∆Kapitel 17: Rührend oder Traurig?

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Light griff nach seiner Quinke und sah das gelbe Wesen feindseelig an. Was ist das? Wie ein Ayakashi sieht das nicht aus!
"Dein Name ist also Light-kun", stellte das Monster fest. Er verstärkte seinen Griff und richtete die gebogene, rote Klinge auf ihn. "Karma, was zur Hölle ist das?!"
Der Rothaarige stemmte gelassen eine Hand in die Hüfte. "Das ist Koro-Sensei, mein Lehrer." Light ließ die Sense schockiert fallen. Ein flüchtiges Lächeln schlich sich über seine Lippen, dann drehte er der Gruppe den Rücken zu. Mit geübten Handgriffen öffnete er das kleine Fach an seiner Uhr, in welchem er stets einen Schnipsel aus dem Death Note aufbewahrte.

Mit seinem kleinen Bleistift setzte er auf das kleine Papier an, doch mit Entsetzen musste er feststellen, dass die Uhr nicht mehr an seinem linken Handgelenk prangte. "Das ist aber eine schöne Uhr... Aber leider ist sie kaputt, ich werde sie für dich reparieren", sprach das Tentakelmonster und ließ die Uhr vor seiner Nase baumeln. Wie schnell ist der denn bitte? Ich habe nicht einmal gesehen geschweige denn gespürt, dass er mir die Uhr abgenommen hat!
Light sprang hoch, um sich die Uhr zu schnappen. Koro-Sensei schien das lustig zu finden, er aber nicht. Die Uhr hatte ihm sein Vater geschenkt, und seitdem trug er sie immer.

"Hör auf an der Uhr zu hantieren und gebe sie mir zurück!", zischte der Braunhaarige und gab es auf, sie zu erreichen. Koro-Sensei war viel schneller als er. "Hier, Light-kun." Misstrauisch nahm er sich sie zurück und legte sie um. "Ich habe sie ein wenig poliert und auf die Sekunde genau umgestellt. Sie ging knapp fünfzig Millisekunden nach."
Light beobachtete das gelbe Wesen noch immer feindseelig. Ryuk lachte wieder. Er tat nie etwas anderes als Lachen, wenn er aus irgendeiner Ecke kraucht.

"Du bist dir im Klaren, dass du den nicht umbringen kannst?", fragte der Shinigami, erwartete darauf aber keine Antwort. "Karma, Touka, ich habe übrigens den Hinweis erhalten", meinte Light beiläufig, nachdem sich Koro-Sensei wieder an seinen Schüler wandte. Touka hatte bis jetzt nur Watari angestarrt, der teilnahmslos im Raum stand. Von Koro-Senseis Anblick hatte sie genug.
"Es heißt nicht umsonst 'göttliches Wasser'."
Karma sah nun Light verwirrt an. "Prima", stöhnte Touka genervt auf. "Zwei potentielle Helfer für einen unnützen Tipp umgebracht."
Karma schien ihren Gedankengang zu teilen.

Der Student schüttelte lachend den Kopf. "Göttliches Wasser. Wo besucht man üblicherweise Götter?", fragte er und stützte sich am Tisch ab. Keiner der beiden antwortete. Light ließ den Kopf sinken und fuhr fort. "Stichwort Schrein."
"Dann schlage ich vor, du besuchst einen Schrein und erhältst so die nächste Möglichkeit für einen Hinweis", schlug Karma vor. Die Ghula trat an seine Seite und nickte überzeugend. Light warf einen Blick auf seine frisch polierte Uhr. Fünf Uhr morgens. Als wenn ich jetzt losgehe...
"Light, ich muss Sie sprechen, bevor es losgehen kann", mischte sich Watari ein. "Unter vier Augen." Der Braunhaarige schluckte, er vermutete bereits, worüber der Ältere reden möchte.

Einen tiefen Atemzug benötigte Light, bis er die Tür geschlossen und sich zu Watari umgedreht hatte. Dieser räusperte sich. "Wissen Sie, Ryuzaki ist für mich ein sehr wichtiger Mensch. Sollten Sie ihn nicht retten, werden Sie im Rahmen des Kira-Falls verhaftet", erklärte er sachlich, vermied jedoch den Blickkontakt.
"Und wissen Sie, Watari?", hob Light an. "Ryuzakis Leben liegt mir ebenso am Herzen, was denken Sie also, werde ich tun?"
Ein Stechen machte sich in seinem Brustkorb breit. Was, wenn er es nicht schaffen würde?
Ausnahmsweise hatte Ryuk eine beruhigende Wirkung, als er seine Hand auf Lights Schulter legte.

"Junge, du bist ein cleveres Köpfchen, wenn dir keine Lösung einfällt, dann wird sie niemanden vor die Füße fallen", meinte der Shinigami. Diese Aussage machte die Beruhigung grandios zunichte.
Watari nickte höflich und bewegte sich auf die Tür zu. "Ich möchte meinen Ziehsohn gerne noch einmal wohlauf sehen." Danach verschwand er und hinterließ eine bedrückte Atmosphäre. Light begann hysterisch zu lachen. "Hä? Was ist denn jetzt so lustig?", fragte Ryuk verwirrt und knabberte an einem Apfel herum. Er hörte einfach nicht auf zu lachen.
"Light? Hörst du mich überhaupt?"
"Ich wusste, dass ich L nicht trauen kann", murmelte der Student mit einem undefinierbaren Grinsen.

"Also vermute ich, dass du ihn doch töten willst", schlussfolgere der Todesgott. "Aber da würde dir die ganze Sonderkommission im Weg stehen."
Light begann wieder, zu lachen. Ryuk stimmte zögerlich mit ein, jedoch kannte er den wahren Grund des Lachens nicht. Tränen bahnten sich an, die nur dadurch zurück gehalten werden konnten. Der Brünette fühlte sich betrogen, hintergangen, im Stich gelassen. Er hatte den Detektiven frei heraus etwas vertrauliches erzählt, er hatte ihn nicht verstoßen. Wie kann er nachts seine drei Stunden schlafen, mit dem Wissen, einem Menschen Leid zugefügt zu haben? Weiß er das denn überhaupt?

"Komm, Ryuk. Wir sollten zu den anderen gehen", meinte er und atmete tief durch.
"Sollten wir uns nicht alle einmal auf's Ohr hauen, bevor wir weitermachen?", schlug Karma vor. Als wäre nichts gewesen, stand Light bei seinen Kollegen und trank einen Kaffee. Watari war verschwunden, ebenso wie Koro-Sensei. Touka nickte. "Wir sollten uns wirklich ausruhen, sonst kommen wir nicht weiter."
Und erneut stand Light allein da. Sogar Ryuk war verschwunden.
"Warum so einsam, Light?"
Die gehässige Stimme von Rabo erkannte er unter tausenden wieder. Fester griff er seine Tasse.
"Ich habe einen neuen Auftrag für dich, Kira."

Der Kriegsgott hatte nun Lights volle Aufmerksamkeit. "Sag schon", flüsterte er und versuchte, Rabo im Antik ausfindig zu machen. "Töte jemanden, den du kennst, der aber nicht in deiner Umgebung ist", forderte Rabo. "Dafür bekommst du eine Chance, deinen Freund zu heilen."
"Wo ist der Haken?", fragte Light nach. Es gab immer einen Haken, und ganz besonders bei Rabo.
"Es muss die erste Person sein, mit der du die positivsten Dinge verbindest, die deine Gedanken gerade beschäftigen."
Light schluckte. Kann ich das auch irgendwie verfälschen?

"Oh, und versuche erst gar nicht, etwas zu verfälschen, Nora kann deine Gedankengänge verfolgen", grinste der Weißhaarige hämisch, darauf folgte ein Kichern einer weiblichen Person.
Mit zitternder Hand öffnete er das Fach an seiner Uhr, dass Koro-Sensei glücklicherweise nicht verklebt hatte, und schrieb einen Namen auf den Schnipsel. Diesen nahm er heraus und legte ihn vor Rabo auf den Tisch.

Sayu Yagami.

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt