Kapitel 64: Dream and Fly

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*Chris' POV*
Alina befand sich zwar noch immer im Präkoma, jedoch schien es ihr inzwischen deutlich besser zu gehen. Ich besuchte sie regelmäßig. Setzte mich dann zu ihr an das Bett und redete mit ihr. Manchmal vergaß ich dabei völlig die Zeit. Und das, obwohl ich niemanden hatte, der mir antwortete. Und trotzdem redete ich nicht mit mir selbst. Die Ärzte hatten mir bestätigt, dass es inzwischen gar nicht mehr so unwahrscheinlich war, dass mich Alina hören konnte, wenn ich mit ihr sprach. Zumindest manchmal. Und ich hatte auch das Gefühl, dass es ihr half, wenn ich mit ihr redete. Und auch mir half es. Jedoch waren schon wieder ein paar Wochen vergangen und sie war noch immer nicht aufgewacht. Und ob wir wollten oder nicht - unsere neue Tour ,,Dream and Fly" stand nun an.

Wir waren also wieder auf Tour und ich konnte Alina nicht mehr regelmäßig besuchen kommen. Das war eine Angewohnheit geworden, die mir jetzt fehlte. Aber mir war ja versichert worden, dass es jetzt besser um sie stehe. Und ich wusste, dass sie sich in guten Händen befand. Die Show hatten wir umplanen müssen. Schließlich hatte niemand im Vorfeld damit gerechnet, dass Alina ausfallen würde. Und ich wollte auf keinen Fall mit einer anderen Tänzerin auftreten und Alina ersetzen. Das konnte ich nicht, denn es war noch immer unsere Illusion. Und ich würde auf Alina warten. Also ließen wir die Tanzillusion weg. Obwohl die Leute begannen, Fragen zu stellen.

Während der Shows hatten wir viel Spaß. Wieder auf Tour zu sein, wieder die vielen Menschen zu sehen, die wir täglich verzaubern konnten. Dabei dachte ich auch an den Menschen, der mich verzaubert hatte. Voller Hoffnung, dass sich bald alles zum besseren wenden würde. Wir sahen neue Städte, oder zumindest Teile davon und verbesserten unsere neuen Tricks immer weiter. In kleinen Schritten, aber es ging voran.

An einem Tag - es war inzwischen schon Dezember geworden, war ich nach einer Show plötzlich sehr nachdenklich geworden. Meine vielen Gedanken, welche ich versucht hatte zu unterdrücken, waren jetzt alle wieder da. Und ich konnte sie nicht aufhalten. In Sachen Alina wusste ich, dass sich früher oder später etwas tun würde, das beruhigte mich. Aber da war noch dieser eine andere Tag, an dessen Ende ich mich nur so schwer erinnerte: Der Tag, an dem mich Felicia in diese Bar gelockt hatte. Der Tag, an dem ich sowohl Felicia als auch Josephine das letzte Mal gesehen oder etwas von Ihnen gehört hatte.

,,Geh nur, ich zahle. Ich habe keinen Grund, dich aufhalten zu wollen. Du wirst von alleine wiederkommen." hörte ich Felicias triumphierende Stimme noch immer in meinem Kopf. Als wär sie nie weg gewesen... Das hatte sie nach dem Kuss gesagt. Von dem ich bis heute nicht mal sagen konnte, welche Emotionen ich gespürt hatte. Zuvor war es mir klar gewesen: Angst, sie würde irgendwas dummes tun, meine Beziehung mit Alina gefährden. Wut, weil sie einfach nicht hören wollte, was ich sagte. Doch dann? Ich wusste nicht, was es war. Nur, dass sich die Wut plötzlich aufgelöst hatte. Und je doller ich mich gegen diesen Gedanken zu wehren versuchte, desto stärker wurde er.

Nachdenklich saß ich auf dem Sofa im Tourbus, weil ich einfach mal für einen Moment meine Ruhe gebraucht hatte und drehte mein Handy in meinen Händen hin und her. Vielleicht war ich wieder kurz davor gewesen, etwas Dummes zu tun. Doch dann stand mein Bruder an der Tür.

Flash - Break the law of gravity 🦋 - Ehrlich Brothers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt