∆Kapitel 19: Er ist ein Mörder∆

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Karma profitierte von seiner Stärke. Körperlich war er Nagisa schon immer überlegen, selbst wenn sein Gegenüber von einem Ayakashi besessen war. Einige mehr oder weniger starke Schläge musste der Rothaarige jedoch einstecken, als er den Blauhaarigen mit der Unterhose an einem Straßenschild aufgegangen hatte. Diabolisch grinste er. "So, du wartest jetzt hier und ich suche einen Schrein", meinte er und stolzierte los. Er kam allerdings nicht weit, er hatte keinen blassen Schimmer, wo und ob hier überhaupt ein Schrein war. Also machte er kehrt und sah nach Nagisa. Zu Karmas Entsetzen war sein Mitschüler verschwunden, lediglich ein violettes Portal war am Himmel zu erkennen.

Wütend und verzweifelt stampfte er auf den Boden und schleuderte seine Quinke in das nächstgelegene Schaufenster. Um Menschen musste er sich keine Sorgen machen, hier waren eh keine unterwegs. Lässig warf er seinen Kopf zur Seite und sah dann wieder geradeaus. Plötzlich drehte er seinen Kopf wieder zurück.
Eine kleine Katze mit weißem Pelz, welcher zusätzlich noch mit schwarzen Flecken geziert war, saß in den Scherben und starrte ihn unverwandt an. Verwundert hockte sich der Rothaarige hin und streckte die Hand nach dem einzigen Lebewesen in der ganzen Umgebung aus.
Die Katze bewegte sich nicht einen Millimeter, sie blieb einfach sitzen und musterte den Rothaarigen.

"Hey, ich tue dir nichts", flüsterte Karma behutsam. Langsam bewegte er sich zu dem Wesen. Als wäre sie eine Statue, unbeweglich. Nicht einmal ihre Atmung war zu erkennen. Karma hatte sich der Katze so sehr genähert, dass er sie fast hätte berühren können, jedoch stieß er mit dem Knie gegen den Griff seiner Quinke. Erschrocken sprang die Katze hoch und flüchtete. Traurig blickte er ihr hinterher.

"Ist alles in Ordnung?"
Ein Passant berührte den Rothaarigen an der Schulter. Erschrocken fuhr er hoch und blickte sich um. Die Straßen waren wieder voller Leben. "Ja, alles in Ordnung", bestätigte Karma und nickte dem Passanten, einem schwarzhaarigen jungen Mann, zu. Er sah ihn mitfühlend an. "Wenn Nagisa-kun gefunden wurde, geben Sie mir bitte Bescheid", meinte er und steckte Karma einen Zettel zu. Seine Telefonnummer.
Karma hob seine Quinke auf und verstaute sie wieder im Koffer. Er sollte lieber zurück zum Treffpunkt gehen.

"Karma!", wurde der Rothaarige von Touka begrüßt. Er bekam einen Schreck, sie war ganz blutverschmiert. Sie bemerkte seinen Blick und hob beruhigend die Hand. "Keine Sorge, mir geht's gut."
"Light ist noch beschäftigt, oder?", fragte Karma und starrte die Straße hinunter. Dort, wo das letzte Portal am Himmel prangte. "Sollten wir ihn helfen?", fragte Touka und lehnte sich lässig an eine Häuserwand. Karma zuckte mit den Schultern. "Wenn er da gerade verreckt, sollten wir ihm vielleicht helfen...", seufzte er.
Ohne einen weiteren Wortwechsel spazierte Touka los. Karma folgte der Ghula und bereitete sich mental auf einen weiteren Kampf vor.

Aus der Ferne ließ sich bereits die rote Quinke des Studenten erkennen. Die Klinge der Sense hing am Boden, Light nahm tiefe Atemzüge. Schnell ergriff Karma die Chance: Er sprintete vorraus an Lights Seite. "Überlass ihn mir!", brüllte der Rothaarige übermütig. Ein wenig später stolperte und lag der Länge nach auf dem Boden. Der Student hatte ihm ein Bein gestellt.
"Das ist meine Sache", knurrte er und starrte wieder geradeaus, direkt seinem Gegner entgegen.
Dies ist also der berühmt berüchtigte Meisterdetektiv L...

Der Schwarzhaarige starrte die Gruppe feindselig an, seine linke Gesichtshälfte war komplett violett. Seine gekrümmte Körperhaltung war ihm jedoch geblieben. "Verdammt, L", flüsterte Light und sprang los. Sein Schrei klang verzweifelt, verletzt.
Karma stemmte eine Hand in die Hüfte und schüttelte grinsend den Kopf. "Der Typ soll Kira sein? Dann bin ich ein Mörder!", lachte er. Touka sah den Rothaarigen an. "Überraschung, du bist ein Mörder!", meinte sie.
Light kämpfte alleine. Alleine gegen L, seinem Kontrahenten, seinem Gegner, seinem Freund.
"Wollten wir ihm nicht helfen?", fragte die Ghula und beobachtete das Geschehen. "Er will alleine kämpfen", seufzte Karma und drehte Light den Rücken zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich hier auch die Umgebung verdunkelt hatte. Ich muss zurück zum Antik.

Karma beschleunigte sein Tempo, er musste weg. Die Aura, die sich bei diesem Kampf gebildet hatte, war zu unheimlich. Er war froh, dass Touka etwas weiter hinter ihm war, aber ihm folgte.
Schnell schloss er die Tür des Antiks. Dieses natürliche Licht tat ihm jetzt gut.
Das Antik sah aus, als wäre Herr Ackermann gerade hier gewesen, nur ein kleiner Papierschnipsel zerstörte das perfekte Bild. Karma nahm sich den Zettel und bemerkte die Schrift. "Sayu Yagami", las er laut vor und warf den Zettel schulternzuckend in die Mülltonne. Danach schmiss er sich auf einem Stuhl und schaltete den Fernseher ein, auf dessen Programm gerade die Nachrichten liefen.

"...aber was hatte Sayu Yagami, das unschuldige Opfer Kiras, Tochter des Oberinspektor Yagamis, für einen Grund, zu sterben?"

Karmas Herzschlag beschleunigte sich. Er hatte gerade den Zettel mit ihrem Namen in den Müll geworfen, und schon war sie tot? War es so einfach, Kira zu sein?

"Oberinspektor Yagami in einem Interview: "Kira, wenn ich dich finde, bringe ich dich mit meinen bloßen Händen um! Du bist daran schuld, dass meine Tochter nun tot ist, und du bist schuld, dass mein Sohn sich in Lebensgefahr begibt!'"

Karma schaltete den Fernseher ab.  Es bildete sich ein Kloß in seinen Hals. Hatte er das unschuldige Mädchen umgebracht, indem er den Zettel wegwarf? Oder war Kira im Antik gewesen, und wollte nun die Schuld in die Schuhe anderer schieben?
Egal was es war, Karma war einfach nur paranoid geworden. Aber was war dann letzte Nacht gewesen? Light hatte zwei Ghule umgebracht, für einen guten Zweck. Was war das aber für ein Buch, das er in den Händen hielt? Wie starben die Ghule?

Karma schüttelte seinen Kopf. Er stellte sich nur zu viele Fragen. Eine Nacht, in der er wirklich durchschlafen konnte, das brauchte er jetzt.
Touka trat nun durch die Tür. Begrüßend nickte sie ihm zu und stellte sich an die Theke. "Light kommt gleich", meinte sie und kochte Kaffee ab.
Irgendetwas rumpelte oben. Als würde ein Stapel gefüllter Kartons umfallen. Der Rothaarige sprang auf die Beine und schlich langsam die Treppe hoch.

"Hallo? Ist da wer?", rief er standhaft, als er vor seinem Zimmer, der Geräuschquelle, ankam. Irgendwas ist hier faul...

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt