15. Plastiktüte.

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Die Fahrt zog sich bis zur Unendlichkeit und ich und Ethan schwiegen, die ganze Zeit über. Hin und wieder musterte ich ihn von der Seite, doch er konzentrierte sich voll und ganz auf den Verkehr.

Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, es nervte mich so sehr, dass er einfach ruhig war und mich ignorierte, kann er mir mal erklären was das alles soll?

Doch nach einer Ewigkeit kamen wir in unserem Hotel an und parkten in der Tiefgarage, stiegen aus und nahmen unser Gepäck.

Und man muss schon sagen, das Hotel war seine 5 Sterne echt wert, an der Rezeption war es allein schon so edel, dass man meinte in einem Schloss zu sein, alles modern und aus Marmor, alle Angestellten in eleganter Kleidung und super höflich.

Ich schaute mich etwas um während mein blöder Chef unsere Zimmerkarten holte. Und wer hätte es erwartet, alle Damen machten ihm schöne Augen, während ich meine bei diesem Anblick bloß verdrehte.

"Miss Prymar, schön Sie hier zu sehen!", sagte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich zu ihr. Es war einer unserer Kunden, ein junger Mann, Mitte 30.

"Mr. Mortimer, freut mich auch Sie hier zu sehen. Wo ist denn Ihre Begleitung?", fragte ich und schüttelte seine Hand.

"Sie kommt erst heute Abend. Wie ich sehe sind Sie mit Ihrem Chef hier."

"Ah ja ich-..."

"Mr. Mortimer, freut mich.", Mister Sheffield war zu uns gestoßen und schüttelte Mr. Mortimer die Hand.

"Ah wenn man vom Teufel spricht.", erwiderte dieser.

Aber echt ey.

"Ich sprach gerade mit Ihrer reizenden Assistentin."
Mister Sheffield nickte bloß und lächelte.

Pff.

"Naw, wie nett von Ihnen.", schleimte ich rum und grinste.
"Möchten Sie nicht mal mit mir zu Mittag essen, Miss Prymar?", Mr. Mortimer lächelte mich erneut charmant an.

"Ich denke in nächster Zeit nicht. Bis heute Abend.", Mister Sheffield ergriff einfach das Wort, legte den Arm um meine Taille und schob mich in Richtung des Aufzuges.

Ich schaute entschuldigend zu Mr.Mortimer und dann vernichtend zu Ethan, was dachte er wer er war?

"Ich kann sehr gut für mich selbst antworten!", sagte ich wütend während er den Knopf für unsere Etage drückte.

Doch ihn schien das Null zu interessieren und er schwieg einfach. War er dumm?

Böse schaute ich ihn an und er nahm den Arm von mir weg und ehe ich etwas sagen konnte, ging der Aufzug auf und er drückte mir die Zimmerkarte in die Hand und verschwand. Unfassbar!

Augenrollend folgte ich ihm und sah, dass sein Zimmer neben meinem war. 508 und 509.

Genervt schob ich die Karte in die Türe und trat in das hübsche Zimmer. Rechts neben der Türe war ein kleines Bad, links ein Schrank und dann ein großer Raum mit Doppelbett und riesen Fenstern, die zum Balkon führten.

Erstaunt packte ich meinen Koffer aus und nahm dann eine kurze Dusche. Um 4 hatten wir einen Termin mit ein paar Kunden aus der Stadt und später die Gala.

Mit gelockten Haaren und in hellblauem Kleid, machte ich mich auf zu meinem Boss, um 10 vor 4.

Ich klopfte und schaute mich auf dem Gang um, ich hatte noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.

Er öffnete die Türe und wollte sich wohl gerade die Krawatte binden, denn sie hing noch lose um seinen Hals.

"Kommen Sie rein, ich bin gleich fertig."

Etwas zögernd trat ich ein und sah, dass sein Zimmer fast genauso war wie meines, nur in etwas anderen Farben.

Ich trat ans Fenster und schaute raus, schöne Aussicht. Während Mister Sheffield am Spiegel stand und versuchte die Krawatte zu binden und nebenbei noch was auf seinem Handy tippte.

"Kommen Sie, ich helfe Ihnen.", wandte ich mich zu ihm und trat vor ihn.
Er nickte nur und nahm die Hände vom Kragen und tippte wieder auf seinem Handy rum.

Ich versuchte sachte die Krawatte zu binden.

"Was sollte das heute?"

"Was sollte sein?", fragte er ohne aufzuschauen.

Ich stoppte und schaute ihn mit angehobener Augenbraue an.

"An der Rezeption mit Mortimer?", zischte ich.

Nun schaute er mich fragend an und steckte sein Smartphone weg.
"Er hat genervt."

Nun schaute ich etwas ungläubig und streckte den Kopf etwas vor.

"Wie bitte? Ist das Ihr Ernst?"
"Jupp.", erwiderte er trocken.

Ich seufzte genervt und band weiter, während er mich jetzt von oben anstarrte.

"Starren Sie nicht so."

"Ich darf starren wohin ich will."

"Pff, nein dürfen Sie nicht. Achso und was sollte das am Freitag?"

Ich schaute zu ihm hoch und erkannte, wie ihm diese Frage unangenehm war, ich zog etwas an seiner Krawatte.

"Was soll damit sein?"
"Sie dürfen nicht einfach machen was sie wollen. Das könnte unsere geschäftliche Beziehung durcheinander bringen.", erwiderte ich und sah ihm ernst in die Augen.

Er hob die Augenbrauen an und fing an zu lächeln:"Also darf ich Sie nicht mehr küssen?"

Dieser Satz ließ mich etwas rot werden, wieso fragte er sowas?

"Ne-Nein...", brachte ich stotternd raus.
"Ach ja?", fragte er verschmitzt und kam einen Schritt auf mich zu, logischerweise trat ich einen zurück und er grinste breiter.

Er kam noch einen auf mich zu, nur etwas weiter rechts und so lief ich etwas nach links hinten. Zwei weitere Schritte und ich spürte die Wand hinter mir und schaute ihn mit großen Augen an.

Er trat nah an mich und schaute mich einfach an:"Und was wenn ich jetzt das tue...?"

Keinen Wimpernschlag später beugte er sich zu mir runter, fasste an mein Kinn und küsste mich, was ja irgendwie zu erwarten war, weil man ihm nix verbieten sollte, dennoch war ich etwas überrascht.

Doch letztendlich erwiderte ich den Kuss und er wurde immer stürmischer und Sheffield fasste mir um die Taille und drückte mich an sich, während ich meine Hände auf seine Brust legte, dann zu seiner Krawatte griff und ihn näher an mich zog.

Ethan legte mir eine Hand an den Nacken und hielt meinen Kopf, während wir stürmisch rummachten. Und man muss sagen, es war fantastisch, er konnte das einfach zu gut. Es fühlte sich an als ob nur wir zwei auf dieser Welt wären und dieser Kuss alles war was wir brauchten, in mir zog sich alles zusammen.

Bis es an der Türe klopfte, bestimmt 5 Mal, bis Ethan sich von mir löste und mich musterte:"Verdammt."

Er schluckte und ich schaute in seine Augen, seine Pupillen waren geweitet, so wie meine bestimmt auch. An seinen Lippen war noch etwas von meinem Lippenstift. Langsam hob ich meine Hand und wischte ihm langsam über die Lippen. Das einzige Geräusch was zu hören war, war das Klopfen in kurzen Abständen und unser schwerer Atem.

"Ich muss aufmachen.", sagte Ethan und löste sich von mir.

Angelehnt an der Wand blieb ich stehen und strich mir durch die verwuschelten roten Haare.

"Entschuldigen Sie die Störung, Ihr Anzug für heute Abend, Sir.", sagte eine junge, männliche Stimme, dann hörte man Geraschel einer Plastiktüte und das Schließen der Türe.

Ethan trat wieder in mein Sichtfeld, mit besagter Tüte. Er sah echt....anders aus. Verwuschelte Haare, schief sitzende Krawatte, immernoch etwas rote Lippen und geweitete Augen. Etwas erstarrt blickte er mich an, bis wir beide anfingen zu lachen.

"Erwischt wie zwei Teenager.", sagte er lachend und kam wieder auf mich zu.

Ich schlug ihm spielerisch auf die Brust und band seine Krawatte richtig. Wir nahmen unsere Sachen und gingen zu dem Termin.

Irgendwie komisch.

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Die Geliebte des Chefs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt