K A P I T E L 4

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CATARINA

Die erste halbe Stunde nachdem wir mein Dorf verlassen haben, war es im Auto ruhig. Adam schaute immer konzentriert gerade aus, wenn ich ihn ansah. 

Aber manchmal spürte ich seinen Blick auf mir, sobald ich die Augen schloss und mich zurücklehnte. 

Irgendwie fühlte ich mich in seiner Gegenwart sicher, aber irgendwie jagt er mir auch Angst ein. 

Nach einer Weile halte ich die Stille nicht mehr aus.

"Adam, wohin gehen wir überhaupt?"

Adam wendet sich mir zu, als er mir antwortet: "Nach Alaska." 

Das ist alles was ich als Antwort bekomme, und weil ich keine Lust habe, ihm alles aus der Nase zu ziehen, belasse ich es dabei. Wie auch immer, es ist nicht zu weit weg, denke ich mir.

Ich atme laut aus und lasse meinen Kopf erneut gegen das Fenster sinken.

Wir fahren auf einer Strasse mitten durch den Wald. Ausser den restlichen SUV's die vor und hinter uns fahren, ist nichts zu erkennen.

Weil die Stimmung immer erdrückter wird und ich nicht weiss,  über was ich mit Adam reden soll, schalte ich einfach das Radio ein.

Ich schalte durch ein paar Sender, bis ein Lied ertönt, das ich kenne.

Adam mustert mich verwundert von der Seite und zieht eine Augenbraue hoch. 

"Du hörst 30 seconds to mars?", fragt er mich. 

Ich schaue ihn verdutzt an.

"Ja und? Wieso nicht. Ich liebe diese Band."

Adam lacht leise und wendet sich wieder der Strasse zu.

Ich schliesse einfach meine Augen und summe leise mit. 

"Wie wärs, wenn wir uns ein bisschen besser kennenlernen? Die Fahrt geht noch lange.", reisst mich Adam aus meinen Gedanken. 

Ich nicke, denn ich weiss wirklich noch nichts über ihn, und das Schweigen ist erdrückend.

Adam fängt an und stellt mir die erste Frage: 

"Geburtstag?"

" 9. Oktober. Deiner?"

"Das ist ja schon bald. 21. März.", antwortet Adam. Ich nicke und betrachte Adam von der Seite, während er weiter überlegt.

"Wie oft verwandelst du dich?"

Ich brauche nicht lange um diese Frage zu beantworten.

"Ich habe mich genau einmal verwandelt."

Adam schaut mich mit grossen Augen und offenem Mund an. "Dein ernst? Wieso verwandelst du dich nicht öfters?"

Ich zucke mit meinen Schultern. "Es war schmerzhaft und ich lag danach eine Woche krank im Bett."

Adams Mundwinkel zucken, aber er sagt nicht mehr dazu.

"Wie oft verwandelst du dich denn?", stelle ich schliesslich die Gegenfrage.

"Mehrmals am Tag.", antwortet er mir kurz, bevor er mir die nächste Frage stellt. "Dein Vater ist der Beta, aber was macht deine Mutter? Ich habe sie nicht gesehen."

"Sie ist tot. Gestorben als ich noch klein war.", antworte ich knapp.

"Das tut mir leid. Ich weiss wie das ist, meine Mutter starb auch als ich 12 Jahre alt war.", versucht er mich aufzumuntern.

"Tut mir leid, Adam."

Er mustert mich wieder von der Seite, doch in seinem Gesicht lassen sich keine Emotionen ablesen. "Kein Problem, das ist schon so lange her, ich kann mich nicht mal an alles erinnern."

C A L L  of the  A L P H A | DRACHENGLAS 2020Where stories live. Discover now