Fifty Three • DIE BEKANNTGABE

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Jetzt saß ich hier.

In meiner zitternden Hand lag mein Ring und die linke krampfte sich an Nialls.
Ich Antonia Grey saß hier und dachte darüber nach, was ich hier überhaupt machte.

"Keine Angst, die sind immer voll nett." flüsterte Niall und strich sanft über meinen Handrücken.

Heute war es endlich so weit. Es war Freitag. Doch nach Feiern oder Wochenende war mir grade nicht wirklich zu Mute. Heute würden wir es ganz offiziell machen - Antonia Grey alias die Freundin von Niall James Horan. Mit gemischten Gefühlen lehnte ich meinen Kopf an Nialls Schulter und schloss die Augen. Alleine in den letzten Tagen war so viel passiert, dass ich mich kaum noch an alles erinnern konnte. Nachdem ich den nächsten Tag mit Josh verbracht hatte, kam ich nicht darum, die folgende Nacht mit Harry durch zu telefonieren. Seine Stimme, sein Lachen, seine Worte flogen in mein Herz und wollten es nie wieder verlassen. Genau das hatte ich gebraucht um meine Sorgen zu vergessen - ein langes und ausführliches Gespräch mit meinem Freund; meinem richtigen Freund.
In den Tagen darauf hatte ich mich noch öfters mit Coco und sogar mit Mum getroffen. Die beiden kamen immer besser zurecht und ich war Drew echt dankbar, dass er den beiden so half. Grade weil er echt fertig gewesen war, als unsere Beziehung geendet hatte.
Auch El und Perrie hatte ich nicht versetzt. Die beiden konnten mir grade wohl am besten helfen und taten es auch gerne.
Geschockt hatten sie mich angesehen, als ich ihnen den Vertrag, den Simon mir gegeben hatte, gezeigt hatte. Darin stand, dass ich in der Öffentlichkeit niemals den Eindruck erwecken durfte, dass ich mit jemandem anders als mit Niall zusammen war und dass ich es niemandem, außer den involvierten Personen erzählen durfte. Eigentlich keine große Herausforderung für mich.

Nachdem all das geklärt und ich auf das Interview vorbereitet wurde, kam dann heute der Tag, an dem es Preis gegeben werden sollte. Nicht nur ein mal war ich auf dem Weg hier her versucht gewesen, aus dem Auto zu springen und davon zu laufen.

"Toni? Wir sind gleich dran. Jetzt kommt noch die Werbung und dann muss ich los. Keine Angst, ich geb dir ein Zeichen, wenn du auf die Bühne kommen kannst." Niall lächelte mich an und umarmte mich noch einmal fest, bevor er aufstand, sich ein letztes Mal die Nase pudern ließ und sich dann auf den Weg vor statt hinter die Kamera machte.

Den ersten Teil des Interviews bekam ich kaum mit, doch es musste gut laufen, sehr gut. Mein Blick war auf Nialls Gesicht geheftet er grinste fast die ganze Zeit über ziemlich breit. Als er dann verlegen den Blick senkte und seine Wangen rot wurden, konnte ich mir denken, dass ich jetzt an der Reihe war.
"Sie ist heute sogar hier." sagte Niall und sah zu mir. Während die Moderatorin noch kurz allgemeines laberte, kam eine junge Frau zu mir, lächelte mich an und schubste mich dann leicht auf die Bühne. Applaus wurde eingespielt als ich mich freundlich lächelnd neben meinen 'Freund' setzte und ihm gestattete meine Hand in seine zu nehmen. Das Sofa war eigentlich sehr bequem, doch das Outfit, was El mir ausgesucht hatte, wie bei meinem ersten Interview, zwickte überall.
"Antonia, darf ich Toni sagen?" ich nickte nur. Nach Sprechen war mir grade noch nicht so zu Mute, weil mein Magen immer noch etwas rebellierte vor Aufregung, das etwas schief ging.

"Dass Niall endlich glücklich vergeben sei haben wir ja schon oft gehört in den letzten Wochen. Wieso gebt ihr es grade jetzt bekannt?"

"Eine Beziehung mit einem Star ist anders, als man es sich vorstellt. Zuerst war ich etwas unsicher, doch nach einer Weile zeigte sich, dass es genau das richtige war und deswegen wollten wir es der ganzen Welt zeigen, bevor sich noch irgendwelche Gerüchte verbreiten." 
Im Schauspielern war ich zwar ganz gut, doch diese Lüge fühlte sich schwer an - in meinem Herzen.
"Das hört sich ja ganz gut an, doch inwiefern ist es anders eine Beziehung mit einem Star zu führen?" fragte sie und sah zwischen Niall und mir hin und her. Ihr Blick ließ mich noch nervöser werden und ich krallte mich an Nialls Hand fest. Sie gab mir zwar etwas Halt, aber trotzdem brachte ich kein Wort heraus. Damit die Pause nicht noch unangenehmer wurde, rettete Niall mir den Arsch.
"Weißt du Laura, wir sind so viel unterwegs und treffen auf so viele Menschen, darunter natürlich auch viele Frauen und dann kommt es leider dazu, dass man nicht mehr genug Zeit für diejenigen hat und ihn ungewollt vernachlässigt. Das möchte man niemandem antun und deswegen ist es besser es gar nicht erst zu versuchen, weil es am Ende doch eh wieder in die Brüche geht." sagte er traurig und senkte den Blick. Für ihn musste das besonders schwer sein, weil er sich grade genau so fühlte und es nicht mal zeigen konnte. Auf einmal empfand ich tiefes Mitleid für ihn und konnte nicht anders, als sein Gesicht mit meiner freien Hand zu mir zu drehen, ihm tief in die Augen zu sehen und ihn sanft auf die Wange zu küssen.
"Aw, ihr seid echt niedlich zusammen." seufzte die Moderatorin, Laura. Nialls Wangen erröteten als er einen Arm um mich legte und mich sanft an sich zog. Ich ließ es zu und stellte mir einfach vor, er wäre Harry. 

Wenige Minuten später...
"Es ist so schön, dass ihr euch gefunden habt und wir sind froh, dass auch der irische Teil unserer Lieblingsband endlich sein Glück gefunden hat. Wir wünschen euch weiterhin alles Gute und natürlich auch viel Erfolg mit eurem neuen Album."
Dann endlich konnten wir uns von ihr verabschieden und das Studio verlassen. Es war inzwischen schon reichlich spät geworden und als ich grade dankend an Niall, der mir ganz Gentleman die Tür auf hielt, vorbei ging grummelte mein Magen laut.
"Mensch, da hat wohl wer Hunger." lachte er und band mir den Schal enger um den Hals. Kichernd zog ich meine Jacke zu, weil es mittlerweile schon ziemlich kalt wurde hier in Europa. Der Winter stand vor der Tür.
"Hier, nimm die." sagte er und gab mir seine Mütze. Ich nahm sie und setzte sie gleich auf. Sie roch sogar nach Niall und war so schön warm.
"Können wir vielleicht noch was Essen gehen? Ich hab nämlich keine Lust noch was zu kochen oder dich drum zu beten." sagte ich verlegen und linste zu Niall auf.
Er legte lachend seinen Arm um mich und zog mich dann weiter die Straße runter. Es war schon dunkel und durch die strahlenden Laternen und den pfeifenden Wind war es eine schöne Atmosphäre an der frischen Luft.
"Weißt du, erst hatte ich schreckliche Angst davor, wie es wäre, dich als meine Fake-Freundin zu haben."
Seine Stimme war so leise, als würde er nur zu sich selber sprechen, doch weil er meinen Blick erwiderte wusste ich, dass er mit mir sprach. Trotzdem hatte ich keine Ahnung, was er meinte.
"Wieso?" fragte ich. 
"Naja, ich hatte noch nie ne Freundin und auch wenn es nur gespielt ist, hatte ich Angst, dass ich dich vergraule und dann als Freundin verliere." Wow. Niall war echt so ein wundervoller Mensch und ich spürte plötzlich dieses drängende Gefühl, ihn beschützen zu müssen.
Sofort blieb ich stehen und hielt ihm am Arm fest, damit er auch stehen blieb.
"Weißt du, entweder man ist dazu geboren eine Beziehung zu führen, oder nicht. Du bist es wahrscheinlich nicht." Niall sah mich etwas traurig an, ich griff nach seiner Hand und blickte ermunternd zu ihm auf.
"Aber was nicht ist kann ja noch werden." flüsterte ich und umarmte ihn. Er vergrub seine Gesicht in meinen Haaren an meinem Hals und kitzelte mich mit seinem Atem.
Es war ein harmonischer und intimer Moment, der mal wieder von jemandem gestört wurde. Ich fischte mein Handy aus der Tasche und nahm den Anruf an.
"Hallo?"
"Das Interview war der Hammer. Du hast das so toll gemacht und wenn ich nicht wüsste, dass da nichts zwischen euch läuft und dass du Harrys Freundin bist und ihn über alles liebst, dann würde ich glatt sagen das wäre alles wahr gewesen." Wie immer sprach El ohne Punkt und Komma und holte nicht ein einziges Mal Luft zwischen den Worten. Niall neben mir lachte, denn er hatte genau gehört, was El gebrabbelt hatte.
"Danke, Süße." sagte ich nur und wollte das Gespräch eigentlich so schnell wie möglich wieder beenden, weil ich echt schrecklich Hunger hatte.
"Was macht ihr jetzt noch? Weil ich grade noch am Kochen bin und ich glaube ich hab etwas zu viel gemacht." ich konnte mir ihr Gesicht grade ziemlich gut vorstellen. Und El hatte mal wieder das perfekte Timing.
"Perfekt, wir wollten eh noch was Essen gehen."
"Dann bis gleich." trällerte sie und legte auf. Ich steckte kopfschüttelnd mein Handy weg und sah zu Niall, der ebenfalls sein Handy in seiner Tasche versenkte.
"Simon hat mir grad ne Nachricht geschrieben, dass wir morgen mal im Studio an den neuen Songs weiter arbeiten sollen." 
"Von mir aus." sagte ich und zog ihn am Arm weiter Richtung WG.
"Wenigstens bekocht El uns jetzt. Nehmen wir uns ein Taxi, oder möchstest du laufen?" fragte ich. Niall sah in den Himmel und in diesem Moment sah er aus, wie ein kleines Kind, das nach der ersten Schneeflocke Ausschau hielt. Seine Augen leuchteten leicht und sein leicht geöffneten Mund sah er zu den Sternen auf und drehte sich langsam im Kreis. Ich sah ihm dabei zu und stellte mir vor, wie glücklich das Mädchen an seiner Seite einmal sein musste. Ich kam nicht drum rum zu bemerken, was ich ihm eigentlich nahm. Ich nahm ihm die Möglichkeit jemanden kennen zu lernen, mit dem er glücklich werden konnte. Vielleicht war ihm das einfach noch nicht bewusst, dann würde ich es wohl lieber auch nicht ansprechen.

"Toni?" Niall fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum um mich wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen.
"Du schaust, als ob du einen Engel oder ein Wunder gesehen hättest." lachte er und machte einen Schritt weiter. Schnell ging ich ihm hinterher und harkte mich wieder bei ihm ein.
"Niall, Niall, Niall, du unterschätzt dich viel zu sehr. Dafür darfst du mich jetzt huckepack tragen." entschied ich und sprang auf Niall Rücken. 

Keep Calm and hate One Direction (1)Where stories live. Discover now