Kapitel 9

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„Ohje." hörte ich eine gedämpfte Stimme einer älteren „Du brauchst keine Angst haben, ich werde dir schon nichts tun." sprach sie weiter und ich lugte nur unsicher unter der Decke hervor. Mich sah eine freundlich aussehende Dame an, ich schätzte sie so um die 50 Jahre. Der leichte graue Ansatz deutete zumindest daraufhin, vielleicht war sie auch schon etwas älter.

Sie versuchte mich aufzumuntern und meinte „Ich hab dir was zum Essen mitgebracht." sie schenkte mir ein Lächeln und irgendwie setzte ich mich langsam auf und schon die Decke leicht bei Seite. Sie hielt ein Tablett in ihren Händen. Der Duft von einer Hühnersuppe stieg mir in die Nase, das roch sehr gut und ich merkte wie ich Hunger hatte.

Sie kam auf mich zu und stellte mit das Tablett vorsichtig auf den Schoß, den Löffel nahm ich gleich in die Hand und fing an gierig die heiße Suppe zu löffeln. Ich hatte das Gefühl mit jedem Löffel würde ein Teil meiner Kraft zurückkommen und auch die Kälte und der Schmerz aus meinem Körper weichen.

Mit immer noch mehr einem Krächzen ähnlicher als einer wirklichen Stimme fragte ich dann „Wie lange bin ich eigentlich schon hier?" Sie sah mich zweifelnd an, als wüsste sie nicht ob sie es mir sagen sollte. Nach einer Weile kam dann, aber eine fürsorgliche Antwort.

„Du bist jetzt seit knapp einer Woche hier. Du bist paar Mal nur halb wach gewesen, dass ich dir was zu trinken geben konnte." ich sah sie völlig geschockt an, ich hatte eine Woche geschlafen? Wie? Naja sie hatte ja gemeint das ich zwischendurch mal fast wach gewesen war, aber warum hatte sie mich noch hier?

Wusste sie was ich war? und wenn ja warum war sie dann so ruhig. Sie roch ganz eindeutig nach Mensch, sie war keiner wie ich und dennoch nahm ich eine ungewohnte Note die an ihr haftete war. Sie musste es wissen, denn als ich auf der Straße zusammen gebrochen war, war ich noch ein Wolf gewesen.

Meine Fragen in meinem Kopf schien ich wohl nicht sonderlich gut verbergen zu können, denn sie meinte ruhig „Mein ältester Sohn hat dich gefunden, er hat dich hier her gebracht. Wir wissen was du bist, aber du musst dir keine Sorgen machen. Ich kenne euch gut, mein Mann war auch eine wie du." sie lächelte und schien in ihren Erinnerungen zu schwelgen. „Er war ein großer weißer Wolf, stark und mutig. Ich habe ihn sehr geliebt, es ist so schade, dass er vor ein paar Jahren gestorben ist, aber so ist das Leben. Wir leben eben nicht für immer und ihr ja auch nicht."

Ich hörte ihr gespannt zu und nickte leicht, damit hatte sie wohl Recht. Werwölfe waren zwar belastbarer aber nicht verwundbar. Mein Körper tat weh und ich wusste, dass ich so schnell nicht auf die Füße kommen würde. Aber die Suppe hatte wirklich gut getan.

Es war so eine friedliche Geborgenheit hier, es war anders als zuhause. Halt, er hatte mich verbannt es war nicht mehr mein Zuhause. Meine Augen wurden feucht, richtig, ich hatte kein Zuhause. Er hatte mich davon gejagt. Er hatte gesagt er würde mich töten wenn ich wieder komme. Er würde mich nie akzeptieren, er hatte mich dazu verdammt auf ewig allein zu sein. Ein kleiner Omega der zu nichts nutze war.

Ich wollte meine Tränen verstecken, aber ich konnte nicht. Sie lächelte mich leicht an und meinte dann „Ich lass dich mal, wenn was ist ich bin unten, ja?" ich nickte nur leicht und sie wandte sich ab. In der Tür wandte sie sich nochmal zu mir „Es wird alles wieder gut. Du bleibst erstmal her bis du fit bist und dann sehen wir weiter. Wir finden etwas für dich, du bist nicht allein auf der Welt."

Dann schloss sie die Tür und ließ mich mit ihren Worten allein. Wie hatte ich nur so viel Güte verdient? Ich hatte nichts für sie tun können und konnte es im Moment auch nicht und trotzdem tat sie das alles für mich, ohne einen Gegenwert zu haben. Ohne meine Schwäche als solche zu sehen. Sie war so gütig, ich hatte das doch gar nicht verdient.

Tränen rannen über meine Wangen und ich rollte mich in dem Bett wieder zusammen und weinte mich nach einer Weile in den Schlaf. Mich plagten immer wieder Albträume. Immer wieder sah ich Aspen wie er mich in seiner wunderschönen Wolfsgestalt über die Grenze hetzte, wie er mich jagte als wäre ich seine Beute die er gleich in Fetzten reißen wollte. Ich träumte es immer wieder und wurde schweißgebadet wach. Aber das war eben nicht nur ein Albtraum, es würde Realität werden wenn ich zurückgehe. Ich kann nicht zurück, er wird mich niemals akzeptieren. Er hasst mich und an diesen Gedanken musste ich mich eben gewöhnen, auch wenn es mir jedes Mal einen Stich versetzte bei jedem Atemzug. Jedes Mal wenn ich an ihn dachte, oder an Maila.

Maila, sie hatte ich nur wegen ihm verlassen müssen. Er hatte mir das alles genommen, er hatte mir mein Leben genommen nur, weil er mich hasste. Und dennoch ich konnte ihn nicht hassen, ich war eben nur ein wertloser Omega, nicht einmal hassen kann ich ihn.

Etwas in mir sehnte sich nach ihm, nach seinem Duft, nach seiner Haut, seiner Berührung und doch würde ich das nie wieder bekommen. Er würde mich töten das Seltsame war, dass es irgendwie vielleicht okay mich wäre. Dann könnte ich ihn nochmal sehen. Er würde mich berühren, er würde mich töten, aber es wäre eben er , der es tut.

Ich schüttelte mich um diesen völlig absurden Gedanken wieder loszuwerden. Das war doch völlig krank, ich wollte leben und nicht sterben und wenn es sein musste dann eben ohne ihn. Diese albernen Märchen mit ihren Happyends waren eben nur in Märchen, sowas gab es nicht in echt.

Gefährten Re-WriteDonde viven las historias. Descúbrelo ahora