Jaron

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Es war dunkel in der Zelle, in der wir auf unsere Hinrichtung warten mussten. Sie holten und einen nach dem anderen. Alle zehn Minuten kamen sie, um den nächsten mitzunehmen.
So lange dauerte es also, einen Menschen ordnungsgemäß zu töten und anschließend zu beseitigen, sodass man wieder Platz für den nächsten hatte.
Da sie nach Nachnamen gingen, hatte ich noch ungefähr eine Stunde, bis ich an der Reihe war.
Ich lehnte den Kopf an die kühle Steinmauer hinter meinem Rücken und schloss die Augen, dachte an etwas Schönes und nicht daran, dass ich heute sterben würde.

Sofort hatte ich ein Bild von Lucy vor Augen. Nicht, wie sie jetzt aussah, mit den kurzen Haaren und der grauen Kleidung, die die Regierung allen aufzwang, sondern, als noch alles normal gewesen war. Damals hatten lange, goldene Strähnen ihr Gesicht umrahmt und sie hatte immerzu gelächelt. Als ich den Kopf schief legte, glaubte ich sogar, leise ihr glockenhelles Lachen hören zu können. Ich hatte das hier für sie getan.

Es waren erst vier Monate vergangen, seit das Lachen verboten worden war, doch die Regierung hatte mit diesem Gesetz genau das geschafft, was sie hatte bezwecken wollen. Sie wollte, dass alle Menschen gleich waren. Dass es keine Individuen gab.
Lucy war nicht mehr sie selbst gewesen ohne ihr Lachen, deshalb hatte ich mich den Protesten angeschlossen - damit sie wieder lachen konnte, ohne fürchten zu müssen, dafür zu sterben. Und jetzt war ich derjenige, der wegen dieses Gesetzes sterben würde.

Verbotenes LachenWhere stories live. Discover now