ησνєм

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Jae kam nicht wieder nach unten. Jin war alleine. Er nahm mir Sofia weg und setzte sie wieder in ihre Schale. "Hallo, Liebling.", begrüßte er Namjoon mit einem kleinen Kuss auf die Wange. Ich schob meinen Teller weg und stand auf. "Ich gehe raus." Sie hörten mir gar nicht mehr zu. 

Ich zog mir meine schwarze Lederhose an und schlüpfte in meine schwarzen Boots, bevor ich mir einen Hoodie anzog und meine Geige in meinen Rucksack und meinen Bogen. Vorsichtig machte ich ihn zu und zog ihn mir an. Ich schlug mir die Kapuze über und öffnete langsam die Tür zu meinem Zimmer. Sie sahen bestimmt wieder fern und Namjoon legte mit Jin die Kinder schlafen. Ich beeilte mich die Treppen runter, achtete nicht auf jemanden und war aus der Haustür raus. Ich war aufgeregt, mein Bauch kribbelte mir. Ich lächelte breit wurde immer schneller. Ich schaute immer wieder nach hinten zu diesem hässlichen Haus, das ich so hasste. 
Ich wurde immer schneller, bis ich dann die gepflasterten Weg hin runter zum Wald sprintete. Die Luft war kalt und der Himmel dunkel. Meine Beine schmerzten und meine Lungen stachen unangenehm und trotzdem war ich glücklich. Schnaufend setzte ich mich auf die kalte Bank und sah in den Sternenhimmel. 

Irgendwie fühlte ich mich besser hier. Als wenn man keine Sorgen hatte. Ich wünschte, ich wäre für immer hier und blicke nur auf den klaren Nachthimmel, den mit den funkelnden Sternen. 

Ich packte vorsichtig meine Geige aus, spielte die Saiten an und stimmte sie richtig. Ich war aufgeregt. Gleich kann ich wieder spielen. Meine kalten Finger drückten auf die harten Sehnen und mein Bogen streifte diese so sanft, das nur ein leiser Ton entstand. Der Wald schien ihn zu verschlucken und ich spielte los. Meine Töne, die nur langsam und leise zu erklingen begannen. Mein Gesicht und die eigentlichen Schmerzen in meiner Hand spürte ich durch die Kälte nicht mehr. Meine Finger tanzten, mein Herz schlug mir so schnell und meine Stimme bebte vor Aufregung.

"Dieser Garten ist gefüllt mit blühender Einsamkeit. Ich habe mich selbst an diese Sandburg voller Dornen gefesselt. Wie heißt du?"

Wieso musste ich auch immer anfangen zu weinen, wenn ich auf meiner schönen Geige spiele? Ich schniefte auf, heiße Tränen rannten mir meine Wangen runter. Es tat weh. Meine ganze Einsamkeit tat mir weh. 

"Eine Blume, die dir ähnelt blüht in diesem einsamen Garten. Ich wollte sie dir geben, wenn ich diese blöde Maske absetze." 

Ein Lächeln entwich mir und ich verspielte mich, aber ich konnte die Finger gar nicht so schnell bewegen. Die Töne wurden krumm und schief und trotzdem hörte ich nicht auf zu spielen. Einfach nur weil ich es liebte. Ich liebte es. Und dann kamen mir die Gedanken von all den Tagen. 
Yoongi, Taehyung, Jungkook, Hoseok. Dann noch Jin, der mich zur Schule zwang. Namjoon, der mich immer anschrie und die Kinder, die nervten. Ich merkte nicht, dass ich die meine Finger in die Saiten verkrampfte. Ich schluchzte einfach leise und fuhr mit dem Bogen immer schneller über diese Seiten. Es klang nicht gut, aber ich hatte gerade einen Anfall. Niemand konnte mich stoppen und ich hoffte, die Saiten würden nicht reißen.

"Wo warst du noch so spät?", schrie mich Jin flüsternd an. "Weg.", antwortete ich knapp, griff meine Geige in der Hand stärker. "Wieso hörst du nie auf mich?" Da waren sie wieder. Diese enttäuschten Augen, diese Schuld. "Weil du nicht meine Mutter bist." Schon stapfte ich hoch in mein Zimmer. Meine Finger waren rot und alles war wegen der Kälte so taub. Ich zog mir meine Hose aus und wechselte meinen Hoodie in ein Shirt. Zitternd legte ich mich unter die Decke. Es war schon fast Mitternacht. 

"Jimin?", ein leises Flüstern. "J-jimin?" Ich drehte mich erschrocken um. Es stand ein Kind vor meinem Bett. "Jae?" Er traute sich nicht näher zu kommen. "Kann ich-" Er krallte seine ängstlichen Hände in die Matratze. "Bei dir schlafen?" Ich seufzte laut. Diese Kinder... aber ich war ja kein Unmensch. Dieses Kind hier, brauchte gerade jemanden. "Hast du die Tür zugemacht?" Er tapste mit seinen Füßen zurück und schloss die Tür leise. Ich rutschte zur Wand und er krabbelte auf mein Bett. Er zitterte sehr und ich glaube nicht, dass ihm kalt war. "Was ist passiert?", fragte ich und deckte ihn mit meiner Decke zu. Er kuschelte sich mit dem Rücken zu mir. "Da war meine Mama. Ich habe Angst vor Mama. Mama ist doch nicht mehr da." Ich strich ihm über die Haare. "Du musst bei mir aber keine Angst haben.", beruhigte ich ihn. Er nickte nur. "Kannst du mich umarmen, Jimin?" Ich legte vorsichtig meinen Arm um den kleinen Körper. "So gut?" Er nickte nur schwach. Ich küsste ihm seine Stirn. "Ich bin da, Jae."
Er atmete schon bald ruhiger und ich stand auf und schob ihn vorsichtig an die Wand. Ich selbst legte mich an den Rand meines Bettes. Ich will nicht, dass der Kleine runterfällt. Ich lag noch eine Weile wach, achtete auf Jae, bis ich wieder einschlief.

"Jimin! Wach auf!" Ein panischer Jin stürmte in mein Zimmer. "Es ist Jae! Er ist weg! Er ist nicht-" Ermahnend legte ich meinen Zeigefinger auf meine Lippen. Mein Gesicht tat mir so sehr weh und ich setzte mich auf, damit er den ruhig schlafenden Jae sah. Jin fasste sich erleichtert ans Herz und winkte mir zu, damit ich mit ihm raus kam. Ich verdrehte die Augen, stand trotzdem auf. Meine nackten, dünnen Beine wurden von einer Gänsehaut überzogen. Jin wartete geduldig draußen, bis ich die Tür wieder zugemacht habe. Er umarmte mich ganz plötzlich. "Ich bin so froh, dass er bei dir ist." Seine Umarmung war... "Hör auf.", bat ich ihn leise und er löste sich. "Wieso war er bei dir?", fragte er besorgt. Ich straffte meine Schultern. "Er hat von seiner Mutter geträumt und wollte bei mir schlafen.", erkläre ich leise und fasste in mein Gesicht. "Fass es nicht an, Schatz.", bat mich er mich sanft. Ich sah Jin nicht an. "Darf ich wieder schlafen gehen?", fragte ich müde. Er nickte. "Ja, kannst du Jae wecken? Er muss zum Kindergarten.", sagte Jin noch. Ich schüttelte den Kopf. "Kann er nicht heute hier bleiben?" Mir war mir unwohl, ihn jetzt, wenn er von seiner Mutter geträumt hatte, zu den Leuten zu schicken, die ihn ärgerten. 

Eigentlich hat doch Jimin ein gutes Herz, nicht?
Was treibt ihr so den ganze Tag^^?

Alone || YoonminWhere stories live. Discover now