Prolog

508 26 0
                                    

Zitternd sahs der blondhaarige Junge, mit den Rücken angelehnt, an einer Wand. Er befand sich in seinem Zimmer. Das Zimmer war durch dichte Vorhänge verdunkelt, lediglich eine kleine Lichterkette gab ein schwach bläuliches Licht in den Raum ab. Es war Montagmorgen, die Sonne war bereits aufgegangen und man konnte vor dem Fenster Vogelgezwitscher wahrnehmen. Der blondhaarige Junge hatte die Nacht zuvor kaum geschlafen, er konnte es einfach nicht. Seine Gedanken, die ihn quälten, hielten ihn wach und seine Gefühle überwältigten ihn immer wieder aufs Neue. Wenn die Sonne den Himmel verließ und alles dunkel wurde, kamen seine Ängste herausgekrochen wie Ungeziefer.

Warme Tränen kullerten ihn die Wange herunter und tropften von seinem blassen Gesicht herunter. Sein Atem hielt kurz an, kräftig atmete er aus und wieder ein. Ausgelaugt stand er auf und bewegte sich in das Badezimmer, welches sich gleich nebenan befand. Er zog seine Kleidung aus und stellte sich vor den großen Ganzkörperspiegel, nun schaute er auf seinen blassen und dürren Körper herab. Der Junge begutachtete sich selbst. Sein Körper war wie eine gruselig schlaksige Gestalt aus einem Thriller, blass und farblos. Seine Haut war glatt und sanft, jedoch nicht rein. Verschiedene Hautmerkmale konnte man an ihn deutlich wahrnehmen. Außerdem zierten dicke Tränensäcke zusätzlich sein blasses Gesicht und sein strubbeliges, blondes Haar stand in alle Richtungen ab. Kurz lächelte er, doch er konnte das gespielte Gesicht nur schwer ertragen.

Mit letzter Kraft machte Tweek sich für die Schule bereit, er befand sich bereits in der 11ten Klassenstufe und war fast im Abschlussjahr angelangt. Nur noch eine kurze Zeit musste er überbrücken. Sein jetziger Lebensabschnitt sollte also in wenigen Jahren enden, doch wer hätte gedacht, dass er auf diesen letzten Abschnitt nicht mehr allein sein sollte?

Tweek Tweak war nicht immer ein Außenseiter, ganz im Gegenteil. Als Kind verbrachte er öfter Zeit in verschiedenen Gruppen von Kindern, jedoch waren diese nie richtige Freunde, bei denen er sich auf Dauer wohlfühlte. Meistens fühlte er such wie das fünfte Rad am Wagen.

Seine Introvertierte Art trug dazu bei, dass er in der Schule von Jahr zu Jahr immer mehr vereinsamte. Doch kurz nach seinem 15. Geburtstag ging alles bergab, nachdem Bebe Stevens anfing ihn aus persönlichen Gründen zu verabscheuen. Bis heute verstand er nicht den Grund dafür, dass sie ihn nicht leiden konnte. Sie nannten ihn hinter seinen Rücken Autist, weil niemand mit seinen Tick-Störungen klarkam. Er dachte viel darüber nach warum es sich so entwickelt hat und wieso sein Leben so verlief wie es jetzt ist. Alles fühlte sich heute für ihn stumpf und gedämmt an, seine Welt war seit einige Zeit grau und vernebelt. Zu einen Psychologen hatten seine Eltern ihn nie gebracht, zu groß war das Scharmgefühl von ihnen.

Mr. und Mrs. Tweak waren Besitzer eines eigenen Coffeeshops, ihr guter Ruf war ihnen augenscheinlich wichtiger als die belastenden Gemütszustände ihres Sohnes. Beide Elternteile waren immer sehr Leistungsorientiert und Fehler durfte ihr Sohn sich nie Erlauben. Jedoch war Tweek sich bis heute nicht sicher, ob seine Eltern seine Probleme gewollt ignorierten oder ob sie es einfach nicht wahrnahmen aufgrund der vielen Arbeit. Die Beziehung zu seinen Eltern war ein belastender Punkt, über den er oft nachdachte. Der blonde Junge hatte nie das Gefühl, dass er sich seinen Eltern gegenüber öffnen konnte, schlichtweg hatte er einfach Angst auf Unverständnis zu treffen. Sein Leben machte ihn schon lange nicht mehr glücklich und mit seinen 17. Jahren baute er sich bereits düstere Gedanken zusammen die auf andere Menschen wahrscheinlich erschreckend wirken würden.

Er war unverstanden und einsam, doch manchmal braucht es lediglich einen gutherzigen Menschen, der genug Liebe zu geben hat, um den grauen Schleier von den Augen seines Gegenübers zu nehmen.


OutlanderWhere stories live. Discover now