Kapitel 22

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Ich hielt mir meinen Kopf, weil er furchtbar schmerzte. In den letzten Minuten ist einfach zu viel passiert. Nachdem Amelia von Zack umgebracht wurde, stellten wir fest, dass Anni und ich die gleichen Wunden aufwiesen. Dabei war sie gar nicht in den Kampf verwickelt. Und als mir die Iratze aufgetragen wurde, verheilten ihre Wunden ebenfalls.
Jetzt gerade saßen Anni und ich nebeneinander an den Pavillon gelehnt und ließen uns von Liam erklären, dass wir Parabteis seien. Ich hatte keine Ahnung, was das war. Anni hingegen schien zu verstehen, was er meinte, denn sie riss die Augen und sah immer wieder ungläubig zu mir. Als Liam geendet hatte, habe ich nicht mal die Hälfte mitbekommen. Anni anscheinend umso mehr.

„Das ist unmöglich.“, hauchte sie fassungslos. „Parabteien verstehen sich immer gut, und das kann man von mir und Julie nicht gerade behaupten.“

„Julie und mir. Es heißt Julie und mir.“, korrigierte Zack seine Cousine und ging auf und ab.
„Ist das nicht egal? Viel wichtiger ist, dass Anni die gleichen Verletzungen wie Julie bekommt, nachdem diese verletzt wurde. Das ist praktisch unmöglich.“, fuhr Nail ihn an.
„Sag ich ja! Abgesehen davon, dass Julie und ich uns nicht in einem einzigen Punkt ähnlich sind, verletzen sich nicht beide Parabteien. Der Parabtei spürt zwar, wenn sein Partner verletzt ist, aber in geringerer Form.“, erklärte Anni und verschränkte die Arme.
„Aber es ist bewiesen, dass ihr ein Parabtei – Bund habt.“, versuchte Liam Anni zu beruhigen. Diese sah uns nach der Reihe an, warf dann die Hände in die Luft und sprang auf. „Ihr seid doch alle krank. Alle samt.“

Mit diesen Worten lief sie schnellen Schrittes zum Torbogen, wo Dale und Amy noch immer warteten.
Nail sah ihr nach und zuckte dann die Achseln: „Ich sollte ihr wohl mal lieber nach.“ Dann verschwand er ebenfalls.

Ich biss mir kräftig auf meine Lippen, um nicht zu weinen. Dass Anni so hart reagierte, hätte ich nicht gedacht. Zumal ich ihr noch eine zweite Chance gegeben habe.

„Sie wird sich beruhigen, glaub mir. Wahrscheinlich muss sie das ganze erst mal verdauen.“, versuchte Liam mich aufzumuntern. Doch ich erkannte in Zacks Blick, dass dies nicht stimmte. Denn er sah konzentriert seine Schuhe an und ich wusste, was er dachte. Anni wird sich nicht beruhigen.
„Vielleicht hat Anni ja auch Recht. Vielleicht war es einfach nur ein Zufall.“, warf Zack ein. Ich wollte mich zurückziehen und mit meinen Gedanken allein sein, doch ich sah mich immer wieder um. Obwohl wir eine neue Schicht Zauberglanz drauf hatten, konnte ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass uns niemand sehen konnte. Wir saßen unter freiem Himmel, mitten in Bruce‘ Garten. Es wäre katastrophal, wenn uns jetzt jemand sehen würde.

„Das glaube ich einfach nicht. Ich meine, Julie hat Recht. Anni war nicht in den Kampf verwickelt und sie weisen beide die gleichen Wunden auf. Das ist doch wirklich merkwürdig.“, erwiderte Liam leise. Zack streckte sich. Er sah von Liam zu mir und zurück.

„Ich rede mit Anni. Nail wird da nicht viel ausrichten können, sie ist stur.“, erklärte er dann und verschwand in der Dunkelheit.

Liam und ich blieben beide zurück. Wir saßen mit dem Rücken an den Pavillon gelehnt und atmeten die kühle Nachtluft ein. Ich konzentrierte mich auf einen Grashalm, der länger war als der Rest. Insgesamt war der Garten gepflegt – Bruce schien strikte Vorstellungen zu haben.

„Ihr werdet euch bestimmt noch besser verstehen.“, war Liam der Ansicht. Ich fand es wirklich lieb von ihm, dass er mich versuchte, aufzumuntern. Doch ich wusste immer noch nicht, was ein Parabtei ist, geschweige denn ein Parabtei – Bund.
Vorsichtig äußerte ich meine Bedenken Liam. Ich war froh, dass er mit mir hier saß. Bei Zack hätte ich ganz bestimmt nicht nachgefragt, er hätte nur wieder einen dummen Spruch gebracht. Doch Liam war keineswegs unfreundlich, er drehte seinen Kopf und fing an, zu erläutern:

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