S u l l i v a n

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Ich ließ mich seufzend in die Kissen zurückfallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sofort umhüllte mich die unangenehme Krankenhausstille. Draußen auf dem Flur hörte man noch Schritte und Wortfetzen irgendwelcher Gespräche. Hier drin gab es nur das Rauschen in meinen Ohren und das nervtötende Piepsen der Maschinen.

Es war inzwischen später Nachmittag und die Besuchszeit würde bald enden. Eddie und Thomas hatten sich bereits verabschiedet. Sie hatten mir noch erzählt, dass der Coach mit Chester und Lionel dagewesen wären. Eddie hatte sie weggeschickt, aber Chester und Lio würden morgen wiederkommen. Immerhin hatte mich das zum Lächeln gebracht.

Ich war noch immer ziemlich benebelt von den Medikamenten, die sie in mich reinpumpten. Meine Arme fühlten sich schwer an, meine Augenlider konnte ich nur mit Mühe offenhalten und auch nur bis meine Augen anfingen zu brennen. Zudem brummte nach wie vor mein Kopf und mein Knie pochte schmerzlich. Es war wirklich kein Genuss.

Plötzlich hörte ich wie jemand an die Tür klopfte. Ich schlug die Augen wieder auf und erkannte einen Kopf, der sich durch den Türspalt quetschte. Es war Conall.

Mein Herz machte einen überraschten Satz.

Meine Augen verfolgten Conall wie er die Tür schloss, zum Bett kam und sich auf den Stuhl daneben niederließ. Er rieb seine Hände aneinander, sah mich an und lächelte schief.

»Hi«, stieß Conall hervor. Die Stimmung war angespannt zwischen uns. Wir hatten seit Wochen kein Wort mehr gesprochen. Er war in seiner Welt unterwegs gewesen und ich in meiner. In der Schule hatte ich ihn zwischendurch zu Gesicht bekommen, es mir jedoch verkniffen ihn anzusprechen. Er wollte keinen Kontakt, nicht solange ich ihm verriet, was mit meinen Eltern war. Ich konnte ihn verstehen und war andererseits wütend auf ihn.

Ich musterte ihn und musste ein wenig den Kopf schütteln. Noch vor sechs Monaten hätte ich niemandem geglaubt, wenn er mir gesagt hätte, dass Conall und ich irgendwann nicht mehr miteinander reden würden. Natürlich hatten wir uns schon gestritten, aber dass der andere so völlig aus dem Leben des einen verschwand... das war bisher nie vorgekommen.

Das Schweigen zog sich und wurde immer unangenehmer. Es war absurd, dass wir hier saßen und uns nichts zu sagen hatten. Es war so absurd, dass es mir mit einem Mal völlig lächerlich vorkam. Meine Mundwinkel begannen zu zucken und als Conall wieder aufsah, erkannte ich, dass seine es mir gleich taten.

Unsere Blicke begegneten sich und augenblicklich prusteten wir los.

Conall beugte sich vor, krallte seine Hand in die Matratze und stieß ein ausgelassenes Glucksen aus. Ich hingegen versuchte mit aller Mühe mein Lachen zu unterdrücken und hielt mir die schmerzende Seite. Ich hatte mir zwar vielleicht keine Rippen geprellt, aber dennoch war ich ordentlich gegen die Bande geknallt und hatte meine Seite in Mitleidenschaft gezogen. Vermutlich würde sich da in den nächsten Tagen ein wundervoller Bluterguss entwickeln.

»Hör auf zu lachen, das tut weh«, beschwerte ich mich und schlug nach Conall, den ich mitten am Oberarm traf. Empört riss er den Mund auf und schaute mich erbost an. Sein Lachen war verstummt und auch ich konnte wieder durchatmen.

»Aua«, meinte er und rieb sich den Oberarm. Ich lächelte schief.

Die Stille kehrte wieder ein, doch bevor sie unangenehm werden konnte, ergriff Conall das Wort und ließ die Stimmung abrupt zurückkippen.

»Ich wollte dir mit der Aktion nie die Freundschaft kündigen.«

Ich verschluckte mich beinah an meiner Spucke und war ganz gefangen von dem ernsten Blick, mit dem er mich mit einem Mal ansah. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Greatest PretendersWhere stories live. Discover now