Kapitel 3

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Lucy blieb nichts anderes übrig, als Fred hinterher zu stürzen. Sie liefen Hand in Hand durch das alte Gebäude. Es musste mal ein sehr schickes Hotel gewesen sein. Natürlich hatte sie nie selbst eins gesehen, sie erkannte es jedoch aus den Erzählungen ihrer Mutter. Sie hatte  ihr erzähl wie toll ein Aufenthalt in einem solchen Hotel sein konnte. Man konnte den ganzen Tag faulenzen und bekam jede Menge Getränke und Mahlzeiten. Für Lucy war soetwas unvorstellbar. Sie lebte mit einem ständigen Hungergefühl. Ihre Mutter hatte oft gesagt wie schrecklich sie es findet, was für eine Kindheit Lucy durchleben musste, für sie war es jedoch normal. Sie kannte es nunmal nicht anders. Die ständige Angst und der Tod umgaben sie wie eine dicke, schwarze Wolke, schon ihr Leben lang.

Fred zog sie in einen dunklen Raum. 'Hilf mir!', rief er und Lucy verstand. Sie stemmten sich zusammen gegen eine große, hölzerne Tür. Lucy presste sich so sehr sie konnte dagegen. Sie hörte das widerliche Gestöhne immer näher kommen. Schließlich schwang die Tür im letzten Moment zu. Sie waren in Sicherheit. Nur standen sie jetzt im Dunkeln. Ein kleines Licht flammte in der Dunkelheit auf und erleuchtete Fred's bleiches Gesicht. 'Alles oaky bei dir?', fragte er außer Atem. Lucy nickte. Sie nahm ebenfalls ihr Feuerzeug zur Hand und entzündete es. 'Wo sind wir?', fragte sie und schaute sichum. 'Wir haben hier einen Bunker. Ihr seht so aus als könntet ihr eine warme Mahlzeit vertragen', Lucy stieß ein langes 'Ohhh' aus. 'Wir haben euch gesucht! Meine Mama wusste das hier irgendwo ein Bunker ist und zu dem wollten wir gehen bevor sie.. Bevor...', sie stockte. 'Wie heißt deine Mama?', fragte Fred und schaute sie neugierig an. 'Sie hieß Susan...', 'Oh! Dann musst du Lucy sein oder? Und der Kleine hier ist Edmund', misstrauisch beäugte Lucy Fred. 'Woher weißt du das so genau?', 'Ich kenne deine Mama von früher, als du noch sehr klein warst. Hat sie es.. nicht geschafft?', fragte er vorsichtig. 'N.. Nein. Sie wurde erschossen, erst gestern. Wir waren schon fast hier, da kam ein Auto. Und zwei Männer sind uns hinterher gelaufen und haben sie einfach so erschossen'. Tränen liefen über Lucys gerötete Wangen. Fred legte ihr eine Hand auf die Schulter und schaute sie mitfühlend an. 'Die gute Susan. Eine tolle Frau. Hat immer zuerst an alle anderen und dann an sich selbst gedacht. Kommt selten vor in diesen Tagen. Ich hatte so gehofft, sie noch einmal wiederzusehen'. Lucy weinte stumm. Fred kratzte sich verlegen am Kopf. 'Tut mir leid für euch', Lucy nickte und schaute starr auf den Boden. 'Wollen wir rein gehen? Da gibt es warmes Essen  und ein Bett für euch'. Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt Fred durch den Raum. Er bückte sich und hob einen alten, stinkenden Teppich hoch. Darunter befand sich eine massive Stahlfalltür. Er klopfte ein paar mal laut dagegen, bis eine männliche Stimme zu ihnen hinausdrang: 'Waffen?', brüllte sie und Fred antowrtete nur knapp: 'nur die Pistole von meinem Großonkel', zur Erklärung fügte er hinzu: 'Das ist unser Codewort, damit wir wissen das es einer von uns ist'. Die Stahltüre wurde laut qietschend geöffnet und sofort drang grelles Licht aus der Öffnung hinaus. Lucy hielt sich die Hand vor die von der plötzlichen Helligkeit schmerzenden Augen. Vorsichtig lugte sie unter ihrem Arm hervor und ein junger Mann mit Kinnbart und langen Haaren schaute ihr aus der hellen Öffnung entgegen. Misstrauisch drehte er sich zu Fred um. 'Wer ist das?', fragte er barsch. 'Ich hab sie draußen gefunden als grade eine Herde Infizierter auf uns zukam. Ich hatte keine andere Wahl, sie und ihr Bruder wären wahrscheinlich umgekommen, hätte ich sie nicht mitgenommen. Wütend zog Lucy die Augenbrauen zusammen. Sie war doch kein kleines Kind mehr, immerhin hatte sie schon einen Infizierten getötet. Sie wäre auch alleine klar gekommen. Die Aussicht auf eine warme Mahlzeit und ein Bett ließen sie jedoch schweigen. 'Na meinetwegen..', brummte der Mann und ließ sie an sich vorbei die schmale Treppe hinunterlaufen. 'Dir ist aber bewusst, das Dijego das nicht toll finden wird oder? Wir sind eigentlich schon zu viele hier unten', Fred winkte ab. 'Dijego ist ein Arschloch. Ich werde ihn schon überredet bekommen'. Am Ende der Treppe schlug Lucy warme Luft entgegen. Ihre eiskalten Finger begannen aufzutauen und erleichtert blickte sie sich um. Der Anblick verschlug ihr den Atem. Vor ihr lag ein großer Raum, er war hell erleuchtet und viele geschäftige Menschen liefen umher. So viele auf einmal hatte sie noch nie gesehen. Es mussten mindestens dreißig sein! Einige von ihnen schauten Lucy und ihren Bruder schräg an, kümmerten sich dann aber wieder um ihr eigenes Zeug. Einige hohe Regale standen rechts an den Wänden aufgereiht, in denen sich Dosenweise Nahrung stapelte. Auf der anderen Seite standen viele Wasserkanister, alle bis zum Rand gefüllt. Das hier muss das Paradies sein, dachte Lucy. Fred legte Lucy eine Hand auf die Schulter. 'Wie wärs wenn ich dir schonmal eins der leeren Zimmer gebe, was meinst du?' Lucy nickte aufgeregt und folgte Fred an den Regalen vorbei in einen langen Gang hinein. 'Hey Fred, wer isn die Kleine?', eine junge Frau mit rabenschwarzen Haaren und einem roten Halstuch hielt sie an und schaute kritisch. 'Hab sie draußen gefunden', erwiderte Fred knapp und ging ohne sie richtig anzuschauen weiter. 'Viel Spaß mit Dijego', rief ihnen die Frau noch sarkastisch hinterher, als sie gerade um eine Ecke bogen. 'Das war Clair, sie ist eine gute Freundin von mir. Sie ist nur immer ein wenig befangen wenn wir Neuzugang bekommen'. Vor ihnen im Gang sah Lucy rechts  und links überall Türen. 'Hier sind die Waschräume', sagte Fred und deutete auf eine geöffnete Tür. Lucy spähte hinein und sah weiße Fliesen und einige glänzende Wasserhähne. 'Was macht man da?', fragte Lucy und zeigte auf eine der Duschen, in der sich grade eine nackte Frau duschte. 'Da kann man sich waschen, sag mir nicht das du noch nie duschen warst', Lucy schüttelte den Kopf. Sie hatte soetwas zwar schonmal gesehen, aber nie gewusst wozu es gut war. 'Dann darfst du das gleich tun', er beugte sich kurz zu ihr runter und rümpfte die Nase, 'hast du auch ziemlich nötig'. Sie liefen noch einige Meter weiter, bis Fred eine der Türen aufschloss und Lucy hineinbat. Alles sah so sauber aus, das war vollkommen neu für Lucy. Fasziniert schaute sich sich um. Das Zimmer war klein, aber äußerst gemütlich. Rechts in der hinteren Ecke stand ein Bett mit weißer Bettwäsche darauf. In der linken Ecke stand ein Schrank, daneben ein Schreibtisch mit einem Holzstuhl davor. 'Es ist wichtig das du das Licht ausmachst wenn du dein Zimmer verlässt, wir müssen den Strom sparen', 'Licht.. ausmachen?' Lucy war verwirrt. Fred deutete auf einen kleinen weißen Schalter direkt deben der Eingangstür. Lucys Augen weiteten sich. Sie streckte die Hand aus und drückte auf den Schalter. Als das Licht im selben Moment ausging, zuckte sie zusammen. 'Wow', flüsterte sie beeindruckt und drückte noch ein paar Mal darauf. Fred schmunzelte. 'Ich lass dich dann mal alleine, du kannst duschen gehen wenn du möchtest, im Schrank müsstest du Klamotten finden. Allerdings glaube ich nicht, dass die dir passen werden', er lächelte sie noch einmal an und zog dann die Tür hinter sich zu.

Das letzte Erbe der MenschheitWhere stories live. Discover now