𝐒𝐞𝐮𝐧𝐠𝐦𝐢𝐧
"Hast du alles dabei, was du brauchen könntest?"
Es war Freitagnachmittag und Hyunjin war gerade dabei, mich von Zuhause abzuholen. Wir packten meinen Koffer in den Kofferraum, verschlossen diesen und verabschiedeten uns von meinen Eltern, die beinahe nicht glauben konnten, dass ihr Sohn mit einem anderen Jungen alleine verreiste. Es war zwar nur eine Art Urlaub, auf den wir gingen, doch sie interpretierten so viel mehr hinein. Und ja, vielleicht würde es auch mehr werden, das würden wir dann später sehen. Jetzt erstmal wollte ich von hier weg.
"Ja, ich hab alles. Wirklich. Wir können los", beruhigte ich den Schulprinzen und schob ihn in Richtung Auto. Meine Eltern standen theatralisch in der Tür und winkten uns nach, was ich kurz erwiderte, ehe ich auch schon Hyunjin in das Auto drückte und auf der anderen Seite selbst einstieg. Bloß weg von hier.
"Tschüss, bis Sonntag!", verabschiedete sich Hyunjin lächelnd von meinen Eltern und winkte ihnen fröhlich, was ich mit einem leisen Seufzen quittierte. Ich wurde langsam wirklich ungeduldig und war deshalb sehr froh darüber, als das Auto sich endlich in Bewegung setzte und Hyunjin uns aus der Stadt heraus brachte. Gott, wie sehr ich doch eine Pause verdient hatte. Meine Nerven waren völlig am Ende.
"Ich wusste gar nicht, dass du schon Autofahren kannst", meinte ich nach einigen Minuten Fahrt, während denen ich nur aus dem Fenster gestarrt hatte. Mein Blick war nachdenklich, denn abgesehen von dem Fakt, dass Hyunjin und ich auf ein Date gehen würden, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Er hatte sich sehr wahrscheinlich etwas romantisches und kreatives ausgedacht, wodurch ich ehrlich gesagt sogar ein wenig Angst davor hatte, aber irgendwie würde ich das schon überstehen.
Auch wenn mein klopfendes Herz versuchte, mich von Gegenteil zu überzeugen.
"Tja, ich stecke nun einmal voller Überraschungen", schmunzelte mein 'Entführer'. Glücklicherweise fuhr er sehr locker, so musste ich mir keine Sorgen machen, dass er aus mangelnder Erfahrung einen Unfall baute. Natürlich blieb dies stets ein Risiko, doch Sicherheit beim Umgang mit dem Auto verminderte die Wahrscheinlichkeit ein wenig. Und das reichte - so erstaunlich es klingen mochte - tatsächlich aus, um mich beruhigt hier drinnen sitzen zu lassen.
"Erfahre ich jetzt endlich, wohin wir fahren werden?", fragte ich direkt weiter, ging nicht einmal auf Hyunjins Aussage ein. Das hatte ich nicht nötig, zumal ich sowieso nicht der Fan davon war, zu viel zu sprechen. Meine Stimme schonte ich lieber für andere Dinge.
"Ich habe dir gesagt, du sollst dich überraschen lassen", erinnerte mich Hyunjin an seine Worte und hielt an einer roten Ampel an. Die Zeit des Stillstehens nutzte er, um Musik einzuschalten, damit wir etwas zum Mitsingen hatten, solange wir hier im Auto saßen. Da ich scheinbar auch nicht erfuhr, wie lange wir fahren würden, schwieg ich einfach nach einem genervten "Ts" und konzentrierte mich auf die Musik und die Natur dort draußen. Ich war nicht unbedingt ein Naturmensch, jedoch war ich genauso wenig davon abgeneigt. Die Natur hatte auch ihre schönen Seiten und das war es, was ich liebte zu betrachten.
Etwa zwei bis drei Stunden verbrachten wir so in dem Auto, das uns an den besagten Ort bringen sollte. In dieser Zeit waren zwischen Hyunjin und mir immer wieder kurze Gespräche gestanden, allerdings war hauptsächlich die Aufregung in mir daran schuld, dass ich von Thema zu Thema wechselte und dadurch richtige Gespräche fast unmöglich machte. Aus diesem Grund hatten wir angefangen zu singen und damit ebenso einige Zeit überbrückt, wenn es auch meist die Ruhe war, die zwischen uns herrschte. Gewiss war der Brünette neben mir genauso aufgeregt wie ich, zumal er sich konzentrieren musste, seinen Stimmen beim Fahren keinen Glauben zu schenken. Dadurch war die Ruhe für mich auch ganz okay, ich konnte mich versuchen zu entspannen und zu beruhigen.
Wenngleich dies nicht gerade von Erfolg gekrönt war.
Aber schließlich schienen wir unser Ziel erreicht zu haben, da Hyunjin vor einem Strandhaus anhielt und das Auto parkte. Mit großen Augen schaute ich nach draußen, starrte beinahe ungläubig das Haus an. Es sah verdammt schön aus und ich konnte nicht glauben, dass wir hier wirklich geparkt hatten. Das war nur ein Trick, oder? Hier würden wir nicht ehrlich das Wochenende verbringen, oder? Hyunjin hatte mich in der letzten Zeit genug geärgert, mehr konnte er meinem armen Herz doch nicht antun!
"Willkommen an unserem persönlichen Urlaubsort, Seungminie.~"
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𝐕𝐨𝐢𝐜𝐞𝐬 ✦ 𝖲𝖤𝖴𝖭𝖦𝖩𝖨𝖭
FanfictionUnter 'Schizophrenie' versteht man eine psychische Erkrankung, bei denen die Betroffenen die Realität verändert wahrnehmen oder verarbeiten. Und genau wegen dieser Erkrankung leben die Betroffenen phasenweise in einer anderen Welt. Im Glauben aller...
