∆Kapitel 8: Göttliches Kidnapping∆

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Während der Unbekannte an Yagamis Seite und Karma ihren kleinen verbalen Konflikt austrugen, stand Ken mitten im Getümmel und hatte keine Ahnung, wie er irgendwie deeskalierend wirken könnte. Touka tat auch rein gar nichts, also zogen sich die Ghule ein wenig in den Hintergrund.

"Dann bist du doch nicht der berüchtigte Meisterdetektiv L? Oder willst du für den Fall Kira lieber selber die Lorbeeren kassieren?", fragte Karma provokant. Der Junge hatte schon eine scharfe Zunge. Yagami trat nach vorne und presste seinen Daumen auf den Koffer. Dieser sprang auf und entbehrte eine blutrote Sense. Dafür, dass er als Kira über Leben und Tod entschied, war diese Quinke ziemlich anspielerisch. "Karma, komm runter", zischte Nagisa und hielt den Rothaarigen am Arm fest. "Bist du irgendwie komplett hohl? Der Typ da ist Kira und kennt jetzt meinen Namen!"

Yagami lachte höhnisch. "Tja, Karma. Das Karma holt dich ein", spottete er und versuchte, etwas aus seiner Tasche zu fischen. "Tu das nicht", meinte der Fremde, welcher nun endlich als Meisterdetektiv L identifiziert wurde.

Ken verdrehte die Augen. Verbal werden wir auf jeden Fall nicht gewinnen.
Gedankenverloren sah er sich um. Wieder rieselten feine Schneeflocken vom Himmel. Der Ghul hob den Finger und eine der Flocken landete auf seinem schwarzen Fingernagel. Langsam schmolz sie dahin. Alles um ihn herum blendete der Weißhaarige aus. Am Ende seiner Fingerspitze sah er etwas. Langsam näherte er sich dem Baum, und erkannte ein eingeritztes Zeichen.

"Touka?", rief er und strich sanft über die Einkerbungen. "Haltet alle eure Schnauzen", fauchte Touka und hatte schnell für Ruhe gesorgt. Karma und Yagami sahen sich noch einmal provokant an, dann gesellten auch die beiden sich zum Baum.
"Es ist eine Art Auge", überlegte Ken. "Und was ist daran jetzt so interessant?", fragte Karma genervt. Nagisa musterte das Auge näher. "Das war gestern aber noch nicht da."

"Ihr habt mich also erhört." Eine finstere Stimme erklang bedrohlich hinter der Gruppe. Jeder von ihnen wirbelte erschrocken herum. Vor ihnen stand ein großer Mann mit langen, weißen Haaren und langem Gewand. Ebenso wie alle anderen, trug er eine Maske. Es war eine schwarze, rabenähnliche, auf der dasselbe Auge wie in der Rinde prangte. Seine gelben Augen glänzten im Mondlicht. "Amüsant zu sehen, wie ihr euch selber fertig macht. Aber wo bleibt denn der extra Kick?"

Keiner von ihnen rührte sich, alle starrten sie den Fremden an, jeder schwieg. Bis auf Karma, der sein freches Mundwerk einfach nicht zurückhalten konnte. "Weiße Haare scheinen ja sehr beliebt zu sein", bemerkte der Rothaarige dreist und funkelte den Mann an. Die gelben Augen fixierten ihn. Ken erwartete einen Angriff, jedoch begann der Mann zu Lächeln. "Du bist frech, kleiner. Dich mag ich."

Dies gefiel Karma aber nicht. Zornig funkelte er ihn an, angriffsbereit. "Nur die Ruhe, jetzt wird noch nicht gekämpft. Begrüßt erstmal meinen Freund."
Lila Haare tauchten auf. Ken traute seinen Augen kaum. Hinter dem Fremden tauchte tatsächlich Shuu Tsukiyama auf. "Ich dachte, Karma hätte dich umgebracht!", rief der Ghul erstaunt, teilweise sogar erfreut, einfach weil dies ein bekanntes Gesicht war. Touka hingegen schien nicht so begeistert. "Der kleine ist einfach zu schwach, um jemanden wie Shuu zu töten", brabbelte sie genervt.

Eine rote Klinge flog durch die Luft und bohrte sich in die Brust des vornehmen Ghuls. Überrascht stöhnte dieser auf, das Blut spritzte aus seinem Mund. Touka sah einfach zu Karma, der seinen Arm noch ausgestreckt hielt. Aus ihrem Mund kam kein einziger Ton. Schweigend sah die Gruppe den Ghul zu Boden gehen.
"Jetzt hat er ihn aber umgebracht", stellte Yagami leise fest. Der weißhaarige Fremde blickte verachtend auf Shuu, welcher sich auf dem schneebedeckten Boden wälzte. "Der hatte eh keine Verwendung mehr." Gleichgültig zuckte er mit seinen Schultern.

"Wer bist du?", knurrte L unter der Clownsmaske. Der Mann lachte höhnisch. "Ich bin niemand geringerer als der Unglücksgott Rabo!"
"Noch nie von gehört", meinte Karma. Rabo fixierte den Rothaarigen. Langsam schien es auch ihm zu weit gehen. "Was willst du von uns!", keifte Touka aggressiv. "Behauptet euch gegen die Ayakashis", sagte der vermeintliche Gott. Ken sah ihn verwirrt an. Etwas derartiges wie Ayakashis gibt es doch überhaupt nicht. "Halt die Schnauze du Idiot", grummelte Yagami und starrte Rabo misstrauisch an. Er begann zu kichern. "Da fehlt doch jemand", meinte er und hielt sich die Hand vor dem Mund. Ken drehte sich aufmerksam um.

"Nagisa? Nagisa!", rief Karma. Seine Stimme klang immer panischer, je öfter er nach dem Blauschopf  rief. "Scheiße Nagisa, das ist nicht lustig!" Wütend blickte der Rothaarige Rabo an. "Was hast du mit ihm gemacht", knurrte er bedrohlich leise. Touka berührte ihn am der Schulter, um ihn zu beruhigen, aber er schlug ihre Hand weg. "Du Mistkerl sagst mir jetzt, wo Nagisa ist."
Rabo lachte nur gehässig. "Das wirst du früh genug erfahren."
"Karma, alleine bringt das nichts", meinte Ken. Nun blickte Karma wütend zu den Ghulen. Seine goldbraunen Augen glühten nur so, und Ken glaubte sogar zu erkennen, dass sich Tränen in ihnen sammelten.

"Es wäre vernünftig, jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren", meinte Yagami ruhig und beobachtete Karma ganz genau. "Nicht wahr, L?" Er holte mit dem Ellenbogen aus, um ihn sanft mit diesem anzustupsen, jedoch fiel er ins Leere. Überrascht sah er sich um. "Nein... Sag mir nicht, dass du auch weg bist!", sagte Yagami, dann drehte er sich zu Rabo herum. Seine Worte von eben hatten für ihn keine Bedeutung mehr. "Du Bastard", flüsterte er und stürmte mit seiner Quinke los. Während er sprang, rutschte ihm seine Kapuze herunter. Kein Wunder, dass der so empfindlich auf die Kira-Sache reagiert hat.

Bevor der Brünette zuschlagen konnte, trat Karma ihm die Waffe weg. "Einen kühlen Kopf bewahren? Und was tust du gerade?", brüllte der Rothaarige. Yagami starrte ihn mit großen Augen an. Rabos Blick wanderte zu den beiden, die jemanden verloren hatten, direkt zu Ken. Seine gelben Augen schienen ihn zu durchbohren.
Plötzlich hörte er ein lautes Krachen, dann spürte er einen dumpfen Schlag auf dem Kopf. Der Schmerz stach in seinem Schädel, seine Sicht verdunkelte sich rasant. Worte wollten seinen Mund verlassen, jedoch bekam er keinen Ton heraus. Der Weißhaarige kippte nach hinten. Bevor er komplett unansprechbar war, spürte er Hände, die ihn an seinen Armen wegzogen.

Dann übermannte ihn der Schmerz und er sah schwarz.

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWhere stories live. Discover now