I saw you dancing | Yoonseok

29~I feel good when I'm with you~29

~I feel good when I'm with you~

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich vom Rollstuhl abstieß und kurz darauf mehr oder weniger sicher mit Krücken in der Hand auf meinen Beinen stand. Kurz überkam mich ein Gefühl der Hilflosigkeit und ich spürte Panik in mir aufkommen, welche aber wieder verschwand, als ich mich gegen die Wand lehnte, neben der ich stand.

Ich blickte den langen Gang entlang. Den Gang, den ich gleich hinunterlaufen würde, hoffentlich ohne hinzufallen. Ich atmete ein letztes Mal durch, bevor ich mich von der Wand abstieß und ein paar zögerliche Schritte machte. Zu meiner eigenen Überraschung fühlte ich mich sicherer als noch die andern Male, bei denen Daehyun dabei gewesen war. Ich spürte Zuversicht in mir aufsteigen. Ich konnte das schaffen, wenn er mir sagte, dass ich bereit dazu war.

Ich machte noch einen Schritt und noch einen und noch einen. Ich musste einen Freudenschrei unterdrücken, als das alles einwandfrei funktionierte und ich die Wände an mir vorbeiziehen sah. Es war ein wundervolles Gefühl Wort wörtlich wieder auf eigenen Beinen zu stehen und laufen zu können.

Zwar lief ich immer noch sehr langsam und sehr vorsichtig, aber ich fiel nicht hin und das war die Hauptsache.

Als ich am andern Ende des Ganges angekommen war, drehte ich mich langsam aber sicher um und blickte ihn entlang. Ich war so um die dreißig Meter gegangen, 50 Schritte in denen ich nicht gestrauchelt war, 50 Schritte, die mich näher an mein Ziel brachten.

Ich tat wieder einen Schritt nach vorne und biss mir konzentriert auf die Unterlippe, als ich ganz kurz das Gefühl hatte zu fallen, aber ich konnte mich fangen und lief kurz danach zwar etwas steif, aber dennoch unbeirrt weiter.

Ich war so konzentriert, dass ich gar nicht merkte wie sich die Türen des Aufzuges öffneten und Yoongi heraustrat. Als er mich entdeckte, wie ich im Gang herum stakste wie ein Storch, klappte ihm die Kinnlade herunter und er beobachtete mich fast schon mit einem Stolzen Gesichtsausdruck, bevor er freudig in die Hände klatschte und lachte.

„Hoseok! Das machst du toll!", rief er. Doch leider erschreckte ich mich durch diesen Ausruf so sehr, dass ich zusammenzuckte, mein Gleichgewicht verlor und auf dem harten Boden landete. Yoongis Augen weiteten sich kurz bevor er mit einem besorgten Gesichtsausdruck zu mir rüberkam. „Ist alles okay?" Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, vielleicht, dass ich zutiefst enttäuscht sein würde, wenn ich fiel, aber es war nicht der Fall.

Ich hob den Kopf und lachte. Es amüsierte mich, dass ich so unglaublich schreckhaft war. Yoongi schien offenbar erleichtert, dass mir nichts Ernsteres passiert war, denn auch er grinste breit. „Alles bestens, kannst du mir aufhelfen?"

„Klar doch." Ich brachte mich in eine kniende Position, bevor er mich an den Schultern wieder hochzog und mich stütze während er mir meine Krücken in die Hand drückte. Obwohl er so dünn und zerbrechlich schien, hatte ich während er mir aufhalf und mich stütze keine Bedenken, dass ich zu schwer für ihn sei.

Im Gegenteil. Er hielt mich fest wie als würde er etwas sehr Wertvolles in seinen Händen halten. Sanft hatte er seine Arme um meine Hüfte gelegt während er mir meine Krücken gab. „Ich wusste gar nicht, dass du schon mit Krücken gehen kannst", bemerkte er als ich sicher stand. „Es sieht aus, als hättest du dein Leben lang nichts anderes gemacht", er strich sich etwas verlegen eine Minthaarige Strähne hinters Ohr, die ihm in die Stirn gefallen war.

„Danke, aber das ist nicht wahr." Leider war ich so auf ihn fixiert, dass ich, obwohl ich das Gefühl hatte ich würde sicher stehen, strauchelte und wieder drohte hinzufallen. Doch Yoongi reagierte schnell und fing mich auf.

Als ich aufblickte, waren unsere Gesichter so nah beieinander, dass ich das Gefühl, dass ich jede noch so kleine Furche in seinem wunderschönem Gesicht sehen konnte und mein Herz meldete sich augenblicklich wieder zu Wort, indem es wild gegen meine Brust zu hämmern begann. Yoongi, welcher sichtlich verlegen und auch etwas unruhig wurde, als unsere Gesichter so nah aneinander waren, zog mich sanft wieder zurück auf die Beinen und musterte mich prüfend. Und auch wenn er versuchte es zu verstecken, so konnte ich doch ziemlich gut erkennen, dass er rot geworden war.