habe. Wenn ich das nicht getan hätte, wäre das nie passiert." Ich zuckte die Schultern. "Dann tut es mir leid, dass ich dich in den Besennschrack gezerrt habe. Wenn ich das nicht getan hätte, hätten wir uns nicht geküsst und wir wären auch nicht in dieser bescheuerten Lage." Er drehte sich zu mir um. "Das soll dir nicht Leid tun. Dass wir uns geküsst haben bereue ich nicht, und solltest es auch nicht!" Ich seufzte. "Du hast Recht. Aber warum konnten wir das nicht hinkriegen ohne dabei andere zu verletzen?" "Ich weiß nicht. Wir könnten einfach Fang die Schuld geben. Wenn er damals im Wald nicht gebellt hätte, hätten wir uns schon damals geküsst." Ich grinste. "Das ist die Lösung."

Als ich am nächsten Morgen aufwachte hoffte ich zuerst, dass ich alles nur geträumt hatte. Aber Roxanne zustörte mit einem einfachen "Hey, Nicky. Und, hast du Spaß gehabt mit Scorpius?" diese Hoffnungen. Ich stöhnte und rieb mir die Schälfen. Scorpius und ich hatten noch eine Weile geredet und eine längere Weile rumgeknutscht auf dem Astronomieturrm, dann hatten wir uns verabschiedet und waren in unsere Schlafsäle zurückgekehrt. Jetzt wusste vermutlich schon die ganze Schule von unserem Kuss. "Verdammt, ich hätte das nicht tun dürfen, Roxy!" Sie seufzte. "Es wäre vielleicht klüger gewesen, wenn du einfach gewartet hättest, bis Rose und Scorpius wieder Schluss gemacht hätten. Aber manchmal muss man sich einfach gehen lassen. Außerdem, egal was du tust, ich bin immer auf deiner Seite." Diese eine Satz bedeutete mir mehr, als alles andere, was sie hätte sagen können. Und es waren nicht nur leere Worte, denn genau diese Art von Freundin war Roxanne. Sie war absolut immer auf deine Seite und würde dich wenn nötig bis aufs Blut verteidigen, egal gegen wen. "Danke. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann revanchieren" Roxanne lachte nur und warf mir meine Bluse zu, die auf dem Boden gelegen hatte. "Ich bin mir sicher, da kommt mal ne Möglichkeit. Und jetzt zieh dich an, ich will nicht zu spät zum Frühstück kommen und heute Mittag fährt der Hogwarts Express und wir fahren zum Fuchsbau. Packen wäre also auch nicht schlecht." Ich vergrub mein Gesicht in der Bluse. "Ich will nicht zum Fuchsbau kommen! Alle werden sauer auf mich sein, weil ich Rose ihren ersten Freund ausgespannt habe!" Roxanne sah mich besorgt an. "Naja, also die Cousins und Cousinen sind wirklich alle nicht besonders begeistert." Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen, auch wenn ich nichts anderes erwartet hatte. Es ist nie schön, wenn deine gesamte Familie sauer auf dich ist.
Der Weg in die große Halle war schon schlimm genug, es gab viel Geflüster und verurteilende Blicke, auch wenn Roxy alle anfauchte, sie sollten mich in Ruhe lassen. Aber am schlimmsten war es, als ich mich an den Gryffindortisch setzte. Hugo und leider auch James sahen mich finster an und redeten kein Wort mit mir, während Fred leise eine gegrüßung murmelte und dann wegsah. Ich hörte wieder Geflüster und der Großteil der Schule schien sich einig zu sein, dass ich nichts weiter als eine dreckige Schlampe sei. Dann setzte sich zu allem Übel auch noch Alex mir gegenüber hin. Er guckte sehr selbstzufrieden. "Und, wie fühlst du dich jetzt, wo jeder weiß, dass du ein verbrauchtes Miststück bist?" Ich zuckte nur die Schultern und schenkte mir ein Glas Kürbissaft ein. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.´"Halt die Klappe oder verschwinde, Wolkow. Das geht dich überhaupt nichts an!", meinte Roxanne scharf. "Ach, und wieso nicht, Stubbelkopf?" Roxy fuhr sich wütend durch ihren Afro. "Weil, du idiotischer-", setzte sie an, wurde aber sofort von einem Schrei unterbrochen. "DU!", schrie eine Mädchenstimme, woraufhin ich sofort herumfuhr. Einige Meter von mir entfernt stand Rose, die Haare zerzaust und mit verweintem Gesicht, aber ganz offensichtlich wahnsinnig wütend. "Wie konntest du nur? Ich habe dir VERTRAUT! Du bist meine COUSINE!" Ihre Worte taten weh, aber ich ließ alles über mich ergehen. Sie hatte jedes Rech dazu, wütend auf mich zu sein. "Ich habe ihn geliebt! Aber du, für dich ist er ja nur ein weiterer mit dem du spielst und ihn dann wieder fallen lässt, wenn dir langweilig wird. Ich wollte es nicht glauben, aber sie hatten alle Recht! Du bist nichts als eine selbstverliebte Schlampe!" Ich biss mir auf die Lippe um nicht zurückzuschreien. Das konnte ich viel schwerer auf mir sitzen lassen, denn ich hatte wirklich Gefühle für Scorpius. Aber Rose war sauer, also versuchte ich, meine eigene Wut unter Kontrolle zu halten. "Das sind nur seine Veela-Gene! Ohne die wärst du ein Nichts! Kümmerst du dich eigentlich jemals um die Gefühle anderer Leute? Vermutlich nicht, dazu bist du viel zu egoistisch!" Ich drehte mich mit zitternden Knien um und wollte mich hinsetzen. Ich konnte nicht mehr davon hören. '
"Sie mich verdammt noch mal an!", schrie Rose, und ich fühlte, wie irgendein Fluch scharf an meiner Schulter vorbeizischte. Es war kein gefährlicher Fluch, aber es war trotzdem  das erste Mal, dass Rose ihren Zauberstab gegen mich erhoben hatte. Ich seuftzte und wischte mit dem Finger heimlich die Träne weg, die aus meinen Teller gefallen war. Das war das Problem mit Grauzonen. Nicht jeder sah dein falsch als falsch und viele sahen dein richtig vielleicht nicht als solches,

Hey Gome, wiedermal ein Update. Ich hoffe, euch gefällts und Danke fürs Lesen und Kommentieren. Ihr sein echt toll!

Call me crazy-Dominique Weasley (Harry Potter next Generation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt