Kapitel 41

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Etwas nasses und raues traf auf meine Wange und ein Gewicht auf meinem Brustkorb ließ mich nur schwerlich atmen. Wieder schleckte etwas über meine Wange und verschlafen wischte ich es automatisch mit der Hand ab und drehte mich auf die Seite. Das Gewicht auf meinem Brustkorb fiel herab und ich schlummerte beruhigt weiter, doch irgendwer wollte das anscheinend nicht. Leise heulte dieses Etwas in mein Ohr, was mich zusammen zucken ließ. „Was? Ich bin wach! Ich bin wach!" Nuschelte ich noch immer halb im Schlummerland und rieb mir über die Augen, sodass ich wieder klar sehen konnte. Wegen der unnatürlich hellen Sonne, blickte ich aus zusammen gekniffenen Augen heraus und entdeckte mein kleines Fellknäul, das jetzt glücklich auf meinen Schoss sprang und mich abschleckte. „Liiv! Nein! Ich wollte noch schlafen." klagte ich, lehnte mich zurück und ließ die schwanzwedelnde Liv sich neben mir postieren. Ich kraulte sie hinter den Ohren und redete auf sie ein. „Was machst du nur! Schau doch mal auf die Uhr. Es ist noch viel zu früh!" Nörgelte ich, doch als Liv ein leises Heulen von sich gab und anfing in meinen Armen zu zappeln, entschloss ich mich dazu, dass sie recht hatte und ich aufstehen musste. Wenigstens durfte ich noch ein bisschen liegen bleiben...

Mit wenig Elan stand ich auf und machte mich fertig. Ich gähnte herzhaft auf, doch zog trotz des verlockenden Anblick meines kuscheligen Bettes meine Trainingskleidung an und leinte Liv an. „Willst du, dass wir rausgehen?" fragte ich leise und entsprach ihrem Wunsch, den sie mir mit einem ohrenbetäubend lauten Heulen kund tat. Eine Runde Joggen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, heißt es doch. Aber man sollte nicht glauben, dass diese Idee auf meinem Mist gewachsen war. Nein, aber Lord Colton fand, dies sei eine spitzen Vorbereitung für den anstehenden Wettkampf zum Konditionsaufbau und so, doch nicht nur er ist dieser Meinung. Auch ein Buch von Mr. Karlsson, welches sich mit Kampfstrategien und den beste Waffen Kombinationen nach Athene beschäftigt, sagt dies. Also kann es nicht totaler Quatsch sein. Zum Glück steht da nicht nur so Blödes drin, sondern auch wirklich hilfreiche Hinweise, die ich alle versuchte umzusetzen, jetzt wo auch keiner mehr den Nahkampf mit mir trainierte.

Nach unserem Ausflug im Wald endeten wir beide im Speisesaal und schlugen uns die Bäuche voll, zumindest Liv, den ich hatte nicht wirklich Hunger. Aber nachdem der Lärmpegel recht hoch war und Liv empfindliche Ohren besaß, verließen wir den Saal auch wieder schnell.

„Also Natasha, was hast du für mich?" Geschäftig lief ich mit Liv an meiner Seite in die Bibliothek und sah auf die holographische Abbildung der Computerstimme. „Wie sie wollten, habe ich das gesamte Sortiment nach den Grundbauplänen Elimas abgesucht, um für sie den besten Weg zu finden, ohne durch die Bücherei zu gehen. Und siehe da, ich hab ihn gefunden. Schauen sie mal unten. Da müssten irgendwo so große Pläne in einem Regal liegen." setzte mich Natasha auf den neusten Stand. Ich lief schon die Wendeltreppe nach unten und sah mich suchend um, bis ich ein wabenförmiges Holzregal fand, welches von Plänen nur gespickt war. In geschwungener Handschrift stand der jeweilige Grundriss an den Rand geschrieben, sodass es leicht war den richtigen Plan für mich zu entdecken. Als ich die Pläne Elimas raus zog fiel ein alt wirkendes Blatt mit raus, auf welchem man ein Mädchen erkennen konnte, die in der Mitte von vielen Bücher saß, auf ihren Schoss ein Buch, in das sie eifrig schrieb und einen kleinen Welpen neben sich, der interessiert mit auf all die Dokumente schaute.

Ich betrachtete es genauer und erst dann fiel mir auf, dass das ich bin und es kein Welpe sondern Liv ist! Vorsichtig drehte ich das Kohlebild um und erkannte sogar meinen Namen. Aber da war noch mehr. Die Antworten findest du hier!

„Natasha? Was hat der König hier immer gemacht?" fragte ich abgelenkt und starrte immer noch verblüfft das Bild in meinen Händen an. „Naja, recherchiert, gelesen, gearbeitet. So was eben." Wich sie der Frage aus. „Was hat er recherchiert?" „Das weiß ich nicht genau." Das alles glich doch nur einem schlechten Film! Rätsel über Rätsel, keine Antworten und nicht gerade hilfreiche Nebendarsteller. Super! Ich schüttelte meinen Kopf, wollte die absurden Gedanken vertreiben und lief die Treppe wieder hoch zu meinem Schreibtisch, auf welchen in nun den Plan ausrollte. „Also, an sich müsste die Türe hinter dir in einen Gang führen und der kommt am Schulgelände wieder raus. Aber ich weiß nicht wo." gestand mir Natasha und ließ mich ihre Aussage überprüfen. „Mein Traum..." flüsterte ich leise vor mich hin und erregte dabei ihre Aufmerksamkeit. „Traum? Welcher Traum?" fragte Natasha gleich neugieriger und Liv streifte schnüffelnd umher. „Nicht so wichtig!" spielte ich das ganze herunter und würdigte meine Aufmerksamkeit wieder den Bauplänen vor mir. „Ich hab den Zugang gefunden!" jubelte ich, wurde aber schnell wieder still, da ich merkte, dass dieser im Jungenwohnheim lag. „Super, das hat ja viel gebracht." meinte ich niedergeschlagen und ließ meinen Kopf auf meine Arme sinken. „Ein Versuch war es wert." murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Damenbart und schloss grübelnd die Augen. „Aber warum gehst du denn nicht einfach den anderen Geheimweg? Der von deinem Wohnheim zu dem der Jungs führt?" „Geheimgang?" „Ja natürlich. Was glaubst du denn, was das hier sonst ist? Ein öffentlicher Sightseeing Zugang? Wohl kaum." Die Stimme vor Ironie triefend, argumentierte Natasha und hätte sie einen Körper hätte sie jetzt sicherlich ihre Hände in die Hüfte gestemmt und ihre Augen, nicht gerade dezent, verdreht. „So was gibt es hier?" „Wie sollte der König sonst vom Schloss hierher kommen?" stellte sie mir die Gegenfrage und das ließ mich verstummen. Sie hatte recht, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. „Teleportieren? Aber guter Einwand. Dann probieren wir doch heute gleich mal den Weg aus. Liv, du wirst mein Fährtenführer, dass wir uns auch ja nicht verlaufen!" richtete ich mich an sie und sobald sie ihren Namen hörte, stellten sich ihre Ohren auf und sie schaute mir in meine Augen. So süß! Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass dort kein ekelerregendes und gruseliges Ungeziefer auf uns lauert, das uns verspeisen will. Man weiß ja nie in diesem Land...

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt