Kapitel 2: Ausgeschaltete Gedanken

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Einige Wochen vergingen und Craig hielt jeden Morgen sein Versprechen ein, Tweek einen Platz im Schulbus freizuhalten. Während der Fahrt redeten sie nicht viel, meist hörte Craig Musik und Tweek schaute verträumt durch die Gegend, dennoch wirkten die beiden damit zufrieden. Sie genossen die Nähe des jeweils anderen und sie waren einfach beide froh nicht allein zu sein.

"Hey Tweek, hast du Lust morgen mit mir was zu machen? Es ist Freitag und ich habe nichts vor, weil Token abgesagt hat wegen Nicole", fragte ihn der Schwarzhaarige, der auch diesen Morgen wieder neben ihm saß. Tweek schreckte auf und schaute ihn überrascht an, er war völlig überfordert von der Situation und hatte damit nicht gerechnet. Eine lange stille kehrte zwischen den beiden ein, erst als Craig ihn erneut fragte fühlte sich Tweek zu einer Antwort gedrängt. „Also? Hast du jetzt Zeit oder nicht?" stellte ihn Craig vor die Entscheidung, Tweek stimmte zögernd einem Treffen zu. Über diese Antwort freute sich Craig offensichtlich, er strahlte von einer Wange zur anderen. Während sie die Uhrzeit und den Ort besprachen, drückte er Tweek ein Sckokobrötchen in die Hand. Das Craig ihn jeden Morgen ein Schokobrötchen gab wurde zu einem kleinen persönlichen Ritual zwischen den beiden, als Dankeschön brachte Tweek ihn jeden Morgen einen Kaffee mit viel Milch und zwei Stücken Zucker mit. Die beiden Jungen kamen gut miteinander klar, das konnte jeder sofort erkennen. Craig gehörte zwar zu den beliebteren Schülern in der Schule und es war nicht unüblich, dass er mit Kenny McCormick oder Token Black Zeit verbrachte, doch Tweek kam niemals in Vergessenheit. Beide Teenager verbrachten viel Zeit miteinander.

Die Zeit verging schnell und etwa einen Monat war Craig bereits in seiner Klasse, seit etwa einen Monat war er nicht mehr allein und seit etwa einen Monat fühlte er sich wieder nach all den Jahren gesehen und wahrgenommen. Seine Ticks schränkten ihn zwar noch ein, doch sie kamen seltener zum Vorschein. Seine Angst-Anfälle, die sich zumeist nachts bemerkbar machten, wurden aber nicht weniger. Seine dunklen Gedanken verschwanden nicht und auch wenn er jetzt augenscheinlich glücklich war, hatte er Angst vor dem Alleinsein. Er konnte nichts dagegen tun. Er war zwar nicht mehr allein, dennoch fühlte er sich so, als wäre er es, weil die Sorge, Craig irgendwann zu verlieren viel zu groß war. Nichts war gut, das redete er sich die meiste Zeit über nur ein. Der blondhaarige wünschte sich sehnsüchtig, dass Craig etwas an seinen trostlosen Leben hätte ändern können, doch wie hätte er das tun können? Tweek sprach über seine dunkle und fast schon kranke Seite nicht. Seine dunklen Gedanken behielt er für sich, sie waren sicher verpackt, in einer kleinen Kiste an, die niemand herankam. Tief in seinem Herzen war sie vergraben.

Als der Tag des Treffens endlich da war, kam Tweek ganz nervös von der Schule nachhause. Zuvor hatte er noch Details mit Craig im Schulbus besprochen, dennoch war er so nervös wie schon lange nicht mehr. Er zog hektisch seinen verschwitzten Pullover aus und kramte sich eines seiner guten Hemden hervor, es war ein grünes Leinenhemd und sogleich streifte er es sich über. Als er sich selbst in seinen Kleiderschrankspiegel begutachten wollte bemerkte er wie dunkel es in seinem Zimmer war. Nach Monatelanger Dunkelheit zog er endlich wieder die dicken Gardinen vor dem Fenster beiseite. Das warme Sonnenlicht durchflutete das Zimmer des blondhaarigen Jungen, auf einmal wirkte es nicht mehr trostlos oder traurig, das Zimmer fühlte sich einladend und geborgen an. Nachdem er sich gerade seinen neuen Wintermantel überzog, kam seine Mutter in den Raum herein. Verdutzt blieb sie im Türrahmen des Zimmers stehen. Ein herzliches Lächeln kam über ihre Lippen und glücklich verträumt schaute sie ihren Sohn an. „Hast du noch was vor? Du trägst nämlich so schicke Sachen" merkte sie an, ihr Sohn erzählte ihr von dem Treffen mit Craig und, dass er in seinen neuen Klassenkameraden einen Freund gefunden habe. Seine Mutter bemerkte das von Licht durchflutete Zimmer und auch der neue Freund von ihrem Sohn machte sie stutzig. Trotzdem freute sie sich für ihn. Ihr war bewusst, dass ihr Sohn nicht viel mit ihr sprach, jedoch war sie offensichtlich glücklich darüber, dass er sich gerade ihr gegenüber ein wenig öffnete.

Einen Augenblick später machte sich Tweek auf den Weg, er war herausgeputzt und sein Hemd schmeichelte seiner androgynen Taille. Zu seinen braunen Mantel warf er sich einen farblich passenden Rundschal um, warm verpackt verließ er das Haus. Draußen kam ihn der kalte Wind entgegen und seine blonden Haare zerzausten leicht. Nach einer kurzen Busfahrt kam er auch schon bei Craig zuhause an, das Haus der Tuckers bestand aus braunen Backsteinen und war gleichwertig zu den anderen Wohnhäusern in der Nachbarschaft. Vor den alten Fenstern hingen Blumenkübel mit blühenden Winter Hornveilchen und den Vordergarten zierten kleine Gartenlichter und eine Handvoll Gartenzwerge. Liebevoll war alles aufeinander abgestimmt.

Nachdem Tweek die Klingel des Hauses betätigte öffnete sich auch schon rasch die Haustür. Vor ihm stand der schwarzhaarige Craig, er trug einen blauen Kapuzenpullover und eine entspannte Jogginghose mit gleichfarbigen Socken. In seiner Hand hielt Craig ein Meerschweinchen, sein Fell war weiß und hatte große braune Flecken überall verteilt. Das Tier hielt Craig lächelnd in Tweek sein Gesicht. Verdutzt schaute dieser das Tier an, nachdem das Meerschwein aber einmal laut quiekte, hatte Tweek sich sofort verliebt. „Ohh wer ist denn das" sagte er aufgeregt und nahm vorsichtig Craig das Meerschwein ab. „Das ist Stripe! Mein Meerschweinchen" „Das ist aber Super süß! Craig, du hast noch gar nicht erzählt, dass du ein Haustier besitzt" merkte Tweek an, Craig hatte jedoch einen verständlichen Grund dafür. „Ich wollte ihn dir persönlich zeigen, ist die Überraschung geglückt?" „auf jeden Fall!". Craig bat Tweek einzutreten, dort nahm er ihn das Meerschwein wieder ab, damit er sich seine Jacke und seine Schuhe ausziehen konnte.

In Craig seinem Zimmer setzten die beiden sich auf sein Bett, dort redeten sie eine Weile, bis Craig zwei PS4 Controller rausholte. Zu zweit spielten sie verschiedene Spiele, der blondhaarige war zwar nicht sonderlich gut, aber er hatte dabei sehr viel Spaß. Der Tag verging schnell und die beiden Jungen spielten zusammen an Craig seiner Konsole bis zum Abend. Zwischendurch redeten die beiden auch über Serien, die sie liebten und hassten. Als die Sonne anfing den Himmel Rot zu färben lud Craig seinen Gast noch zum Abendessen ein, seine Mutter hatte Spagetti Bolognese zubereitet und freute sich über jeden Besucher, den ihre Kinder mitbrachten. Am Essenstisch lernte der blondhaarige Junge die Eltern von seinen neuen Klassenkameraden kennen. Ebenfalls Craig seine kleine Schwester stellte sich bei Tweek vor. Beim Essen unterhielt er sich nicht viel mit ihnen, sondern lauschte lieber den Gesprächen der Familie. Er genoss die Familiäre Stimmung, die bei den Tuckers am Esstisch herrschte, sowas kannte er von zuhause nicht. Seine Eltern und er aßen nicht häufig zusammen zu Abend da die beiden meistens zu lange arbeiteten, das war nun mal der klassische Nachteil an der Selbstständigkeit.

„Ich danke ihnen für das Essen" bedankte sich Tweek höflich bei den Tuckers und half Craig seiner Mutter noch beim Abwaschen des Geschirrs. Als es draußen Dunkel wurde entschied er sich nachhause zu gehen, er wirkte dabei jedoch nervös und leicht aufgewühlt. Dies bemerkte auch Craig, der ihn auch sofort darauf ansprach. „Tweek ist alles gut?" fragte er ihn, seine tiefe Stimme beruhigte den blondhaarigen sofort. „Ja, es ist nur sehr ungewohnt, um so einer Uhrzeit nach draußen zu gehen" gestand ihm Tweek mit zittriger Stimme. Verdutzt schaute Craig ihn an, ein leichtes Grinsen entwich seinen Lippen. „Dude, hast du echt Angst vor der Dunkelheit?", diese Worte verletzten Tweek ein wenig, aber er tat alles damit man ihn dies nicht ansah. Peinlich berührt verneinte er die Frage. Craig bemerkte, dass seine Bemerkung wohl zu unsensibel war, darum entschuldigte er sich sogleich. Verlegen schaute Tweek noch immer auf den Boden des Zimmers. Craig seufzte leise vor sich hin und fing nun an sich seine Schuhe anzuziehen, seine Jacke folgte daraufhin auch. Schüchtern schaute der schmächtige Junge dabei zu wie Craig sich seine dicke Winterjacke anzog, er stülpte seine blaue Wollmütze noch über seine zerzausten Haare und verließ zusammen mit Tweek das Haus. Da der Bus um diese Uhrzeit nicht mehr fuhr, liefen die beiden durch die verschneite Nacht. Kleine Schneeflocken setzten sich auf den beiden nieder, währenddessen unterhielten sie sich über Serien und Filme, bis sie an Tweeks Wohnhaus ankamen. „Tut mir leid, wenn meine Worte dich verletzt haben, Tweek" „Nein, es tut mir leid, dass du bei der Kälte mitkommen musstest", nun schaute Tweek wieder verlegen zu Boden, langsam ging Craig auf ihn zu und wuschelte ihn durch seine blonden Haare. „Wieso trägst du bei dem Wetter keine Mütze?", fragte ihn Craig, seine Stimme klang dabei besorgt. Der blondhaarige Junge antwortete auf diese Frage nicht, er vergrub statdessen verlegen sein Gesicht in seinen dicken Rundschal. „Nächstes Mal besuche ich dich!" sagte Craig, ohne wiederworte musste Tweek das hinnehmen, denn Craig seine Entscheidung stand bereits fest. Die beiden Jugendlichen verabredeten sich für den nächsten Tag und verabschiedeten sich voneinander, nachdem sie die Einzelheiten zum morgigen Tag besprochen hatten. In dieser Nacht schlief Tweek so tief und fest wie schon lange nicht mehr. Seine dunklen Gedanken plagten ihn diese Nacht zur Abwechslung mal nicht, als wenn sein neuer Freund die Gedanken für die nächsten Stunden einfach weggewischt hätte.

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⏰ Poslední aktualizace: Oct 30, 2023 ⏰

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